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Allgemeine theologische Bibliothek — 2.1774

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https://doi.org/10.11588/diglit.22487#0207
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SüMilutig gottesdienstlicher Lieder. 199
ser Naturforscher den Thieren solche Namen bey-
legte, als ihre Natur erheischte; oder von seiner
Heiligkeit, die er durch das Bestreben, Gott wohlzu-
gefallen, an den Tag legte, ist er ... . wenig-
stens eine poetische Auszierung; oder Moses hätte
greulich gelogen. Die Bibel sagt kein Wort von
Adams Heiligkeit, oder hoher Weisheit. Wo
bleibt der erhabene Verstand u. d. g.? Am lächer-
lichsten ist was man von seinen heiligen Begierden
plaudert. Die Blöse der nackenden Gesellinn reizete
ihn nicht, folglich waren seine Begierden heilig?
Welcher Schluß! Noch wissen wir nicht eigentlich
was das heißt: sie wurden gewahr, daß sie nacket
waren. Man nehme es aber auch für das Ent-
stehen wollüstiger Begierden, so wissen wir nur,
daß ste gleich anfangs nicht grobe Wollüstlinge ge-
wesen sind; aber wen eine verbotene, für schädlich
crklärte, Frucht reizet, wer unsinnig stolz ist, von
dessen heiligen Begierden läßt sich gewiß nicht viel
Gutes sagen. Warum rühmt man nicht die wild
umherstreifenden Völker wegen ihrer heiligen Be-
gierden, da ste bey ihrer gänzlichen Blöse weniger
wollüstig sind, als die meisten gesitteten Europäer.
Eine gänzliche Heiligkeit und Weisheit machte den
Fall unmöglich; bey einem geringen Grad dcrWeis-
heit und Heiligkeit hatte kein Verlust des göttlichen
Ebenbildes Statt; noch jetzt sind die natürlichen
Menschen weise, klüger als die Kinder des Lichts rc.
Luc. 16, 8; die Heiligen auf Erden hingegen voll
Mängel und Gebrechen. Hatte Adam das göttliche
Ebenbild so lange er kein Verbrecher war, so sind
doch auch seine Nachkommen nicht unaufhörliche
Verbrecher: ihm und ihnen war ein Stand der
Prüfung Md Uebung nothwendig.
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