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MAX OHNEFALSCH - RICHTER
Rossen unterscheiden. Das grüne Pferd ist das sogenannte
Sattelpferd, die andern drei sind die Handpferde. Damit soll
nicht gesagt werden, dass das linke Hauptpferd von den
alten Kypriern etwa geritten wurde, wie heute bei uns die
Sattelpferde der Geschützbespannungen und der sechsspän-
nigen Galawagen.
Seitdem die Engländer auf Cypern Strassen gebaut
haben, fahren die Einwohner ihre grossen Reisewagen wie-
der, wie die alten Kyprier, mit vier Pferden in der Front,
und das linke muss immer das beste und lenkbarste sein,
denn es gibt das Tempo und die Richtung an.
Unsere Terracottagruppe ist zuerst roh in Schneemanns-
technik gearbeitet und aufgebaut1. Dann half der Künstler
mit dem Formholz an den Pferdeköpfen, den Brustbommeln
der Pferde, den Geschirren und den Körpern der Männer
nach. Nur die Köpfe der Männer modellierte er mit grösse-
rer Sorgfalt und führte sie besser im Stile seiner Zeit aus.
vSo trägt der in den Gesichtern ausgedrückte Stil den Cha-
rakter der graecophoenikischen Inselkunst2, wie er uns heute
-/ In keinem zweiten Lande, auf keiner andern Insel des Mittelmeer-
gebietes und der andern Länder wurden, wie Tausende von Funden be-
weisen, im Altertume solche Massen roher Terracotten in Schneemanns-
technik hergestellt, wie auf Kypros. Sie beginnen in der ältesten Eisenzeit
der Insel, etwa um 1000 v. Chr. Zuerst sind sie noch nicht bemalt. Bei der
ältesten Gattung benutzte der Bildner lediglich die Hand. Er formte die
einzelnen Teile seiner Thonfiguren erst roh getrennt, knetete und klebte
sie dann in frischem Zustande an und ineinander, und sein Werk war fer-
tig. Er verfuhr also ganz so wie die Kinder beim Bauen ihrer Schneemän-
ner, weshalb ich für diese Terracottentechnik schon 1884 obigen Namen
angewandt und 1886 gedruckt habe (‘Das Museum und die Ausgrabungen
auf Cypern’ im Repertorium für Kunstwissenschaft 1886 S. 316). Die Be-
zeichnung Schneemannstechnik haben dann F. Dümmler, der 1885 im
Aufträge des Archäologischen Instituts meinen Ausgrabungen beiwohnte,
und später die englischen Archäologen angenommen (Cyprus Museum
Catalogue S. 27).
? Den von mir zuerst vorgeschlagenen Terminus ‘graecophoenikisch’,
den schon 1884 Brunn und Furtwängler guthiessen, habe ich zum ersten
Mal in meiner Zeitschrift ‘The Owl, Science, Literature and Art’, Nicosia
Oktober 1888, S. 35, dann ausführlicher mit John L. Myres zusammen in
unserem Cyprus Museum Catalogue 1899 S. 22 begründet. Unsere ‘graeco-
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Rossen unterscheiden. Das grüne Pferd ist das sogenannte
Sattelpferd, die andern drei sind die Handpferde. Damit soll
nicht gesagt werden, dass das linke Hauptpferd von den
alten Kypriern etwa geritten wurde, wie heute bei uns die
Sattelpferde der Geschützbespannungen und der sechsspän-
nigen Galawagen.
Seitdem die Engländer auf Cypern Strassen gebaut
haben, fahren die Einwohner ihre grossen Reisewagen wie-
der, wie die alten Kyprier, mit vier Pferden in der Front,
und das linke muss immer das beste und lenkbarste sein,
denn es gibt das Tempo und die Richtung an.
Unsere Terracottagruppe ist zuerst roh in Schneemanns-
technik gearbeitet und aufgebaut1. Dann half der Künstler
mit dem Formholz an den Pferdeköpfen, den Brustbommeln
der Pferde, den Geschirren und den Körpern der Männer
nach. Nur die Köpfe der Männer modellierte er mit grösse-
rer Sorgfalt und führte sie besser im Stile seiner Zeit aus.
vSo trägt der in den Gesichtern ausgedrückte Stil den Cha-
rakter der graecophoenikischen Inselkunst2, wie er uns heute
-/ In keinem zweiten Lande, auf keiner andern Insel des Mittelmeer-
gebietes und der andern Länder wurden, wie Tausende von Funden be-
weisen, im Altertume solche Massen roher Terracotten in Schneemanns-
technik hergestellt, wie auf Kypros. Sie beginnen in der ältesten Eisenzeit
der Insel, etwa um 1000 v. Chr. Zuerst sind sie noch nicht bemalt. Bei der
ältesten Gattung benutzte der Bildner lediglich die Hand. Er formte die
einzelnen Teile seiner Thonfiguren erst roh getrennt, knetete und klebte
sie dann in frischem Zustande an und ineinander, und sein Werk war fer-
tig. Er verfuhr also ganz so wie die Kinder beim Bauen ihrer Schneemän-
ner, weshalb ich für diese Terracottentechnik schon 1884 obigen Namen
angewandt und 1886 gedruckt habe (‘Das Museum und die Ausgrabungen
auf Cypern’ im Repertorium für Kunstwissenschaft 1886 S. 316). Die Be-
zeichnung Schneemannstechnik haben dann F. Dümmler, der 1885 im
Aufträge des Archäologischen Instituts meinen Ausgrabungen beiwohnte,
und später die englischen Archäologen angenommen (Cyprus Museum
Catalogue S. 27).
? Den von mir zuerst vorgeschlagenen Terminus ‘graecophoenikisch’,
den schon 1884 Brunn und Furtwängler guthiessen, habe ich zum ersten
Mal in meiner Zeitschrift ‘The Owl, Science, Literature and Art’, Nicosia
Oktober 1888, S. 35, dann ausführlicher mit John L. Myres zusammen in
unserem Cyprus Museum Catalogue 1899 S. 22 begründet. Unsere ‘graeco-