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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Drittes Heft
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Möbius, Hans: Über Form und Bedeutung der sitzenden Gestalt in der Kunst des Orients und der Griechen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0242
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216

HANS MÖBIUS

der häufig auf Gemmen1, seltener auf Vasen2 erscheint. Auch
dieser Typus geht im Hellenismus in die große Plastik über:
der sterbende Gallier vom Kapitol3.
11. Die Besiegten und Gefangenen sind in archaischer Zeit
selten sitzend4, meist halbliegend oder sinkend gebildet worden5.
Wirklich häufig werden sie erst im Hellenismus, als sich das
Auge der Herrscher an diesen Trophäen des Siegers weiden
will. So finden wir sie auf den Prachtkameen der Kaiserzeit6,
als Allegorien überwundener Provinzen auf dem Panzer des
Augustus von Primaporta7 und Münzen Domitians8. Besonders
deutlich spricht die Haltung eines besiegten Gladiators auf einem
Relief republikanischer Zeit in München9 *.
V. Schließlich kann dem Sitzen auf der Erde auch sym-
bolische Bedeutung innewohnen.
12. Die Schutzflehenden nehmen diese verachtete Haltung
an, um das Mitleid der Götter und Menschen zu erwecken.
So gelingt es auch dem Odysseus, daß der Phaiake Echeneos
zum König sagt (rj 159):
Ähdvo\ ov iih tol zöÖ£ xcüXlov, ovdh aoixev,
i-eTvov filv yaimi fjod-cu ioi' iö/aQ^j iv xovhjöiv.
In historischer Zeit setzen sich die Gesandten von Epidamnos

1 Furtw., Gemmen Taf. XVI11 64. XXXVI, 6. LVII 3.
2 Aryballos Castellani (Arch. Jb. XXXI 1916, 207 Abb. 22).
3 Bulle, Schöner Mensch Taf. 174. Springer-Wolters12 Taf. XIV.
4 So der gefesselte Prometheus (‘Inselstein’ des VII. Jhs., Furtw.,
Gemmen Taf. V 37. Argiv. Bronzeblech, Olympia IV Taf. 39 Nr. 699.
Tyrrhen. Amphora, Thiersch Taf. II 6).
5 Klazomenische Sarkophage in Berlin (Ant. Denkm. I 44, II 27, 2).
Grabmal von Isinda (Mendel, Catal. des mus. Ottom. I 277 Nr. 109).
Bronzerelief von Perugia (Ant. Denk. II14), Giebel von Topolia (AM. XXX
1905 Taf. XIII): Amazone. Geryones-Schale des Euphronios (Furtw.-
Reichh. Taf. 22. Pfuhl, Malerei Abb. 391): Eurytion.
e Gemma Augustea und Pariser Kameo (Furtw., Gemmen Taf. LVI
und LX).
7 Br.-Br. 225. Strena Helbigiana 51. Vgl. v. Duhn, Neue Heidelb.
Jahrb. III 88ff., und überhaupt: P. Bienkowski, De simulacris barbararum
gentium.
8 z. B. Aureus Domitians (v. Sallet, Münzen und Medaillen 80).
9 Wolters, Führer durch die Glyptothek Nr. 364. Münch. Jb. N. F. II
1925 Taf. zu S. 2.
 
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