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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Erstes und zweites Heft
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Massow, Wilhelm von: Die Kypseloslade
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0051
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DIE KYPSELOSLADE

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nähme eines mehrfach abgelehnten Gedankens von Pernice (Arch.
Jahrb. III 1888, 366). Danach gehörte der Thronende gar nicht
zu den Peliasspielen, sondern zur Amphiaraosausfahrt, hieß über-
haupt nicht Herakles, saß auch gar nicht auf einem Thron und
die Frau spielte nicht auf Flöten, sondern nippte an einer Schale.
Eine solche Anhäufung von Änderungsvorschlägen würde
einer haltbareren Begründung bedürfen als sie Winter gelungen
ist. Es ist ausgeschlossen, daß Herakles nach rechts hin saß,
weil er dann den Spielen, zu denen ihn Pausanias rechnet, den
Rücken gekehrt hätte. , Winter erkennt das zwar nicht an, gibt
aber wenigstens zu, daß Herakles unmöglich zu einer Am-
phiaraosausfahrt gehört haben könnte. So muß Pausanias sich
verlesen haben: der vermeintliche Herakles hieß vielmehr Hali-
medes und gehörte wie auf dem Berliner Vasenbilde zum Amphia-
raosauszuge. Allerdings gibt es oft sitzende Männer, offen-
bar Seher, vor ausfahrenden Gespannen. Aber es fehlt nicht
an Ausnahmen. Solche Figuren konnten eben je nach dem
gegebenen Raum zugefügt oder weggelassen werden. Auf Vasen
war zu dem ersten öfter Anlaß als zu dem zweiten, so auf dem
Berliner Krater, wo die Ausfahrt den zu diesem Zweck wohl
schon verkürzten Peliasspielen das Gleichgewicht halten mußte.
Auf der Truhe fehlte solch ein Anlaß zur Verlängerung des
Auszugbildes.
Halimedes, nach Furtwängler ursprünglich wohl ein See-
dämon, dem die Weissagekunst gegeben ist, würde als Name
eines Unheil vorausahnenden Sehers passen (zuletzt Studniczka
in der S. 27 angef. Arbeit 22 f.). Und wie nach Winter dieser
Halimedes, so soll auch der‘Herakles’ des Pausanias in Wahr-
heit nicht auf einem ftgovog, sondern auf einem niedrigen fräxog
gesessen haben. Aber dieser angebliche niedrige Sitz in dem
Vasenbilde ist tatsächlich nur das Ende des vom rechten Arm
herabhängenden Mantels, auf dem Rot aufzutragen vergessen
wurde wie im gleichen Bilde auf der rechten Beinschiene des
Amphiaraos. Halimedes sitzt also auf keinem &äxog, sondern
xdfiai wie die Seher im Ostgiebel des olympischen Zeustempels.
So entfällt jeder Anlaß, den Thron des Herakles wegzudenken.
Das Wort ftgovog ist bei Pausanias überhaupt stets eindeutig,
was gegenüber den Umdeutungen des amykläischen Throns
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