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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Viertes Heft
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Schachermeyr, Fritz: Materialien zur Geschichte der Ägäischen Wanderung in Kleinasien
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0423
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MATERIALIEN ZUR GESCHICHTE DER ÄGÄIS CHEN WANDERUNG 377
Mengen Hüttenlehmes, ferner ausgiebige Brandschichten, und
bedingte bei Wiederaufbau eine Erhöhung des Siedlungsniveaus.
So entstand ein Hügel, der nach Verödung der Lokalität unter
dem Einflüsse der Erosion des Regenwassers eine nahezu kegel-
förmige Gestalt annehmen konnte, was Anlaß zur Verwechslung
mit einem Grabtumulus zu geben vermag. Voraussetzung zur
‘Teil’bildung ist die Verwendung von Luftziegeln o. ä. als Bau-
material, wie sie in lehmreichen und an Bausteinen armen
Gegenden (Makedonien, Thrakien, Thessalien, Boiotien, Vorder-
asien) anzutreffen ist1. Teils fehlen, wo Stein- oder Holzbau,
ferner Wohngruben vorherrschen. Wir suchen sie daher ver-
geblich z. B. in Italien und in den meisten Ländern Europas.
Primitiver Hausbau — Strohdächer, Wände aus Luftziegeln oder
Weidengeflecht (wohl mit Lehm verschmiert!) — wird uns in
Westkleinasien auch noch für historische Zeiten durch Herodot V
101 nachgewiesen; für die Troas vgl. weiter Demetrios von
Skepsis bei Strabon XIII 594.
Das wichtigste Argument zugunsten der bisher herrschenden
Anschauung liefert der erwähnte ‘Phallus’-Stein, da sich ähn-
liche in Lydien und Karien zur Bekrönung der dortigen Grab-
tumuli gefunden haben. Die Herkunft des Steines vom Hügel
ist aber nicht erweisbar, und zudem macht A. Körte selbst darauf
aufmerksam, daß gerade in Phrygien das gemeinsame Auftreten
von Tumulus und ‘Phallus’-Stein nur selten sei (a. a. O. 7).
Trotzdem der Hügel vollkommen abgetragen wurde, fand
sich weder eine Grabkammer, noch eine sonstige durch zentrale
Lage oder Beigaben bemerkenswerte Beisetzung. Auch Ver-
suchsgrabungen unter der Sohle des Hügels ergaben ein negatives
Resultat. Dagegen fanden sich alle jene Erscheinungen, welche
uns aus den Teils und Magulen geläufig: im wesentlichen wage-
recht gelagerte Brandschichten, dazwischen Lehmmasse, teils
als deformiertes Mauermaterial, teils wohl auch als Bodenbelag
zu erklären, durch Einwirkung des Feuers z. T. rot gebrannt.
1 Auch in Boiotien wurden die Magulen früher für Tumuli mit
Brandbeisetzung gehalten (dagegen Fimmen, N. Jahrb. f. klass. Altert.
XXIX 1912, 522 ff.), und ähnlich verhielt es sich mit den makedonischen
Siedlungstells (AM. XXIV 1899, 41 f.). Vgl. jetzt Casson, Macedonia,
Thrace and lllyria 120 ff.
 
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