Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

DOI Heft:
Viertes Heft
DOI Artikel:
Wrede, Walther: Kriegers Ausfahrt in der archaisch-griechischen Kunst
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0387
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KRIEGERS AUSFAHRT IN DER ARCHAISCH-GRIECHISCHEN KUNST 341
eines Lenkers — den böotischen Lenkerschild auf den Rücken
bekommt.
Die Tätigkeit des Lenkers, der stets an der gleichen Stelle,
in seiner weißen Vertikale vom Rumpf der Stangenpferde über-
schnitten, den Kopf auf seine Arbeit senkt1, besteht auf 147
deutlich in einem Drehen oder Binden; er zieht irgendeine
Schleife, vielleicht die des uaöxcdiovriQ zusammen, und die beste
Ergänzung dazu bietet 150 (Taf. XXXI). Bei 168 scheint er
etwas anzuheben, zu lockern, auf der Scherbe Chigi (145) macht
er sich oben am Joch zu schaffen. Von dem Lenker der
Madrider Vase (155) erhofft man am meisten Klarheit in dieser
Frage, denn er steht ausnahmsweise diesseits der Pferde; mit
der Rechten hält er das ttnaövo-v für das links herangeführte
Pferd bereit2, was aber die leer ausgestreckte Linke tut,
bleibt dunkel; vielleicht drängt sie das Stangenpferd zur Seite.
Ein neues Motiv bringt der Maler der rotfigurigen Hydria 180,
wenn er den Epheben, der hier an die Stelle des Lenkers
tritt, mit den Armen das Pferd umfassen und ihn den Brust-
gurt zurechtrücken läßt3.
Wir sind von den Ausfahrtsszenen her gewohnt, eine Person
vor den Pferden zu finden, wie den Hippotion des Amphia-
raoskraters. Auch die Mehrzahl der Schirrszenen folgt dieser
Regel, nur pflegt der hier übliche Pferdebursche entsprechend
der stärkeren Handlung des dargestellten Vorgangs auch mit
an den Pferden beschäftigt zu sein. Unser ältestes attisches
Beispiel, die Nearchosscherbe (144), zeigt Achill selbst an dieser
Stelle, der das linke Stangenpferd am Oberkopf und Zaum fest-
hält (die Aufzäumung ist schon fertig angelegt). Stehende
1 Beachte die immer nahezu geschlossenen Füße des Wagenlenkers.
Sie sind in dieser Zeit ebenso typisch für ihn (auch wenn er nicht auf
dem Wagen steht), wie zu der des delphischen Wagenlenkers.
2 So ist der breite Gurt, den er hält, und der ja auf so vielen anderen
Bildern am Joch hängt, zum mindesten in der Vorlage zu verstehen
gewesen, die der Maler benutzte. Dieser hat ihn mit den Zügeln
zusammengebracht, so daß der aufsteigende Alte wohl in die Luft greift.
3 Auf die Übertragung dieses an feste Stelle gebundenen bärtigen
Lenkers in die Ausfahrtsszene der Jenaer Hydria (78, Taf. XXX) wurde
schon S. 278 hingewiesen. Umgekehrt erscheinen Frauen der Abschieds-
szenen in unserm Anschirrungsbilde 157.
 
Annotationen