DIE SCHACHTGRÄBER VON MYKENAI 193
Ohne Zweifel waren die Schilder mit gravierten Darstellun-
gen verziert; aber das Silber ist so tief oxydiert, dass diese
völlig verschwunden sind. Die Gemmen und Schieber trug
man wohl eher am Handgelenk als am Halse. Wenigstens
sind eine kleine Gruppe von Gemmen bei jedem Unterarm
des Toten im Grabe von Vaphio gefunden worden (andere
freilich auch an der Stelle des Halses), und auf dem knossi-
schen Fresco des Jünglings mit dem Rhyton sehen wir am
Handgelenk einen in einem Armband gefassten gestreiften
Bandachat. Über Gegenstand und Stil der Darstellungen auf
unseren Schiebern und Ringen s. unten S. 219.
IX. WAFFEN.
Das unbedingt erforderliche Mindestmaass in der Aus-
rüstung eines fürstlichen Kriegers lehrt uns das II. Grab ken-
nen: eine lange Lanzenspitze (II 215; Geislinger Katalog S. 13),
ein Schlachtmesser (II 218; ebenda S. 18), einen kurzen Dolch
(II 217; über die pilzförmigen Nägel am Griff oben S. 160)
und ein langes Schwert (II 214), alles natürlich aus Bronze* 1.
Von den Griffen des Dolches und Schwertes sind nur einige
Elfenbeinreste (II 226) erhalten. Gegenüber dieser ärmlichen
Ausstattung, der auch alle Spuren von Schutzwaffen (Hehn,
Schild), sowie Pfeilspitzen, Wehrgehänge usw. fehlen, zeigt
schon das VI. Grab einen etwas grösseren Reichtum: ein
Schlachtmesser (VI 907), vier Lanzen (VI 902. 903. 910. 933),
zwei Dolche (VI 927. 928), fünf Schwerter (VI 904. 906. 909.
925, z. T. mit goldverkleideten Nägeln am Griff). Und Grab IV
und V vollends sind förmliche Rüstkammern, in denen auf drei
Tote einige dreissig, z. T. aufs Prächtigste verzierte Schwerter
und Dolche kommen. Weniger zahlreich sind hier die Lanzen
(IV 448, ganz kurz, 449, mächtig und schwer, 463, das oben
S. 159f. erwähnte altertümliche Exemplar mit Schuh, V 740)
1 Eisen fehlt in den Schachtgräbern fast ganz, (unten S. 222), kommt
überhaupt in der mykenischen Kultur nur vereinzelt, zunächst als Edelme-
tall vor, z. B. an Ringen von Vaphio (’Ecp. &qx- 1889, 147), Kakovatos
(K. Müller, AM. XXXIV 1909, 275) und Mykeuai (’Ecp. üqx- 1888, 135. 147).
1 S
ATHENISCHE MITTEILUNGEN XL
Ohne Zweifel waren die Schilder mit gravierten Darstellun-
gen verziert; aber das Silber ist so tief oxydiert, dass diese
völlig verschwunden sind. Die Gemmen und Schieber trug
man wohl eher am Handgelenk als am Halse. Wenigstens
sind eine kleine Gruppe von Gemmen bei jedem Unterarm
des Toten im Grabe von Vaphio gefunden worden (andere
freilich auch an der Stelle des Halses), und auf dem knossi-
schen Fresco des Jünglings mit dem Rhyton sehen wir am
Handgelenk einen in einem Armband gefassten gestreiften
Bandachat. Über Gegenstand und Stil der Darstellungen auf
unseren Schiebern und Ringen s. unten S. 219.
IX. WAFFEN.
Das unbedingt erforderliche Mindestmaass in der Aus-
rüstung eines fürstlichen Kriegers lehrt uns das II. Grab ken-
nen: eine lange Lanzenspitze (II 215; Geislinger Katalog S. 13),
ein Schlachtmesser (II 218; ebenda S. 18), einen kurzen Dolch
(II 217; über die pilzförmigen Nägel am Griff oben S. 160)
und ein langes Schwert (II 214), alles natürlich aus Bronze* 1.
Von den Griffen des Dolches und Schwertes sind nur einige
Elfenbeinreste (II 226) erhalten. Gegenüber dieser ärmlichen
Ausstattung, der auch alle Spuren von Schutzwaffen (Hehn,
Schild), sowie Pfeilspitzen, Wehrgehänge usw. fehlen, zeigt
schon das VI. Grab einen etwas grösseren Reichtum: ein
Schlachtmesser (VI 907), vier Lanzen (VI 902. 903. 910. 933),
zwei Dolche (VI 927. 928), fünf Schwerter (VI 904. 906. 909.
925, z. T. mit goldverkleideten Nägeln am Griff). Und Grab IV
und V vollends sind förmliche Rüstkammern, in denen auf drei
Tote einige dreissig, z. T. aufs Prächtigste verzierte Schwerter
und Dolche kommen. Weniger zahlreich sind hier die Lanzen
(IV 448, ganz kurz, 449, mächtig und schwer, 463, das oben
S. 159f. erwähnte altertümliche Exemplar mit Schuh, V 740)
1 Eisen fehlt in den Schachtgräbern fast ganz, (unten S. 222), kommt
überhaupt in der mykenischen Kultur nur vereinzelt, zunächst als Edelme-
tall vor, z. B. an Ringen von Vaphio (’Ecp. &qx- 1889, 147), Kakovatos
(K. Müller, AM. XXXIV 1909, 275) und Mykeuai (’Ecp. üqx- 1888, 135. 147).
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ATHENISCHE MITTEILUNGEN XL