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G. KARO
Bandhenkel durch einen hoch geschwungenen ersetzt. Nach
Technik und Stil ist dieses Gefäss das Werk eines festländi-
schen Goldschmieds. Die Form bestätigt dies; aber im Henkel
wie in den Löwen auf der Wandung finden wir doch auch
minoischen Einfluss wieder.
Noch sehr viel stärker äussert sich dieser in einem der
schönsten mykenischen Gefässe, dem Rosettenbecher des IV.
Grabes (Nr. 351; Schliemann 270, Abb. 344; Geislinger Katalog
S. 11). Kaum eine andere unserer Vasen ist so schwer und
gut gearbeitet; mit vollendeter Virtuosität sind die feinen
Rippen und Gravierlinien auf der Schulter gezogen, die Blatt-
rosetten am Leibe und die Buckeln am Rande des Fusses
getrieben, die Profile des schwer massiven Henkels ciseliert.
Es ist ein Prunkstück, das jede fürstliche Tafel zieren, das
ein König von Knossos dem von Mykenai wohl geschenkt
haben könnte. Zwischen dieser Vase und den oben beschrie-
benen ist der Abstand ungeheuer gross. Aber auch hier spricht
die Form gegen kretische Herkunft.
Von einem ähnlichen, ebenfalls ganz vorzüglichen Stück
besitzen wir leider nur mehr Fragmente (III 122). Die Vase
bestand aus Silber, die Rosetten aus Goldblech Form und
Technik sind dem Goldbecher doch nicht ganz ebenbürtig.
Dasselbe gilt von ein paar anderen, des goldenen Zierrats
entbehrenden, zertrümmerten Silberbechern; besonders Füsse
und Henkel sind erhalten. Dazu kommt ein jüngst erst zusam-
mengesetztes Unicum, ein grosses tiefes Gefäss ähnlicher Form,
das aber statt des Henkels einen grossen beweglichen Bügel
trägt (V 820). Dieser, ein fester cannelierter Silberstab, dreht
sich jederseits in schleifenförmigen Oesen, die durch Atta-
schen in Form eines Doppelbeils an der Gefässwand befestigt
sind. Das Doppelbeil mit der Schleife ist der friihmykenischen
Keramik fremd, auf Kreta indessen häufig, auch gerade als
Henkelende; hier finden wir es zum ersten Male auf dem
Festlande nicht als blosses Ornament, sondern sehr geschickt
in seiner Funktion begründet.
Ganz eigenartig sind Wandung und Henkel der Vaphio-
Becher mit dem hohen geschweiften Fusse der eben bespro-
chenen Gruppe verschmolzen bei dem prachtvollen Becher
G. KARO
Bandhenkel durch einen hoch geschwungenen ersetzt. Nach
Technik und Stil ist dieses Gefäss das Werk eines festländi-
schen Goldschmieds. Die Form bestätigt dies; aber im Henkel
wie in den Löwen auf der Wandung finden wir doch auch
minoischen Einfluss wieder.
Noch sehr viel stärker äussert sich dieser in einem der
schönsten mykenischen Gefässe, dem Rosettenbecher des IV.
Grabes (Nr. 351; Schliemann 270, Abb. 344; Geislinger Katalog
S. 11). Kaum eine andere unserer Vasen ist so schwer und
gut gearbeitet; mit vollendeter Virtuosität sind die feinen
Rippen und Gravierlinien auf der Schulter gezogen, die Blatt-
rosetten am Leibe und die Buckeln am Rande des Fusses
getrieben, die Profile des schwer massiven Henkels ciseliert.
Es ist ein Prunkstück, das jede fürstliche Tafel zieren, das
ein König von Knossos dem von Mykenai wohl geschenkt
haben könnte. Zwischen dieser Vase und den oben beschrie-
benen ist der Abstand ungeheuer gross. Aber auch hier spricht
die Form gegen kretische Herkunft.
Von einem ähnlichen, ebenfalls ganz vorzüglichen Stück
besitzen wir leider nur mehr Fragmente (III 122). Die Vase
bestand aus Silber, die Rosetten aus Goldblech Form und
Technik sind dem Goldbecher doch nicht ganz ebenbürtig.
Dasselbe gilt von ein paar anderen, des goldenen Zierrats
entbehrenden, zertrümmerten Silberbechern; besonders Füsse
und Henkel sind erhalten. Dazu kommt ein jüngst erst zusam-
mengesetztes Unicum, ein grosses tiefes Gefäss ähnlicher Form,
das aber statt des Henkels einen grossen beweglichen Bügel
trägt (V 820). Dieser, ein fester cannelierter Silberstab, dreht
sich jederseits in schleifenförmigen Oesen, die durch Atta-
schen in Form eines Doppelbeils an der Gefässwand befestigt
sind. Das Doppelbeil mit der Schleife ist der friihmykenischen
Keramik fremd, auf Kreta indessen häufig, auch gerade als
Henkelende; hier finden wir es zum ersten Male auf dem
Festlande nicht als blosses Ornament, sondern sehr geschickt
in seiner Funktion begründet.
Ganz eigenartig sind Wandung und Henkel der Vaphio-
Becher mit dem hohen geschweiften Fusse der eben bespro-
chenen Gruppe verschmolzen bei dem prachtvollen Becher