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Möller, Hans-Herbert; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Düna/Osterode - ein Herrensitz des frühen Mittelalters: archäologische und naturwissenschaftliche Prospektion, Befunde und Funde ; überarbeitete Zusammenfassung der fachübergreifenden Vorträge, gehalten auf dem Kolloquium am 9./10. September 1983 in Düna — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 6.1986

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Fromm, Kurt: Bestimmung der Magnetfeldrichtung an einem mittelalterlichen Backofen in Düna
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https://doi.org/10.11588/diglit.50504#0080
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Bestimmung der Magnetfeldrichtung an einem
mittelalterlichen Backofen in Düna
Kurt Fromm

Eine archäologische Grabung in Düna legte u. a. die Re-
ste eines Backofens einer mittelalterlichen Siedlung
frei. Der Boden des Ofens mit einer gebrannten Lehm-
oberfläche war noch erhalten.
Solche Funde aus gebranntem Material besitzen eine
remanente Magnetisierung, die sie beim Abkühlen im
Magnetfeld der Erde erworben haben. Daher läßt sich
aus der Remanenz, insbesondere aus ihrer Richtung,
auf das Erdfeld und die Lage des magnetischen Poles
zur Zeit der letzten Abkühlung des Materials schließen.
Aus einer großen Anzahl datierbarer Befunde können so
die säkularen Variationen der Magnetfeldrichtung in
historischer und prähistorischer Zeit abgeleitet werden.
Dies ist für Westeuropa in begrenzten Intervallen erfolg-
reich geschehen und hat zu Kurven der Inklinations-
und Deklinationsvariationen geführt, aus denen dann
umgekehrt die Datierung eines Fundes in gewissen
Grenzen möglich ist. Diese Kurven sind allerdings er-
gänzungs- und verbesserungsbedürftig. Für den Ofen
liegt eine Altersangabe seitens der Archäologie vor.
Seine paläomagnetische Untersuchung hat daher das
Ziel, zur genaueren Kenntnis der Säkularvariationen
beizutragen.

Gewinnung des Probenmaterials
Im Juli 1984 konnte ein Backofen freigelegt werden, der
zu den jüngeren der vom 4. bis 13. Jahrhundert n. Ohr.
bewohnten früheren Siedlungen gerechnet wird und
vermutlich im 10. oder 11. Jahrhundert benutzt worden
ist.
Der noch gut erhaltene Boden des kreisförmigen Ofens
von 2,5 m Durchmesser war in der Mitte leicht aufge-
wölbt. Seine Oberfläche war von zahlreichen leichten
Eindellungen geprägt, die zum Teil durch spätere Set-
zungen des Untergrundes entstanden sein können,
worauf sich auch eine leichte Neigung des ganzen Bo-
dens nach SW zurückführen läßt. Von der Ofenhitze war
eine dünne Lehmschicht des Bodens zu einer Kruste
mit harter, gelblicher glatter Oberfläche gebrannt wor-
den, die an der Unterseite aus weniger hartem, rötlich
gebranntem Lehm bestand. Durch feine Risse war die
Kruste in polygonale Scherben von ca. 50 cm2 Fläche
aufgeteilt. Unter dieser in Ofenmitte bis zu 2 cm dicken
Schicht befand sich eine Packlage aus Kieseln von ca.
5 cm Durchmesser (Abb. 3).

Die Bestimmung der gesuchten Remanenzrichtung
kann nur im Labor an Proben ausgeführt werden, die
genau orientiert aus dem unverändert erhaltenen, ge-
brannten Material des Fundobjektes entnommen sind.
Die Probennahme wurde am 9.7.1984 von Mitarbeitern
des Labors für Gesteinsmagnetik des Niedersächsi-
schen Landesamtes für Bodenforschung vorgenom-
men.
Der Aufbau des Ofenbodens - die dünne gebrannte
Lehmkruste auf der Steinlage - erlaubte es nicht, grö-
ßere Teile zusammenhängend zu bergen. Da von der
Mitte des aufgewölbten Ofenbodens angenommen
werden konnte, daß ihre Oberfläche ursprünglich hori-
zontal gewesen ist, wurden aus diesem Bereich ein-
zelne Scherben mit möglichst ebener Oberfläche als
Proben gewählt.
Zur Orientierung der Proben wurden Pfeile in Richtung
der lokalen Oberflächenneigung auf den Scherben ein-
geritzt und deren Azimut mit einem Geologenkompaß
bestimmt. Zur Messung der Neigung wurde der zuge-


1 Verteilung der Flächenneigungen der Scherbenoberflächen nach
Richtung und Betrag.
Die Richtung der Neigung entspricht in der Darstellung dem Azimut, der Nei-
gungsbetrag ist an den Ringen (1° bis 9°) abzulesen.
Die Probe mit 10° Neigung nach 240° (WSW) wurde nicht verwertet.

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