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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Viertes Heft
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Wrede, Walther: Kriegers Ausfahrt in der archaisch-griechischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0388
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342

WALTHER WREDE

Männer, das Pferd haltend oder streichelnd, zeigen auch 154,
157, 160, 162. Wenn wir aber schon auf der Lekythos von
Megara Hyblaea (172) den Pferdehalter mit etwas eingeknickten
Knieen stehen sehen, ebenso 147, 155, 176, 180, ohne daß diese
Stellung hinreichend begründet wäre, so zeigt dieser Zug, daß
den Malern bereits ein anderes Motiv vorschwebte, das auf der
Mehrzahl unserer Bilder das Typische ist: der gebückt stehende
Mann oder Jtaig, der, mit dem Oberkörper hinter dem linken
Stangenpferd verschwindend, sich an dessen linker Seite zu
schaffen macht; bei ihm sind die gekrümmten Beine durch die
Bewegung des Körpers motiviert1, und von hier aus wird das
Standmotiv auf jenen ersteren Typus übertragen sein, allenfalls
umgedeutet als ein Stemmen des Körpers gegen die unruhige
Bewegung der Tiere. Die nächstliegende Erklärung für die
Tätigkeit dieses gebückten, stets nackten oder nur mit der um
die Hüften geschlungenen Chlaina bekleideten Stallburschen
dürfte die sein, daß er dem Lenker beim Zusammenbinden
des (MöyahöTriQ behilflich ist. Dieser Gurt wird, wenn er über-
haupt noch unter dem Bauch des Pferdes durchgeführt und
nicht, wie es auf den jüngeren Stücken die Regel ist, nur als
Zierband um den Hals gelegt ist, nur durch eine Schleife an

1 Das Motiv des Bückens mit dem einen gebeugt Vorgesetzten Bein
hat die griechische Malerei erst so recht an den Palästraszenen des frühen
rf. Stils ausgebildet, z. B. bei Epheben, die ein Waffenstück oder dergl.
vom Boden aufnehmen. Hier möge es genügen, auf die bei Studniczka,
Arch. Jahrb. XXVI 1911, 105f. angeführten Beispiele zu verweisen, denen
aus der Reliefplastik die Athena des Siphnierfrieses hinzugefügt sei (Fouill.
d. Delphes IV pl. 13—14 = K. i. B. 209, 6). Zum Beleg dafür, wie sich
die hocharchaische Kunst um das Motiv bemüht, seien genannt: die Thetis
auf der Oinochoe Branteghem, Arch. Jahrb. Vll 1892 Taf. 1; der den Mino-
tauros tötende Theseus, Coli. Somzee, pl. 43 (hier wohl unter dem Ein-
fluß des Ringerschemas); der unterliegende Ringer des sf. Deckels
Brit. Mus. B 596 = JHS. XXII 1902, 43 fig. 1. — Die Wiedergabe
der uns am natürlichsten erscheinenden Art des Bückens, derjenigen mit
gespreizten Beinen, hat die griechische Flächenkunst im Bewußtsein der
Schwierigkeiten einer unzweideutigen ‘ perspektivischen’ Darstellung meines
Wissens nie versucht. — Bei dem so recht archaisch-sachlichen Ver-
stecken des Kopfes und der handelnden Hände des Pferdeburschen erinnern
wir uns, wie gern auch auf sf. Ausfahrtsszenen die Person vor den Pferde-
köpfen halb von diesen verdeckt wird.
 
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