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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Erstes und zweites Heft
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Massow, Wilhelm von: Die Kypseloslade
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0085
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DIE KYPSELOSLADE

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vase ist dabei wohl anzunehmen. Die Musen auf der jüngeren
Kypseloslade standen nach dem a/Kpi des Epigramms gleichfalls
zu beiden Seiten Apollons, was Jones richtiger als Overbeck
zeichnete. Er setzt die Neunzahl voraus, teilt aber, um das
Bild nicht zu breit zu machen und in Anlehnung an den korin-
thischen Typus der drei gestaffelt verbundenen Frauen (vgl. die
Peliaden im ersten Streifen S. 43), den Chor in drei Gruppen
zu dreien. Da jedoch von Pausanias der x°Qoq des Epigramms
durch adovöai ersetzt wird, so dürfte eine solche regelmäßige
Gliederung und selbst ein Anfassen zum Reigen hier nicht
genügen, vielmehr muß der Gesang durch Handgebärden veran-
schaulicht gewesen sein, etwa wie auf dem altertümlichen böo-
tischen Vasenrelief im Louvre, Perrot IX 165, Abb. 82.
Selbst wenn die Musen wie bei Jones zusammengerückt
werden, übertrifft das Bild, obwohl nicht in der Mitte des
Streifens gelegen, dessen andere ‘Metopen’ erheblich an Breite.
Möglicherweise waren aber die Musen gar nicht vollzählig da.
Wenn Epigramm und Beschreibung nur von Musen schlechthin
ohne Artikel sprechen, so ist damit freilich nichts gegen die
Neunzahl gesagt, weil Pausanias auch sonst meistens den Artikel
fortläßt, selbst wenn sicher alle Musen gemeint sind, z. B.
IX 12, 3. Andrerseits verpflichtet uns die Fran^oisvase, deren
Hauptstreifen fast alle Götter zeigt, noch nicht, auch hier Voll-
zähligkeit des Musenchores zu fordern. Auf archaischen Denk-
mälern sind die Frauen in Apollons Umgebung durchaus nicht
immer Musen. Auf attischen Vasen wie Gerhard A. V. I 13, 14,
32 würden, gemäß den Beischriften auf 25, auch die agierenden,
also wohl singend zu denkenden Frauen meist Artemis und
Leto sein, so erst recht die zwei ihm folgenden auf dem
Panzer des VII. Jhs. Olympia IV Taf. 59. Nur auf der melischen
Amphora Conze Taf. 4 (Buschor2 Abb. 53) kommt Artemis mit
dem Hirsch dem Gespann des Bruders entgegen, sind also die
zwei mit ihm auf dem Wagen stehenden Sängerinnen wohl
Musen — wenn sie nicht etwa Chariten hießen, wie der Drei-
verein auf der Hand des delischen Kultbildes von Tektaios und
Angelion trotz seiner Musikinstrumente (Blümner zu Paus. IX
35, 3). Immerhin warnt der xaQ^El? X°q6? des Epigramms, die
Zahl gering zu bemessen. So habe ich schließlich doch vor-
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