84 Agrippa
las hat die Flöte verfluchet. Bei dem Homero hat ein
Zitherschläger auf der Zither geschlagen und haben
die Alcyones und Ulysses zugehöret; bei dem Virgilio
hat Jopas gesungen, Dido und Aeneas aber zugehö-
ret. Als Antigonus, der Hofmeister des jungen Alex-
andri Magni, den Alexandrum Magnum hat singen
hören, hat er seine Zither zerbrochen und von sich
geworfen und gesaget: dir kommt zu, zu regieren,
und nicht zu singen. Die Ägyptier, wie Diodorus be-
zeuget, haben die Musik als ein weibisch Werk, wel-
ches rechtschaffenen Männern nicht anstehet, ihrer
Jugend zu lernen verboten; und Ephorus, wie Poly-
bius schreibet, hat dafürgehalten, dass diese Kunst
zu keinem andern Ende, als die Leute auszulachen
und zu betrügen, erfunden wäre. Aber, die rechte
Wahrheit zu sagen, was ist doch unnützlicher, ver-
ächtlicher und mehr zu meiden als die Pfeifer, die
Sänger und andere dergleichen Art Musici, welche mit
allen ihren schwierigen Gesangskünsten das Zwit-
schern aller Vögel übertreffen, auch gleichsam durch
eine vergiftete Süssigkeit, wie die Sirenen mit ihrem
leichtfertigen Singen, Scheingebärden und Klang der
Menschen Gemüter zu bezaubern und einzunehmen
trachten ? Dahero haben der tapfern Thrakier Wei-
ber den Orpheum verfolget, weil er mit seinen Ge-
sängen die Männer ganz weibisch gemachet.
Ist was Sonderliches den Fabeln zuzuschreiben, so
soll der Argus einen Kopf, mit hundert Lichtern oder
Augen umgeben, gehabt haben, welche alle doch durch
Klang einer Pfeifen sind ausgelöschet und verdunkelt
worden. Aber gleichwohl rühmen sich die Musici,
dass sie die Gewalt über die Redner selber hätten
und stärker die Affekten der Menschen movieren könn-
ten; ja, diese hat die Unsinnigkeit so hoch getrieben,
dass sie sagen, die Himmel pflegten selbsten zu singen,
jedoch mit einer solchen Stimme, die von keinem
Menschen jemals wäre gehöret worden, nur aber was
ihnen, den Musicis durch ihre Evoe taumelnd und
gleichsam im Schlaf wäre kund gemachet worden. In-
las hat die Flöte verfluchet. Bei dem Homero hat ein
Zitherschläger auf der Zither geschlagen und haben
die Alcyones und Ulysses zugehöret; bei dem Virgilio
hat Jopas gesungen, Dido und Aeneas aber zugehö-
ret. Als Antigonus, der Hofmeister des jungen Alex-
andri Magni, den Alexandrum Magnum hat singen
hören, hat er seine Zither zerbrochen und von sich
geworfen und gesaget: dir kommt zu, zu regieren,
und nicht zu singen. Die Ägyptier, wie Diodorus be-
zeuget, haben die Musik als ein weibisch Werk, wel-
ches rechtschaffenen Männern nicht anstehet, ihrer
Jugend zu lernen verboten; und Ephorus, wie Poly-
bius schreibet, hat dafürgehalten, dass diese Kunst
zu keinem andern Ende, als die Leute auszulachen
und zu betrügen, erfunden wäre. Aber, die rechte
Wahrheit zu sagen, was ist doch unnützlicher, ver-
ächtlicher und mehr zu meiden als die Pfeifer, die
Sänger und andere dergleichen Art Musici, welche mit
allen ihren schwierigen Gesangskünsten das Zwit-
schern aller Vögel übertreffen, auch gleichsam durch
eine vergiftete Süssigkeit, wie die Sirenen mit ihrem
leichtfertigen Singen, Scheingebärden und Klang der
Menschen Gemüter zu bezaubern und einzunehmen
trachten ? Dahero haben der tapfern Thrakier Wei-
ber den Orpheum verfolget, weil er mit seinen Ge-
sängen die Männer ganz weibisch gemachet.
Ist was Sonderliches den Fabeln zuzuschreiben, so
soll der Argus einen Kopf, mit hundert Lichtern oder
Augen umgeben, gehabt haben, welche alle doch durch
Klang einer Pfeifen sind ausgelöschet und verdunkelt
worden. Aber gleichwohl rühmen sich die Musici,
dass sie die Gewalt über die Redner selber hätten
und stärker die Affekten der Menschen movieren könn-
ten; ja, diese hat die Unsinnigkeit so hoch getrieben,
dass sie sagen, die Himmel pflegten selbsten zu singen,
jedoch mit einer solchen Stimme, die von keinem
Menschen jemals wäre gehöret worden, nur aber was
ihnen, den Musicis durch ihre Evoe taumelnd und
gleichsam im Schlaf wäre kund gemachet worden. In-