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FRITZ SCHACHERMEYR
Die in verschiedenen Höhen gefundenen beigabenlosen Skelette
entsprechen der Sitte der Beisetzung im Wohnbezirk, wie sie
uns auch noch in Hanai-tepe entgegentreten wird.
Unter den Einzelfunden entsprächen Tierknochen und ver-
kohltes Getreide beiden Auffassungen, wenn auch hier der
Gedanke an Abfallknochen und verbrannte Getreidevorräte näher
liegt als an Totenopfer. Als Grab- oder Opfergaben teils un-
wahrscheinlich, teils ausgeschlossen sind aber die im Bos-öjük
gefundenen Kornquetscher, Mörser, Stößer, die Gußform eines
Dolches und auch die Tongewichte.
Der Bos-öjük war somit einst eine Siedlung, ein Bauern-
dorf, dessen Bewohner Ackerbau und Viehzucht trieben und
sich auch auf primitive Hausindustrie verstanden1. Da die Funde,
besonders die Keramik, den Stufen Troja II bis V entsprechen,
mag die Siedlung in der ägäischen Wanderung ihr Ende gefunden
haben, weil ja Troja VI (und VII a) eine nur in der Troas fest-
stellbare Entwicklungsstufe darstellt, das Hinterland aber weiter
bis 1200 an den Formen von Troja V festhielt.
Es eröffnen sich uns nun auch für die Beurteilung der meist
nur unzureichend erforschten ‘Tumuli’ der Umgebung Trojas
neue Gesichtspunkte. Wir können sie ihrem Alter nach ein-
teilen in solche aus prähistorischer, aus griechischer und aus
römischer Zeit. Älter als die ägäische Wanderung sind Besika-tepe,
Hanai-tepe, Kara-agatsch-tepe und wohl auch Pascha-tepe. Aus
der Zeit des VI. bis V. Jhs. stammen die sog. Gräber des Achilleus
und Patroklos2, dann der Udschek-tepe3. Griechisch-römisch
ist In-tepe (Schliemann, Ilios 721 ff.; Winnefeld 543). Der Grab-
charakter steht dank Auffindung von Grabkammer mit Skelett-
resten und Beigaben fest im Achilleusgrab, doch dürfte auch
die Mehrzahl der anderen aus griechischer Zeit stammenden
1 Das gleiche muß dann naturgemäß auch von dem Hügel zuTschai
gelten, der nach Körte (a. a. 0.39) die gleiche Struktur aufweist wie
Bos-öjük.
2 Achilleustumulus: Schliemann, Troja 271 ff.; Dörpfeld, Troja und
Ilion (Winnefeld) 544; Grabmal des Patroklos: Schliemann, Troja 282;
Winnefeld, a. a. O. 545.
3 Hier haben Dörpfelds jüngste Ausgrabungen Klarheit geschaffen.
Der Bau ist im VI. Jh. v. Chr. entstanden (Festschrift f. A. Götze 115ff).
FRITZ SCHACHERMEYR
Die in verschiedenen Höhen gefundenen beigabenlosen Skelette
entsprechen der Sitte der Beisetzung im Wohnbezirk, wie sie
uns auch noch in Hanai-tepe entgegentreten wird.
Unter den Einzelfunden entsprächen Tierknochen und ver-
kohltes Getreide beiden Auffassungen, wenn auch hier der
Gedanke an Abfallknochen und verbrannte Getreidevorräte näher
liegt als an Totenopfer. Als Grab- oder Opfergaben teils un-
wahrscheinlich, teils ausgeschlossen sind aber die im Bos-öjük
gefundenen Kornquetscher, Mörser, Stößer, die Gußform eines
Dolches und auch die Tongewichte.
Der Bos-öjük war somit einst eine Siedlung, ein Bauern-
dorf, dessen Bewohner Ackerbau und Viehzucht trieben und
sich auch auf primitive Hausindustrie verstanden1. Da die Funde,
besonders die Keramik, den Stufen Troja II bis V entsprechen,
mag die Siedlung in der ägäischen Wanderung ihr Ende gefunden
haben, weil ja Troja VI (und VII a) eine nur in der Troas fest-
stellbare Entwicklungsstufe darstellt, das Hinterland aber weiter
bis 1200 an den Formen von Troja V festhielt.
Es eröffnen sich uns nun auch für die Beurteilung der meist
nur unzureichend erforschten ‘Tumuli’ der Umgebung Trojas
neue Gesichtspunkte. Wir können sie ihrem Alter nach ein-
teilen in solche aus prähistorischer, aus griechischer und aus
römischer Zeit. Älter als die ägäische Wanderung sind Besika-tepe,
Hanai-tepe, Kara-agatsch-tepe und wohl auch Pascha-tepe. Aus
der Zeit des VI. bis V. Jhs. stammen die sog. Gräber des Achilleus
und Patroklos2, dann der Udschek-tepe3. Griechisch-römisch
ist In-tepe (Schliemann, Ilios 721 ff.; Winnefeld 543). Der Grab-
charakter steht dank Auffindung von Grabkammer mit Skelett-
resten und Beigaben fest im Achilleusgrab, doch dürfte auch
die Mehrzahl der anderen aus griechischer Zeit stammenden
1 Das gleiche muß dann naturgemäß auch von dem Hügel zuTschai
gelten, der nach Körte (a. a. 0.39) die gleiche Struktur aufweist wie
Bos-öjük.
2 Achilleustumulus: Schliemann, Troja 271 ff.; Dörpfeld, Troja und
Ilion (Winnefeld) 544; Grabmal des Patroklos: Schliemann, Troja 282;
Winnefeld, a. a. O. 545.
3 Hier haben Dörpfelds jüngste Ausgrabungen Klarheit geschaffen.
Der Bau ist im VI. Jh. v. Chr. entstanden (Festschrift f. A. Götze 115ff).