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Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius; Mauthner, Fritz [Editor]
Die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften und die Verteidigungsschrift (1. Band) — München: bei Georg Müller, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.57344#0073
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VORREDE*)
MEIN, sage mir, lieber Leser, scheinet dir dieses
mein Vorhaben nicht eine kühne und recht-
schaffene, freche, ja weit über Herculis Kräfte sich er-
streckende Tat zu sein, indem ich mir jetzo vornehme,
wider den grossen und allgemeinen Riesen-Krieg al-
ler Künste und Wissenschaften die Waffen zu ergrei-
fen, und diese starken und mächtigen Jäger aller
Gelehrsamkeit rauszufordern ? Ich kann mir wohl ein-
bilden, dass der stolze Haufe aller Doktoren, die grosse
*) Der alte Übersetzer hat die sehr charakteristische Widmung
nicht mit aufgenommen; die Widmung Agrippas ist an den
reichen Genueser Kaufmann Fornari gerichtet, von dem schon
(Einleitung S. XXXI) die Rede war. Fornari scheint in Lyon
und Antwerpen Zweigniederlassungen besessen zu haben; er
half dem bedrängten Agrippa in Lyon und mag ihn bestimmt
haben, in den Niederlanden seine Zuflucht zu suchen; Fornari
bewunderte die okkultistischen Schriften Agrippas und bekam
dafür unsere zynische Schrift zugeeignet. Die Widmung selbst
betont den Zynismus des Buches: Agrippa sei durch sein Schick-
sal in einen Hund verwandelt worden, der nur noch beissen,
bellen, schelten und fluchen könne; ihm fehle zum Hunde
nichts als die für einen Hofmann notwendige Fähigkeit zu
schmeicheln und zu wedeln. Da er nichts Besseres habe, schenke
er dem Gönner dieses Buch. Agrippa werde vielleicht noch
einmal in einen philosophierenden Esel zurückverwandelt
werden. Und er schliesst die Zuschrift, indem er das Motto
wiederholt: Nichts zu wissen, das glücklichste Leben.
 
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