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DAS SILBERNE RHYTON DES VIERTEN GRABES
DER BURG VON MYKENAI.
(Hierzu Tafel VII. VIII).

Seit Chr. Tsuntas in der dicpr|[iFoi? (/.o/«K>/,OYr/ij 1891,
Taf. II 2 das Stück einer Silbervase mit Reliefdarstellung
einer belagerten Stadt zuerst veröffentlicht und die Dar-
stellung erklärt hat, haben sich natürlich Viele mit diesem
Bilde beschäftigt und viel ist darüber geschrieben wordenl.
Aber über die Form des Gefässes, zu dem dieses Fragment
gehören könnte, ist bisher keine Meinung laut geworden,
und sonderbarer Weise ist Niemandem der Gedanke gekom-
men, dass es von einem Rhyton stammen könnte, einem
Gefäss, dessen Gebrauch in der kretisch-mykenischen Periode
so sehr verbreitet war. Ich selbst habe das Fragment zuerst
mit seinem Henkel verbunden und es so vervollständigt in
meinem Guide illustre du Musee National d’Athenes, Collec-
tion Mycenienne S.54 veröffentlicht; aber weder damals noch
bei der eben erfolgten zweiten Auflage2 habe ich erkannt,
dass es ein Rhyton sei, noch auch, dass das Silberfragment
Nr. 504, das aus demselben Grabe stammt, konische Form
hat und in flachem Relief ein Netz- oder Schuppenmuster
trägt, zu demselben Gefäss gehört und es vervollständigt.
Erst jüngst ist mir bei einer erneuten Untersuchung jener
Fragmente dieser Gedanke gekommen. Die Zusammensetzung
der Stücke und die Ergänzung des Gefässes in Gips, sowie
die Auffindung einiger weiterer Fragmente, vor allem der
1 Perrot-Chipiez, Hist, de l’Art VI 774; Reicliel, Homerische Waffen2
13. 164, Abb. 1 7 ; Brunn, Kunstgesch. I 80; v. Bissing, Arcli. Jalirb. XIII 51;
Lippold, Münch, archäol. Stud. f. Furtwängler (1909) 480; Wolters in der
unten citierten Einleitung; Rodenwaldt, Tiryns II 203.
2 Nur am Schlüsse dieser Auflage (S. 223) habe ich einige Zeilen hier-
über mit einer Abbildung des ergänzten Gefässes hinzugefügt.
 
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