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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 48.1923

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Curtius, Ludwig: Zum Sarkophag von Torre Nova
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https://doi.org/10.11588/diglit.29492#0061
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ZÖM SARKOPHAG VON TORRE NOVA

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menstellung der Figuren getreue Wiederholung sehen dürfen.
Nachdem sich uns der Sarkophag der Hauptseite als sinnvoll
und die Gruppe der drei Peliastöchter als so kontrastreich in
Verbindung und Antithese erwiesen hat, besteht nicht der ge-
ringste Zweifel an der Echtheit der Überlieferung für diesen Teil
der Komposition. Ob die Penelope ursprünglich an dieser
Stelle saß, läßt sich freilich nicht beweisen, und der tote Baum-
strunk neben ihr kann ebenso gut dem Original angehört haben,
wie eine raumfüllende Zutat des Kopisten sein. Die Gruppe
Maira und Laodameia in ihrer formalen Geschlossenheit und
inhaltlichen Antithese hingegen kann nicht aufgelöst werden,
ohne zu verlieren. Auch sie halten wir für einen Teil der
originalen Erfindung. Wir haben also in der isokephalen An-
ordnung und dem inneren Zusammenhang der Komposition
sechs Figuren einer Nekyia, die ursprünglich friesartig
angeordnet gewesen sein muß.

Die Schlußfolgerung ist für jeden leicht, der sich um die
umstrittene Deutung der Friesreliefs vom IIissostempel
(Studniczka, Antike Denkmäler III. Taf. 36, Text S. 36 ff., Archäol.
Jahrb. XXXI 1916, 169 ff., Hauser a. a. O., 280 ff., Brueckner,
Österr. Jahresh. XIII 1910, 50 ff.) bemüht hat. Hauser zuerst
hatte gesehen, daß die eine der sitzenden Jünglingsfiguren der
anderen Schmalseite des Sarkophags von der Ilissosfriesplatte B
der Tafel in den Ant. Denkm. kopiert ist. Brueckner hatte nach-
gewiesen, daß die Schutzflehende eines Fragments aus den
österreichischen Ausgrabungen von Ephesus (e) eine Kopie aus
der Platte E mit dem Frauenraube ist. Erinnern wir uns des
gelungenen Nachweises von Weigand (oben S. 35), der Sarko-
phag von Torre Nova gehöre zu einer lydischen Klasse, so ist
der Schluß bündig: In Ephesus gab es einen Abguß oder eine
antike Kopie der Ilissosreliefs. Aus dieser Quelle stammt
die Kopie der Schutzflehenden wie der trauernde Jüngling des
Sarkophags. Aber nicht nur dieser, sondern auch der Fries
unserer Nekyia. Die Heroinnen der Unterwelt gehören zu den
Platten C und B. Die für das ephesische Fragment und den
Trauernden auch in den Maßen nachgewiesene Übereinstimmung
gilt auch für den Frauenfries. Die Höhe der Ilissosplatten B
und C beträgt 0,467 und 0,466 m. Auf dem Fries bleiben über
 
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