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Möller, Hans-Herbert; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Düna/Osterode - ein Herrensitz des frühen Mittelalters: archäologische und naturwissenschaftliche Prospektion, Befunde und Funde ; überarbeitete Zusammenfassung der fachübergreifenden Vorträge, gehalten auf dem Kolloquium am 9./10. September 1983 in Düna — Hannover: Inst. für Denkmalpflege, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 6.1986

DOI article:
Fromm, Kurt: Bestimmung der Magnetfeldrichtung an einem mittelalterlichen Backofen in Düna
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.50504#0082
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einzelnen Würfeln stark unterschiedliche Richtungen
aufwies. In der Scherbe 9 traten sogar negative Inklina-
tionen bei der NRM auf, doch auch hier wurde nach der
ersten Abmagnetisierung nur noch die gemeinsame In-
klination bei ca. 67° beobachtet.
Die Intensität der NRM lag generell bei ca. 1000 mA/m.
Die weitaus stärksten Abweichungen traten innerhalb
der Probe 9 auf, bei der Werte zwischen 160 und 2060
mA/m gemessen wurden. Nach der ersten Abmagneti-
sierung (mit 8 kA/m) betrug die partielle Remanenz
(PRM8) in der Regel etwa 75 % der NRM; nur in Probe 9
stieg sie gegenüber der NRM an, wobei die anfänglich
große Streuung - wie schon bei der Richtung beobach-
tet - merklich geringer wurde. Nach den weiteren Ab-
magnetisierungen waren allgemein die Intensitäten
stark reduziert: die PRM16 und PRM32 betrugen nur
noch ca. 35 % bzw. ca. 15 % der NRM.
Die Suszeptibilitäten betragen ca. 0,01 (dimensions-
lose) SI-Einheiten, so daß die mit dem Kompaß vorge-
nommene Probenorientierung von der im Erdfeld indu-
zierten Magnetisierung ebensowenig wie von der Re-
manenz verfälscht worden sein konnte. Ferner bleibt
der Winkel, um den der magnetische Fluß im Material
von der Erdfeldrichtung abweicht und der bei hoher
Suszeptibilität für die Auswertung der Remanenzrich-
tung zu berücksichtigen wäre (Schurr et al., 1984), mit
0,2° hier ohne Bedeutung.

Tab. 1: Die mittleren Remanenzrichtungen in den Proben (Scherben)
in situ und für horizontale Oberflächen und die entsprechenden Rich-
tungen der daraus gebildeten Resultierenden (unten).

Probe
Remanenzrichtung
Präzision
Nr.
n
in situ
gekippt
«95
k
D
I
Dh
lh
1
4
33,4
64,7
33,4
64,7
3,0
914
2
8
34,7
61,9
34,7
61,9
2,0
783
3
6
28,3
64,3
32,7
67,8
2,6
685
4
8
29,3
64,5
31,6
68,4
2,9
374
5
13
25,5
66,7
34,7
67,7
2,2
343
6
4
19,6
65,4
12,9
69,6
4,2
470
7
6
22,8
64,5
13,5
62,6
3,8
312
8
8
25,1
67,4
37,4
72,9
3,3
289
9
10
27,8
66,8
39,0
72,4
3,1
238
10
5
9,5
61,3
350,9
65,0
5,8
173
11
9
21,7
67,5
9,9
66,9
3,0
295
12
10
27,4
66,8
18,3
70,4
2,5
384
13
5
19,3
69,3
24,2
72,9
6,4
143
Resultierende
ohne Probe 10
12
26,5
65,9
-
-
1,5
817
12
-
-
26,6
68,5
2,9
224

n Anzahl der Einzelwerte (Würfel bzw. Proben)
D Deklination der mittleren Richtung in situ
I Inklination der mittleren Richtung in situ
Dh Deklination der mittleren Richtung für horizontale Oberfläche
lh Inklination der mittleren Richtung für horizontale Oberfläche
a95 maximale Winkelabweichung der wahren von der mittleren Rich-
tung (bei 95 % Wahrscheinlichkeit)
k Präzisionsparameter für die Güte der Richtungsbündelung.

Ergebnisse
Die Auswertung der Remanenzrichtungen
Es wurden die nach der ersten Abmagnetisierung ver-
bliebenen partiellen Remanenzen (PRM8) ausgewertet,
da bei diesen die geringsten Streuungen auftraten. Aus
den einzelnen Remanenzrichtungen wurde zunächst
eine mittlere Richtung für jede Probe errechnet, indem
der resultierende Vektor aus den normierten Remanen-
zen (Einheitvektoren) bestimmt wurde.
Diese mittlere Richtung wird mit dem Winkelpaar aus
Deklination (0° bis 360°) und Inklination (0° bis 90° nach
unten) in Tabelle 1 zu jeder Probe angegeben, und zwar
einmal für die Lage der Scherbe bei der Probennahme
und dann auch für die in die Horizontalebene gedrehte
Oberfläche der Scherbe. Zur Einschätzung der Genau-
igkeit sind zwei Meßzahlen der Richtungsstatistik ange-
geben, nämlich a95 - mit 95% Wahrscheinlichkeit die
maximale Abweichung der wahren von der mittleren
Richtung - und der Präzisionsparameter k, der die Güte
der Richtungsbündelung ausdrückt. Beide Größen hän-
gen von der Streuung und der Anzahl n der Einzel-
werte ab.
Ein Vergleich der mittleren Deklinationen läßt die be-
sonders starke Abweichung der beiden Werte der
Probe 10 erkennen; Probe 10 wird daher in der weiteren
Auswertung nicht berücksichtigt. Die übrigen Deklina-

tionen liegen zwischen 19° und 35° bzw. zwischen 10°
und 39° nach Kippung der Proben in die Horizontale.
Die entsprechenden Inklinationen liegen zwischen 61°
und 69° bzw. zwischen 62° und 73°. Die Horizontierung
verursacht also eine etwas größere Streuung in den
Richtungen. Daraus läßt sich folgern, daß die Uneben-
heiten des gebrannten Bodens schon während der
Ofenbenutzung, zumindest aber vor dem letzten Erhit-
zen bestanden haben.
Die gesuchte Remanenzrichtung des Ofenbodens er-
gibt sich nun als Mittelwert der an den 12 Proben (ohne
Probe 10) bestimmten mittleren Richtungen. Für den
Zustand des Bodens bei der Freilegung ist die Deklina-
tion dieses Mittelwertes D = 26,5°, die Inklination I -
65,9°, der Vertrauenswinkel a95 = 1,5° und der Präzi-
sionsparameter k = 817. Legt man aber die Werte für die
horizontierten Scherben zugrunde, so erhält man D -
26,6° und I = 68,5° mit a95 = 2,9° und k = 224.
Allen Ergebnissen liegen die nach dem Sonnenstand
korrigierten Probenorientierungen zugrunde. Bei Be-
nutzung der Orientierungen nach dem magnetischen
Kompaß hätten sich die im einzelnen etwas abweichen-
den Winkel auf die mittlere Remanenzrichtung nur mit
0,1° ausgewirkt.
Die Winkeldifferenz von 2,6° zwischen den beiden Inkli-
nationen bedeutet, daß die Horizontierungen der
Scherben sich im Mittel nicht aufheben, sondern eine

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