Allgemeine theologische Bibliothek (2.1774)

Revisionen. 29;
te. Nemlich sie beschloß, uns einen aus unfern Brü-
dern zu erwecken, (mit göttlicher Kraft und Hoheit
ausgerüstet:) der die Ehre seines Geschlechtes retten,
den Schandfleck, den die Sünde den Erdbewohnern
zugezogen hatte, auslöschen, und es möglich machen
sollte, daß die Sterblichen, die des Bcyfalls ihres
Schöpfers verlustig worden waren, nun sagen konn-
ten, daß doch noch ein vollkommener, ein ganz um
tadelhafter unter ihnen sey, der auch dem Heiligsten
unter die Augen treten, und als der Heerführer sei-
ner Brüder, ihre Begnadigung bitten und verlangen
dürfe. Dieß that Gott durch Jesum Christum.
Dieser Sohn des Höchsten — dieser unser Bruder
nach dem Fleische ward der Anführer der Menschen,
und stellte sich Gott, an ihrer Spitze, als den voll-
kommen Tugendhaften dar— als einen, in dem
Grade Vollkommenen, bey welchem es aufhörte Gott
zum Verwürfe zu gereichen, wenn er dieß Sodom,
um eines einzigen Gerechten willen (der es noch
überdies übernahm aus Sodom eine Stadt Gottes
zu machen, in welcher Gerechtigkeit wohnt) begnm
digte. Er lebte so tugendhaft und weise als kein
Sterblicher je gelebt hatte. Und was bas vornehm-
ste war, er blieb der Tugend bis in den Tod ge<
treu. Er ließ sich aus Liebe zu seinen Mitmenschen,
um dem Vater der Wesen den höchst möglichen Ge-
horsam zu beweisen, für Wahrheit und Tugend un-
menschlich martern und hinrichten. Und so — ward
das menschliche Geschlecht gleichsam mir seinem
Schöpfer ausgesöhnt. Ich sage das menschliche
Geschlecht— So waren wir nun nach Gottes gnä-
digem Vorsatze als solche anzusehen, deren Schandfleck
getilgt war. So !Wr die Ehre des menschlichen
Geschlechts gerettet. „Du bist mein Geliebter,
T 4 sprach