DIE KYPSELOSLADE
77
Götterboten in Schlangenschwänze überzugehen (Pennsylvania
Mus. Journ. 1915, 178 Fig. 98).
Alle diese Dämonen haben Flügel, Boreas muß sie erst
recht gehabt haben, weil sie zum Windgotte gehörten (Stein-
metz, Arch. Jahrb. XXV 1910, 33 ff.). Schlangenbeine sind da-
gegen in späterer Zeit nur Giganten Vorbehalten, woraus folgt,
daß Pausanias den Boreas an einer Beischrift erkannte. Die
drei letztgenannten Dämonen mit je zwei Schlangenbeinen haben
Flügel, die nicht nach oben aufgebogen sind. Aber auch diese
natürlichere Form gibt es korinthisch (z. B. Gerhard A. V. III
Taf. 220; Mon. d. Line. XVII 619 aus Gela; Louvre A 467; Salz-
mann a. O. Taf. 40; der Berliner Teller S. 50 Abb. 9 verbindet
beide Formen). Eine Abwechselung in solcher Einzelheit würde
ganz zu der sonstigen Art des Künstlers der Lade passen,
weshalb wir den Boreas ebenso zeichnen. Die Anordnung der
Schlangenschwänze glaubte ich eher dem chalkidischen Dämon als
dem korinthischen aus Kamiros entnehmen zu sollen. Die bunten
Flecken zeigt auch die Schlange in dem Berliner Amphiaraos-
bilde, und ein besseres Kunstwerk mochte wohl eher solche
Innenzeichnung aufweisen, während die Masse der flüchtigen
Aryballen die Schlangenschwänze gewöhnlich rot mit Schuppen-
säumen gibt. Die Ohren oder das silenähnliche Gesicht des
chalkidischen Unholds auf Boreas zu übertragen, scheint jedoch
bedenklich, weil Pausanias gerade so etwas kaum unbemerkt
ließe (vgl. Adikia, Eris und Ker). Wahrscheinlich deutete nur
ein großer Bart die Wildheit des Gottes an.
2. Herakles und Geryones, 19,1.
Geryones besteht aus TQsZg avöQsg alh'ßoig jtQoösyof/svoi.
Danach war er, trotz dem unbegründeten Zweifel Lippolds
(R. E. XII 123), in dem peloponnesischen, auch von den atti-
schen Künstlern, z. B. Exekias, übernommenen Typus dargestellt
(Robert, Gr. Heldensage II 466, 1 mit Übersicht der Denkmäler)
und nicht in dem chalkidischen, d. h. drei geflügelte Leiber auf
nur einem Paar Beine. So zeichneten ihn Overbeck und Jones,
noch dazu unter Hinzufügung der Herde, wieder um eine
vermeintliche Seitenwand zu dehnen (S. 26). Die geeignetste
Vorlage bietet jetzt das Bronzereliefband aus Delphi; oben
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Götterboten in Schlangenschwänze überzugehen (Pennsylvania
Mus. Journ. 1915, 178 Fig. 98).
Alle diese Dämonen haben Flügel, Boreas muß sie erst
recht gehabt haben, weil sie zum Windgotte gehörten (Stein-
metz, Arch. Jahrb. XXV 1910, 33 ff.). Schlangenbeine sind da-
gegen in späterer Zeit nur Giganten Vorbehalten, woraus folgt,
daß Pausanias den Boreas an einer Beischrift erkannte. Die
drei letztgenannten Dämonen mit je zwei Schlangenbeinen haben
Flügel, die nicht nach oben aufgebogen sind. Aber auch diese
natürlichere Form gibt es korinthisch (z. B. Gerhard A. V. III
Taf. 220; Mon. d. Line. XVII 619 aus Gela; Louvre A 467; Salz-
mann a. O. Taf. 40; der Berliner Teller S. 50 Abb. 9 verbindet
beide Formen). Eine Abwechselung in solcher Einzelheit würde
ganz zu der sonstigen Art des Künstlers der Lade passen,
weshalb wir den Boreas ebenso zeichnen. Die Anordnung der
Schlangenschwänze glaubte ich eher dem chalkidischen Dämon als
dem korinthischen aus Kamiros entnehmen zu sollen. Die bunten
Flecken zeigt auch die Schlange in dem Berliner Amphiaraos-
bilde, und ein besseres Kunstwerk mochte wohl eher solche
Innenzeichnung aufweisen, während die Masse der flüchtigen
Aryballen die Schlangenschwänze gewöhnlich rot mit Schuppen-
säumen gibt. Die Ohren oder das silenähnliche Gesicht des
chalkidischen Unholds auf Boreas zu übertragen, scheint jedoch
bedenklich, weil Pausanias gerade so etwas kaum unbemerkt
ließe (vgl. Adikia, Eris und Ker). Wahrscheinlich deutete nur
ein großer Bart die Wildheit des Gottes an.
2. Herakles und Geryones, 19,1.
Geryones besteht aus TQsZg avöQsg alh'ßoig jtQoösyof/svoi.
Danach war er, trotz dem unbegründeten Zweifel Lippolds
(R. E. XII 123), in dem peloponnesischen, auch von den atti-
schen Künstlern, z. B. Exekias, übernommenen Typus dargestellt
(Robert, Gr. Heldensage II 466, 1 mit Übersicht der Denkmäler)
und nicht in dem chalkidischen, d. h. drei geflügelte Leiber auf
nur einem Paar Beine. So zeichneten ihn Overbeck und Jones,
noch dazu unter Hinzufügung der Herde, wieder um eine
vermeintliche Seitenwand zu dehnen (S. 26). Die geeignetste
Vorlage bietet jetzt das Bronzereliefband aus Delphi; oben