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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen und Bremen — Petersberg: Imhof, Heft 40.2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.51161#0247
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Mühlenzwang, auch Mühlenbann
Obrigkeitliche Regelung, die die Mahlkunden eines
begrenzten Bereichs zwang, nur eine bestimmte herr-
schaftliche Mühle aufzusuchen. Übertretungen wur-
den bestraft. Die Mühlen wurden an Müller häufig
auf Erbpacht vergeben. Der zu entrichtende Erbzins
war nicht unerheblich. Grundlage des Mühlenzwangs
waren Verordnungen wie zum Beispiel das
„Königlich-Preußische Mühlenreglement (...)" von
1741 {23}. Die Befreiung vom Mühlenzwang erfolgte
durch den Code Napoleon 1804 und endgültig durch
die 1869 eingeführte Gewerbefreiheit.
Paltrockmühle
Weiterentwicklung der Bockwindmühle ohne Bock
mit größerem Innenraum. Das Mühlenhaus ist dreh-
bar auf einem Rollenkranz auf dem Boden gelagert. In
den Niederlanden ursprünglich für die Funktion der
Sägemühle entwickelt.
Pellgang
Siehe Graupengang.
Plansichter, Sichter
Mit in der Regel rechteckigem, übereinander ange-
ordnetem Siebsatz in einem geschlossenen Kasten,
der an Bündeln aus speziellen tropischen Lianen frei-
schwingend aufgehängt ist und durch einen Exzenter
in schüttelnde Bewegung versetzt wird. Dabei fällt
das von oben zugeführte Siebgut nacheinander durch
sämtliche Siebe und wird dabei in immer feinere Frak-
tionen getrennt. Häufig als Doppelplansichter mit
zwei Siebsätzen.
Reckmühle
Mühle mit Eisenhammerschmiede. Eisen „recken" be-
deutet, das Eisen durch Hämmern oder Ausschmie-
den in die Länge zu ziehen {28}.
Reitmeier(hof)
Von mhd. reiten = bezahlen, Rechnung ablegen, rech-
nen. Der Meierhof besaß die Verwaltungsaufgabe,
Rechnungsverkehr zu führen {28}.
Schralender Wind
Vor allem im Binnenland häufiges Phänomen der
schwankenden Windrichtung, die die Effektivität von
Windmühlen sehr beeinträchtigt. Bei Windmühlen
mit Steert erfordert es einen erheblichen Arbeitsauf-
wand, das Flügelkreuz ständig in den Wind zu dre-
hen.
Schrot
Das noch nicht ausgesiebte Produkt des Mahlvor-
gangs.

Schütz
Verschlussvorrichtung zur Regelung des Wasserdurch-
tritts durch Öffnungen an Wehren. Bei Wassermühlen
sind Tafelschütze als Spannschütze oder mit Zahn-
stangentrieb üblich. Sie werden in Nuten oder Falzen
von Grießsäulen geführt.
Segelgatterflügel
Windmühlenflügel aus dem Vorheck, das in der Regel
mit den so genannten Windbrettern belegt ist, deren
äußere Teile abnehmbar sind (Sturmbretter), der
Flügelrute, dem Achterheck mit dem Segelgatter, das
als Rücklage für das aus- und einrollbare Tuchsegel
dient.
Sichter
Arbeitsmaschine zum Aussieben von Schrot in ver-
schiedene Mehlsorten. Die ursprünglichste Form ist
die Beutelkiste. Weitere Formen: rotierende Zylinder-
siebe als Rundsichter oder Sechskantsichter, Zentrifu-
gal- oder Schleudersichter sowie Wurfsichter (so
genannte „Askania-Sichter") und Sichtmaschinen mit
flachen, horizontalen Sieben wie Flach- und Plansich-
ter {14}.
Staberrad
Wasserrad mit Radfelgen und dazwischen einge-
spannten flachen, gekröpften oder gebogenen
Schaufeln für unter- und mittelschlächtigen Betrieb.
Stapel
Mundartliche Bezeichnung für das sich nach oben
verjüngende Oberteil einer Holländerwindmühle.
Steert
Langer Hebel zum Drehen (niederländisch = kruien)
der Kappe von Holländerwind- bzw. des Mühlen-
hauses von Bockwindmühlen. Als Arbeitshilfe beim
Drehen werden Seil- oder Kettenhaspeln verwendet.
Strauberrad
Wasserrad für unterschlächtigen Betrieb mit in einen
Radreifen radial eingezapften und seitlich offenen
Schaufeln.
Trieur
Zylinderförmige Getreidereinigungsmaschine zum
Auslesen runder Unkrautsamen.
Turbine
Wasserturbine {24}: Energiekonverter mit schnell dre-
hendem Laufrad zum Antrieb von Arbeitsmaschinen.
Für Wassermühlen besonders geeignet sind die Fran-
cis-, die Kaplan- und die Ossberger-Turbine. Das
Prinzip ist seit der Antike bekannt. Der Begriff wurde
vom Franzosen Burdin 1823 geprägt. 1827 entwickel-
te Fourneyron die erste moderne Turbine.
 
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