Allgemeine theologische Bibliothek (1.1774)

Nachrichten.


mithin eine Hauptquelle des Uebels, wovon wir re-
den, fty offenbar der Mangel an gutem Unterrichts
in der Religion. Ein Catechismuö, wo nur die
römische Kirche und die Wiedertäufer widerlegt wer-
den, oder ein Curs in Heideggers Medulle, oder auch
jeder Catechismuö von denen, die nach meinem Wis-
sen tractirt werden, ist noch kein hinlänglicher und
angemessener Unterricht der Religion für einen jun-
gen Herrn, der reisen, und ohne Schaden allerley
Menschen sehen, und allerley Bücher lesen will. Und
doch geschieht nur selten mehr; —> etwan von Prl-
vatlehrern einzelner Jünglinge. — Eine eigene or-
dentliche Lectüre, die dem Jünglinge den nöthigen
mündlichen Unterricht ersetzen könnte? >—- darauf
könnte ich mich wahrhaftig nicht vertrösten! Denn
einmal ist die rechte Ordnung, die man hiebey zu
beobachten hatte, auö einer solchen Menge von Bü-
chern, welche in so mancherlei) andern Absichten ge-
schrieben, so vermischt und zusammen gesetzt sind,
allzuschwer heraus zu finden, als daß sie das Werk
eines Zufalls seyn könnte: und dann fallt der Ton
der gewöhnlichen Conversationen gar zu selten dar-
auf — ich sollte sagen: er erhebt sich gar selten dazu,
einem Jünglinge für Nachdenken, Wahrheit, Neli-
gionsstudium u. s. w. Interesse beyzubringen. Unser
Jahrhundert ist freylich die rechte Periode für die
Denkenöfreyheit, und es ist eine Lust zuzusehen, wie
ein Vorurtheil von einer gewissen Art nach dem an-
dern abgcdankt wird: aber zur Schande unsrer er-
leuchteten Zeiten muß man es doch sagen, wie sehe
sich der unbestimmte Satz, der so sehr nach einem
Vorurtheile riecht, zu erhalten gewußt hat:-- das

Neligionsstudium gehört den Geistlichen Zu! Ja,
wenn ich mich nicht betrüge, so wird diesem Götzen

heut zu Tage wieder mehr geopfert, als vor zwanzig
Ich-