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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen und Bremen — Petersberg: Imhof, Heft 40.2013

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Mühlenbestand in den Gemeinden (alphabetisches Register)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51161#0073
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Landkreis Diepholz

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konzession auf das Inland. Schröders Unverfrorenheit
und unternehmerische Initiative blieb ungebrochen.
1798 fing er an, Bier zu brauen und Brot zu backen.
Das rief wiederum die benachbarten Müller auf den
Plan. Die Beschwerde der Drebbermüller, Essemüller,
Helmsmüller, Hengemüller, Oldewage, Rodemüller
und Tengemann führte lediglich zu einem Verweis.
Schröder machte ungerührt weiter. Sein Sohn führte
nach dem Tode seines Vaters im Jahr 1800 den
Betrieb in dessen Sinne weiter und erhielt schließlich
1828 die Konzession, gebeuteltes Weizen- und
Roggenmehl herzustellen. 1849 erteilte man eine
unbeschränkte Konzession. 1857 waren die techni-
schen Merkmale der Mühle nach einem Gutachten
{34} folgende: Flügelflucht 80 Fuß (23,36 m),
Flügelbreite 7 Fuß, 9 Zoll (circa 2,27 m), ein
Roggengang mit Steindurchmesser 1,75 m, ein
Weizengang, zwei Graupengänge, ein Ölgang. 1863
brannte diese Mühle ab. Zwei Jahre später entstand
die heutige, etwas kleinere Mühle am gleichen Platz,
wurde aber verkauft an Fritz Helmsmüller aus Düste.
Die Schreibfedernfabrik ging ein. Die Familie Schröder
wanderte aus. Die Mühle wurde mehrfach verpach-
tet. Der erste Pächter, der Müller Heinrich Stute von
der Hengemühle, verunglückte bald tödlich. Er wurde
vom drehenden Flügelkreuz am Kopf getroffen. 1898
erwarb Heinrich Grelle aus Ossenbeck die Mühle. Er
erweiterte sie 1901 um ein Horizontalsägegatter und
1910 um einen Sauggasmotor, weil die Flügel schad-
haft geworden waren. 1922 baute man gebrauchte
Flügel von einer in Twistringen abgebrochenen Mühle
ein (siehe dort).
Die Mühle mit Durchfahrt, am östlichen Ortsrand von
Sankt Hülfe gelegen, hatte zuletzt Segelgatterflügel,
eine Doppel-Windrose und eine Galerie aus Stahl.
Dem breitwuchtigen, achtkantigen Mühlenturm aus
Backsteinmauerwerk fehlen inzwischen Kappe, Flügel
und Galerie. Im Sichtmauerwerk befinden sich noch
die Auflagerkonsolen aus Sandstein für die Ring-
schwelle und die Streben einer Holzgalerie. Der Turm
ist mit einem Notdach abgedeckt. Im angrenzenden
eingeschossigen Schuppen befand sich ein Sägewerk
mit Horizontalgattersäge der Firma H. W. Ortmann2
aus Osnabrück. Die 2009 noch im Besitz der Familie
Helmsmüller befindlichen Gebäude sind in schlech-
tem Zustand. Das Mauerwerk ist durch Witterungs-
einflüsse erodiert und zeigt Risse. Ursprünglich gab es
einen Steert zum Drehen der Kappe. Mit Windkraft
sollen die beiden Steinmahlgänge bis in die 1920er
Jahre betrieben worden sein.3 Danach setzte man
zunächst ein Dieselaggregat und dann einen Elektro-
motor ein und statt der beiden Mahlgänge eine klei-
ne Schrotmühle mit vertikalem Steinpaar. Jetzt noch
in Resten vorhanden sind Trieur, Petkus-Reinigung,
Schrotmühle mit senkrechtem Steinpaar, Elevatoren,
Vorratsbehälter, Transmissionen, elektrische Sackwin-
de sowie das demontierte Sägewerk.

1 Lohmeyer, Fritz: 150 Jahre St. Hülfer Windmühle; Dehlfing,
Fr.: Die St. Hülfer Windmühle, beide in: Heimatblätter. 1931,
Nr. 4, S. 36 u. 37 bzw. S. 45 f.
2 Eisengießerei und Maschinenbauanstalt H. W. Ortmann,
Osnabrück, gegr. 1876.
3 Mitteilung von Frau Helmsmüller sen., Graftlage (2009).
Drebber
Schulstraße 1
Drebbermühle
Hof und Mühle sind noch vorhanden, der zweige-
schossige Fachwerkbau der unter Denkmalschutz ste-
henden Mühle von 1854 ist jedoch in instandset-
zungsbedürftigem Zustand. Mit der Hunteregulierung
vor 1947 und der Verlegung des Huntelaufs nach
Westen ist der Wassermühlenbetrieb obsolet gewor-
den. Lohmeyer1 vermutet, dass Hof und Mühle um
1500 begründet wurden. Urkundliche Erwähnungen
führen in die Jahre 1529 und 1570 zurück, als ein
„Otto thor Drebbermolen" genannt wurde. Das
Anwesen hatte zu dieser Zeit bereits einen ansehnli-
chen Gebäudebestand. Die Familie war dem Grafen
von Diepholz leibeigen. Zu den Obliegenheiten dem
Grafenhaus gegenüber gehörte neben der Lieferung
von Getreide und etlichen anderen Diensten auch die
Lieferung von Aalen, denn der Drebbermüller besaß
und besitzt immer noch für einen definierten
Hunteabschnitt das ausschließliche Fischereirecht.
1617, das Diepholzer Grafengeschlecht war 1585
ausgestorben, erhielten Berend zur Drebbermühle
und seine Frau llsche Moller den Mühlenhof als eige-
ne Leute vom Amt Diepholz zur Erbpacht. Dabei
schichtete man die Naturalienlieferungen um. Das
Roggengetreide war nun an den zweiten Prediger in
Diepholz zu liefern. Wie viele Müllerfamilien hier
waren auch die Drebbermüller mit anderen
Müllerfamilien versippt. Johann Drebbermüller, der
das jetzt noch stehende niederdeutsche Hallenhaus
1742 erbaute, war mit Anne Metta Rademüller (viel-
leicht Rodemüller) verheiratet.
1539 begann eine über Jahrhunderte andauernde
Streitigkeit, die die Bruchinteressenten vom Dümmer-
See vom Zaune gebrochen hatten. Sie behaupteten
(wahrscheinlich zu Unrecht), dass das Anstauen der
Hunte an den Mühlenwehren der Herrenmühle an der
Lohne in Diepholz sowie der Hengemühle, der
Drebbermühle und der Barnstorfer Huntemühle an
der Hunte zu Überschwemmungen ihrer Wiesen
führe. 1778 erließ das Amt Diepholz eine Verordnung,
die den Drebbermüller verpflichtete, den Fachbaum
und damit das Stauziel am Mühlenwehr um zwei Fuß
(circa 0,58 m) tieferzulegen und vom 15. April bis
Ende November nicht zu stauen, das heißt, die Mühle
nicht zu benutzen. Immerhin konnte der Drebber-
müller dafür eine Entschädigung einstreichen, die
 
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