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MAX OHNEFALSCH - RICHTER
künftige Ausgrabungen auf Kypros gewiss durch neue Funde
erheblich vermehren werden, steht der hier zum ersten Male
veröffentlichte Streitwagen von Frangissa mit oben an; ob-
wohl er stilistisch eine selbständige Leistung der graecophoe-
nikischen Inselkunst ist, sind die assyrischen Einflüsse nicht
zu leugnen. Darum und aus anderen Gründen dürfen wir ihn,
ebenso wie die gleich zu beschreibenden Köpfe von Thon-
statuen, um die Zeit von 700-650 ansetzen. Das passt vor-
trefflich zu der Eroberung der Insel durch den assyrischen
König Sargon II., der seine Siegesjpildsäule 707 v. Chr. in
Kition, dem heutigen Larnaca aufstellte. Sie gehört bekannt-
lich zu den Schmuckstücken der vorderasiatischen Abteilung
der Berliner Museen. Müssen wir dem Stile unseres thöner-
nen Viergespanns einen Namen geben, so kann es nur der
primitiv kyprisch-graecophoenikische sein.
Die vorzüglichen Mansellschen Photographien, welche
den Abbildungen der beiden bemalten Thonköpfe auf Ta-
fel X zu Grunde liegen, entheben mich einer längeren Be-
schreibung. Das Berliner Antiquarium hat seiner Zeit von
Louis Palma di Cesnola einen bemalten, lebensgrossen, be-
helmten Thonkopf erworben (Invent. T. C. 6682, 20), der in
Idalion gefunden sein soll und in demselben Stile, jedoch
flüchtiger als unsere beiden viel besser modellierten Köpfe
gearbeitet ist. Er ist in meinem Kypros, Bibel und Homer
Tafel 14,3.4, gut abgebildet und von Hubert Schmidt be-
schrieben. Von unseren beiden Köpfen aus Frangissa ist der
erste, Taf.XL 2, der minder gut ausgeführte. Die Ohren sind
nur angelegt, der Künstler begnügte sich mit einer ober-
flächlichen Innenmodellierung der Ohrmuscheln, während am
zweiten Kopf (Taf. X 3. 4) diese bis zu einem gewissen Grade
naturwahr durchgebildet erscheinen. Dasselbe gilt, wenn auch
in geringerem Maasse, von der Behandlung der ganzen Köpfe,
der Haare und der Gesichter. Bei dem ersten ist die Kopf-
gehört zu einer auf Kypros in bronzezeitlichen Gräbern meist mit mykeni-
schen Vasen gefundenen Gruppe, einer Gattung, die auch in Kleinasien
und Syrien auftritt und nach Furtwängler (Gemmen III 431) liethitisck ist
und von Syrien nach Kypros viel importiert wurde.
MAX OHNEFALSCH - RICHTER
künftige Ausgrabungen auf Kypros gewiss durch neue Funde
erheblich vermehren werden, steht der hier zum ersten Male
veröffentlichte Streitwagen von Frangissa mit oben an; ob-
wohl er stilistisch eine selbständige Leistung der graecophoe-
nikischen Inselkunst ist, sind die assyrischen Einflüsse nicht
zu leugnen. Darum und aus anderen Gründen dürfen wir ihn,
ebenso wie die gleich zu beschreibenden Köpfe von Thon-
statuen, um die Zeit von 700-650 ansetzen. Das passt vor-
trefflich zu der Eroberung der Insel durch den assyrischen
König Sargon II., der seine Siegesjpildsäule 707 v. Chr. in
Kition, dem heutigen Larnaca aufstellte. Sie gehört bekannt-
lich zu den Schmuckstücken der vorderasiatischen Abteilung
der Berliner Museen. Müssen wir dem Stile unseres thöner-
nen Viergespanns einen Namen geben, so kann es nur der
primitiv kyprisch-graecophoenikische sein.
Die vorzüglichen Mansellschen Photographien, welche
den Abbildungen der beiden bemalten Thonköpfe auf Ta-
fel X zu Grunde liegen, entheben mich einer längeren Be-
schreibung. Das Berliner Antiquarium hat seiner Zeit von
Louis Palma di Cesnola einen bemalten, lebensgrossen, be-
helmten Thonkopf erworben (Invent. T. C. 6682, 20), der in
Idalion gefunden sein soll und in demselben Stile, jedoch
flüchtiger als unsere beiden viel besser modellierten Köpfe
gearbeitet ist. Er ist in meinem Kypros, Bibel und Homer
Tafel 14,3.4, gut abgebildet und von Hubert Schmidt be-
schrieben. Von unseren beiden Köpfen aus Frangissa ist der
erste, Taf.XL 2, der minder gut ausgeführte. Die Ohren sind
nur angelegt, der Künstler begnügte sich mit einer ober-
flächlichen Innenmodellierung der Ohrmuscheln, während am
zweiten Kopf (Taf. X 3. 4) diese bis zu einem gewissen Grade
naturwahr durchgebildet erscheinen. Dasselbe gilt, wenn auch
in geringerem Maasse, von der Behandlung der ganzen Köpfe,
der Haare und der Gesichter. Bei dem ersten ist die Kopf-
gehört zu einer auf Kypros in bronzezeitlichen Gräbern meist mit mykeni-
schen Vasen gefundenen Gruppe, einer Gattung, die auch in Kleinasien
und Syrien auftritt und nach Furtwängler (Gemmen III 431) liethitisck ist
und von Syrien nach Kypros viel importiert wurde.