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Möller, Hans-Herbert; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Düna/Osterode - ein Herrensitz des frühen Mittelalters: archäologische und naturwissenschaftliche Prospektion, Befunde und Funde ; überarbeitete Zusammenfassung der fachübergreifenden Vorträge, gehalten auf dem Kolloquium am 9./10. September 1983 in Düna — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 6.1986

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Klappauf, Lothar: Einleitung: Resümee des Koloquiums am 9./10. September 1983 in Düna
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https://doi.org/10.11588/diglit.50504#0009
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Einleitung
Resümee des Kolloquiums am 9./10. September 1983 in Düna

Nach drei Grabungskampagnen von 1981 bis 1983
sollte am 9./10. September 1983 vor fachkundigen Teil-
nehmern über die Maßnahmen des Instituts für Denk-
malpflege, Hannover, im frühmittelalterlichen Herren-
sitz zu Düna, Stadt Osterode, Ldkr. Osterode am Harz,
berichtet werden. Ziel dieser Veranstaltung war neben
der Diskussion der angewandten Prospektions- und
Grabungsmethoden der interdisziplinäre Gedanken-
austausch zur Auswertung der verschiedenen Fund-
materialien und die Entscheidungshilfe über den weite-
ren Fortgang des Projektes.
In seiner Begrüßung verwies Landeskonservator Prof.
Dr. H.-H. Möller, Institut für Denkmalpflege Hannover,
auf die hervorragende, traditionsreiche Zusammenar-
beit der Denkmalpflege mit dem Landkreis Osterode
am Harz, z. B. bei den Grabungen in Pöhlde, auf der Pi-
pinsburg und in jüngerer Zeit im Kloster Walkenried so-
wie natürlich in Düna. Gerade Düna kann als Beispiel für
das Funktionieren der Denkmalpflegeorganisation gel-
ten: Die Fundmeldung des Dünaer Dorfchronisten
G. Bierkamp gelangte über den ehrenamtlichen Beauf-
tragten für die Archäologische Denkmalpflege des
Landkreises Osterode, W. Reißner, an den Bezirks-
archäologen des Instituts für Denkmalpflege - Außen-
stelle Braunschweig - H. Rötting M. A., der nach einer
sorgfältigen Überprüfung die Angelegenheit an den zu-
ständigen Querschnittsbeauftragten für Stadtkern- und
Wüstungsforschung in Hannoverweitergab.
Über die historisch-geographische Situation Dünas be-
richtet Dipl.-Geogr. N. Steinau, Geographisches Insti-
tut der Universität Hannover. Anhand historischer Kar-
ten läßt sich die Lage Dünas zwischen zwei in einen
Teich mündenden Bachläufen sowie das Verhältnis zur
mittelalterlichen Fernstraße vom Leinetal an der Pipins-
burg vorbei zur Pfalz Pöhlde und weiter in den säch-
sisch/thüringischen Raum rekonstruieren. Recht sorg-
fältig aufgearbeitet sind die Wüstungen aus geo-
graphischer Sicht, besonders auch bezüglich des sich
auffallend häufenden Reichsgutes. Leider setzen die
schriftlichen Quellen zu Düna erst mit der Vergabe der
Kapelle im Jahre 1286 ein, so daß außer der Namens-
form Dunede, die auf eine sogenannte „sehr alte“ Sied-
lung schließen läßt, auch trotz intensiver Suche bisher
keine Hinweise auf die ältere Siedlung gefunden wer-
den konnten. Jedoch könnte die Ruhe, die in der frühe-
ren Zeit um Düna herrscht, auf konstante Besitzverhält-
nisse über einen langen Zeitraum hinweg schließen las-
sen.

Aus archäologischer Sicht garantiert das Fehlen schrift-
licher Überlieferungen die methodisch einwandfreie,
unvorbelastete - befundpositivistische - Interpretation,
die nicht Gefahr läuft, durch eine vorschnelle Gleichset-
zung archäologischer Befunde mit historisch überliefer-
ten Vorgängen eine Befundverzerrung zu verursachen.
In den geologischen Untergrund Dünas im Zusammen-
hang mit der Geologie des Harzvorlandes führt DipL-
Geol. F. Vladi, Landkreis Osterode am Harz, ein. Wie im
benachbarten Naturschutzgebiet Hainholz sind auch
hier starke Verkarstungen im Gips zu beobachten, wo-
durch der Wasserhaushalt unberechenbar verändert
worden sein kann. Dies könnte erklären, warum Düna
heute auf einem ziemlich trockenen Plateau liegt, die
ältesten Bachläufe dagegen für eine recht starke Was-
serführung - zumindest in feuchten Jahreszeiten -
sprechen.
Die Bachläufe wurden, ebenso wie die anthropogenen
Störungen im Siedlungsareal mit Peilstangenbohrun-
gen im systematischen 5-m-Raster erfaßt. Die flächen-
hafte Kartierung der Bohrergebnisse erlaubt die Lokali-
sierung siedlungsverdächtiger Stellen im Gelände. Die
höhenbezogene Darstellung wird einen Einblick in das
Siedlungsrelief gewähren.
Die Eingrenzung des gesamten Siedlungsareals wurde
von Dr. R. Zölitz, Geographisches Institut der Universi-
tät Kiel, mit Hilfe von Phosphatanalysen vorgenommen.
Die Proben wurden in einem Areal von ca. 550 m x
300 m bis zum Hainholz hin in einem Abstand von 20 m,
nach außen hin 40 m, aus einer Tiefe von jeweils 0,10 m
und 0,50 m entnommen. Das Ergebnis der quantitativen
Laboruntersuchungen zeigt in der Kartierung recht ein-
drucksvoll die Grenzen des Siedlungsareals auf. Be-
merkenswert ist die Übereinstimmung dieser Grenzen
sowohl bei der Kartierung des Phosphatgehaltes in
0,10 m als auch in 0,50 m Tiefe. Unklar bleibt lediglich
die Grenze der Siedlung nach Norden, zum heute besie-
delten Bereich hin. Hier fallen die rezenten Einflüsse
doch störend auf.
Zum Auffinden von Mauerzügen ebenso wie zur Ein-
grenzung anthropogen gestörter Bereiche hervorragend
geeignet sind die geoelektrischen Gradientenmessun-
gen, die von Prof. Dr. E. Mundry und Dr. R. Schulz, Nie-
dersächsisches Landesamt für Bodenforschung Han-
nover, bereits seit 1981 durchgeführt wurden. In den
Jahren 1982 und 1983 konnten die Messungen große

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