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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Viertes Heft
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Wrede, Walther: Kriegers Ausfahrt in der archaisch-griechischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0295
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KRIEGERS AUSFAHRT IN DER ARCHAISCH-GRIECHISCHEN KUNST 249
vasen I unter 375 abbildet. Die Gattung ist noch nicht
bestimmbar1. Sichtbar sind ein Teil eines Gespannes und die
vorgestreckten Arme einer Person, die neben den Pferden
gestanden haben muß. Sie hat mit dem Wagenlenker oder
seinem Parabaten gesprochen oder zu ihm gefleht, und man
erinnert sich der Leontis oder anderer Typen von Zurück-
bleibenden in den schwarzfigurigen Abschiedsszenen.
Die weitere Umschau unter den Wagenszenen der orien-
talisierenden Stile zeigt uns immer wieder dieselben Elemente.
Artemis vor den Pferden des Apollogespannes der melischen
Amphora (Conze, Mel. Tongef. Taf. IV = Pfuhl, Mal. u. Zeichn.
Abb. 108); der Vater hinter dem Wagen, die Mutter neben den
Pferden des melischen Heraklesgespannes (Ecp. clq/. 1894, jüv.
13 = Pfuhl, a. a. O. Abb. 110); die Frau hinter dem Wagen und
die andere neben den Pferden und von ihnen überschnitten
auf der melischen Amphora aus Phylakopi (JHS. XXII 1902,
69, fig. 1); die Beifigur einer frühattischen Vase mit Gespann
(JHS. XXII 1902 pl. 3): sie alle bleiben untrennbar von der
sich nun immer stärker festigenden Typik der Wagenszene2 3.
Wir haben die letztgenannten Vasenbilder hier zusammen-
gefaßt, obwohl sie wieder in engerem Sinne nicht zu unserem
Thema gehören. Sie sind die Voreltern der späteren Frauen-
raub-, Brautfahrtszenen und Götterprozessionen, wie wir sie
auch sonst werden heranziehen müssen; denn der gleiche
Mittelpunkt in diesen und den Kriegerszenen, das Gespann,
ergab auch die gleichen Forderungen für die Figurenverteilung.
Man könnte die Frage aufwerfen, ob eine dieser beiden Szenen-
gruppen die primäre gewesen sei, aus der sich die andere
abzweigte, und etwa sagen, das Ursprüngliche sei die Prozession
gewesen, da sie bereits in den Wagenzügen der Dipylonvasen
wurzele und im Orient sowie in der mykenischen Kunst aus-
geprägt gewesen sei (fahrende Götter des Sarkophags von
Hagia Triada)8. Eine bündige Beantwortung dieser Frage
erlaubt aber die Spärlichkeit des Materials nicht, und die
Berechtigung solcher Problemstellung dürfte überhaupt fraglich
1 Vgl. Qraef, a. a. O. 37r.
2 Vgl. auch Studniczka, AM. XXIV 1899, 376.
3 Vgl. v. Mercklin, Rennwagen lf.
 
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