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G. KARO

Parallelen in Tiryns, sowie in der 'minyschen’ Keramik von
Nord- und Mittelgriechenland1. Dagegen fehlen diese For-
men, wie die meisten der polierten Ware, auf Kreta. Man
kann aber umgekehrt den Einfluss minoischer Keramik auf
diese festländische Gattung gerade in ein paar Formen nach-
weisen, die in unseren Schachtgräbern vertreten sind: es
sind zwei kleine Amphoren mit an den Henkeln einge-
drücktem Halse (IV 614. 615. M. Th. V' 23), eine Form,
die auf Kreta in der mittelminoischen Periode häufig ist, das
Ende dieser Periode aber kaum überdauert hat2; dann der
einhenklige Becher VI 953 (M. Th. XI 54), der unter III
gleich näher beschrieben wird.
II. Schwarzgraue, polierte, sog. 'minysche’ Vasen (oben
S. 139). Die Gattung ist nur durch das Gussgefäss VI 949
(M. Th. X 50) vertreten. In der gewöhnlichen 'minyschen’
Technik ist hier eine ganz eigenartige Gefässform hergestellt,
die zwar aus dem bekannten mittelminoischen Gussgefäss
mit voll gerundetem Leib, seitlichen Horizontalhenkeln und
spitzem Ausguss entwickelt erscheint3, aber oben in voller
Weite geöffnet ist und von 'minyschen’ Bechern den eng
anliegenden senkrechten Bandhenkel übernommen hat. Auch
hier können wir also das Eindringen kretischen Einflusses
auf die einheimische Keramik der Argolis beobachten. Übri-
gens bleibt diese Gefässform in der Argolis bis in die jünger

1 Taoiivtci?, a.a.O. 139; Wace-Thompson, a.a.O. 187; Forsdyke, JHS.
XXXIV 1914, 134 ff.; Ckilde, JHS. XXXV 1915, 197.
2 S. unten S. 146. Unsere Vasen haben einen breiteren, höheren Hals
als ihn die kretischen zu zeigen pflegen. Ähnliche, aber grössere 1 miny-
sche’ Amphoren in Phokis, Childe, JHS. XXXV 1915, 197.
11 Dieses Gefäss tritt in noch etwas plumper Gestalt gegen Ende der
friihminoischen, in niedriger und in schlanker, steiler Form schon in der
I. mittelminoischen Periode auf (z. !i. Maraghiannis, Antiquites cretoises
II 24, 12) und bleibt eines der beliebtesten der ‘ Kamares ’ - Keramik. Der
Leib nimmt bald kugelige Gestalt an: z. B. BSA. IX 120. 306; Ant. cret.
II 47; Mon. ant. d. Lincei XIV Taf. 43. Gegen Ende der mittelminoischen
Zeit treten neben die üblichen kleinen und mittleren Exemplare auch ganz
grosse (z. B. BSA. VIII 26 f.). In spätminoischer Zeit verkümmert diese
Form rasch (z. B. Ant. cret. II 37, 6. 41) und verschwindet dann ganz. Vgl.
Evans, Prehist. Tombs of Knossos 1 49.
 
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