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WILHELM VON MASSOW

die Seitenwand nur das letzte, das Phineusbild übrig, dem am
andern Ende die Pelopsfahrt entspräche (so Robert im Hermes
XXIII 1888, 442f.). Beide Darstellungen sind aber offenbar zu
kurz, um die Breite einer Schmalseite der Larnax zu füllen.
Im fünften obersten Streifen finden sich vollends nur zwei lange
Bilder (S. 91 ff.), im dritten gar nur ein einheitliches (S. 72), wo-
von sich wieder nur sehr gewaltsam etwas für die Seitenwände
abschneiden ließe, wie die Herstellungsversuche von Overbeck
und Jones zeigen. Sie lehren ferner, wie willkürlich man sogar
die im allgemeinen metopenähnlichen Bilder der zweiten und
vierten ycoya nach deren Enden zu mit von Pausanias nicht
erwähnten Gestalten auffüllte, um die angenommenen Seiten-
wände dehnen zu können. Doch dem ließe sich durch Annahme
beträchtlich größerer Höhe dieser Streifen abhelfen.
Die aus alledem folgende Beschränkung des Bildschmucks
auf die Stirnseite ist, wie Studniczka durch eine Zusammen-
stellung von Belegen, namentlich Statuenbasen, gezeigt hat, nicht
ungewöhnlich (Österr. Jahresh. VI 1903, 177). Sie konnte sich
also auch auf einer Larnax finden, obwohl da in der Regel, nach
den Darstellungen (Abb. 1 u. 2) und nach Analogie der meisten
Reliefsarkophage, die Seitenflächen in derselben Weise verziert
gewesen sein werden wie die Vorderwand. Die Frage, ob und
wie dann auf der Kypseloslade die Seitenwände geschmückt
waren, führt zu keinem Ergebnis, ebensowenig wie wir uns
über das Aussehen des nicht beschriebenen Deckels weitere
Gedanken als auf S. 17 zu machen brauchen. Vielleicht war
das Weihgeschenk von Anbeginn für eine Steile zwischen zwei
schon vorhandenen gearbeitet.
Auch der Einwand, die Lade müßte zu groß gedacht werden,
wenn der sehr figurenreiche unterste Streifen auf einer einzigen
Seite läge, ist nicht stichhaltig. Wir wissen ja nicht, wie klein
die Figuren waren. Die vielen Sagen von erwachsenen Menschen,
die in eine Lade, zum Teil zu zweit, eingeschlossen wurden
oder sich darin versteckten, beweisen, daß es auch im Altertum
wie zu allen Zeiten sehr große Truhen gegeben hat. Eine be-
sondere Prunklade (erst recht, wenn sie den Goldkoloß zu
tragen gehabt haben sollte, S. 15) könnte demnach sehr wohl,
wie mittelalterliche und spätere Truhen, bis zu 2 m gemessen
 
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