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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen und Bremen — Petersberg: Imhof, Heft 40.2013

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Mühlenbestand in den Gemeinden (alphabetisches Register)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51161#0151
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Landkreis Diepholz

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fließt, sowie Scheunen, Ställen und Schuppen ist
beeindruckend. Es besteht kein Denkmalschutz.
Nach 0. Bach {32} wurde die Essemühle erstmals
1529 in einem Register des Propsteiguts des Alexan-
derstifts in Wildeshausen erwähnt. Der Mühlenhof
war dann ein Reitmeierhof der Diepholzer Grafen. Im
letzten Jahr des Dreißigjährigen Kriegs plünderte ein
marodierender schwedischer Reiterhaufen das An-
wesen und ermordete den Müller. Aber schon 1653
führte man einen Neubau auf, gezimmert in
Steyerberg. Die Essemühle fand 1768 mit anderen
Mühlen der Region Erwähnung.1 2 Nach einem Gut-
achten von 1857 {32} trieb in der Essemühle ein
unterschlächtiges Rad mit den Maßen Durchmesser x
Breite = 17 Fuß, 4 Zoll (circa 5,06 m) x 3 Fuß, 6 Zoll
(1,03 m) einen Roggen- und einen Weizengang mit
Steindurchmessern von 1,46 m (5 Fuß) an.
Das jetzige Gebäude der Essemühle ist Ergebnis einer
Modernisierungsmaßnahme aus dem Jahre 1891, bei
der auch eine Francis-Turbine eingebaut wurde. Ein
Firmenschild der Paderborner Firma Atorf & Propfe
(vergleiche Bassum, Stiftsmühle und Hemsloh-
Rodemühlen) könnte einem späteren Zeitpunkt zuzu-
ordnen sein. Die Turbine diente ab 1908 auch der
Stromerzeugung für den Eigenbedarf und für Höfe
der näheren Umgebung3 bis hin nach Drentwede (Hof
Uhlhorn). Zur Stabilisierung der zu erzeugenden
Strommenge errichtete man eine Dampfmaschinen-
anlage mit zwei Kesseln in einem Maschinenhaus, das
zum Teil noch besteht. Der Schornstein ist wegen
Baufälligkeit abgebrochen worden. Bis 1959 war das
Elektrizitätswerk in Betrieb, obwohl seit 1925 die NIKE
(Niedersächsische Kraftwerke AG) beim Aufbau ihres
eigenen Stromnetzes versuchte, den Kleinproduzen-
ten Essemühle zu vereinnahmen.
Derzeit wird in der Essemühle mit einer 11-KW-
Ossberger Durchströmturbine Strom erzeugt.4 Der
Mühlenbetrieb liegt still. Die Ausstattung der
Getreidemühle ist jedoch noch in wesentlichen Teilen
erhalten: von einem Liegenden formschlüssigen
Vorgelege aus wurden ehemals über Kegelrad-
Winkelgetriebe drei Mahlgänge mit Steindurch-
messern von 1,40 m angetrieben. Zwei Mahlgänge
und ein Steinkran sind noch vorhanden. Es gibt einen
Wurfsichter, eine kleine Schrotmühle, eine Mischer-
anlage, Kornspeicher und einen Elevator. Das zum Teil
noch sehr alte Fachwerk des Obergeschosses des klei-
nen Gebäudes ist mit Lehmstakung ausgefacht.
1 NLWK.
2 Hann. 74 Dieph. Nr. 16.
3 Kratzsch, Friedrich: Mehr Licht - Zu den Anfängen der
Elektrifizierung im Stadtgebiet von Twistringen, in: 750 Jahre
Twistringen, 2000.
4 Jörg Tanger, Essemühle.

Twistringen-Rüssen
Knochenmühle des Essemüllers
Wenige hundert Meter bachabwärts baute sich der
Essemüller 1865-1869 eine Knochenmühle an der
Heiligenloher Beeke {32}. Das phosphorhaltige
Knochenmehl begann in der Jahrhundertmitte als
Volldünger ein begehrtes Handelsobjekt zu werden.
Der Absatzerfolg des Vollmeiers Behrens aus dem
benachbarten Natenstedt, der Knochenmehl seit
1841 mit einer Göpelmühle herstellte, mag dem
Essemüller Anreiz für sein Vorhaben gewesen sein.
1881 ergänzte er die Technik des Kollergangs durch
ein Knochenstampfwerk, 1883 den Wasserradantrieb
durch eine Dampfmaschine und 1885 durch einen
Kessel zum Dämpfen und Aufbereiten der Knochen.
Nach dem Ersten Weltkrieg stillgelegt, verfiel die
Anlage. Es gibt nur noch Fundamentreste.

Twistringen-Rüssen
Ehemalige Windmühle Grieme
Südlich der Ortslage von Rüssen und der nahe gelege-
nen Heiligenloher Beeke ließen sich die Brüder Grieme
um 1885 eine Wallholländermühle mit Steert und
Segelgatterflügeln bauen {32}.
Die Müller hatten ihre Kundschaft westlich der Hunte
in Goldenstedt und Varenesch und bedienten sie dort
mit dem eigenen Pferdefuhrwerk. Nach 1918 ist die
Mühle abgebrochen und nach 1970 der Wall einge-
ebnet worden.

Twistringen-Rüssen, ehemalige Windmühle Grieme
(Stadtarchiv Twistringen)
 
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