Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 48.1923

DOI Artikel:
Mueller, Kurt: Gebäudemodelle spätgeometrischer Zeit
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29492#0075
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GEBÄUDEMODELLE SPÄTGEOMETRISCHER ZEIT 6 t

bloßer Einfluß sein könnte. Zweitens sind die Schwellen, die
die Stützen untereinander und mit den Anten verbinden, bei
einer vom Megaron unabhängigen Vorhalle kaum zu erklären.
Sie sind natürlich nicht freie Zutat des Modells, wohl aber
werden in Wirklichkeit die Schwellen die Stiitzen getragen haben,
wie an dem kleinen Bruchstiick C. Zwischen den Anten eines
tiefen Megaronvorraums aber ist eine Schwelle durchaus am
Platze; die seitlichen Schwellen geben der Vorhalle ringsum einen
guten Abschluß und verbinden sie fest mit der Cella. Endlich
ist in C die Stiitze als Pfeiler gestaltet gewesen, so daß die
Front der eines Megaron mit den als Pfeiler wirkenden Anten
gleichkam. Man möchte diese Form als die typologisch ältere
ansprechen. An dem Fragment A ist der in der griechischen
Architektur seltene Pfeiler durch die Säule ersetzt und so der
Weg freigeworden, der zum Niketempel fiihrt. — Die Entwick-
lung des Grundrisses aus der Megaronform bestätigt nun auch
unsere Annahme, daß Cella und Vorhalle einheitlich iiberdeckt
gewesen sind; wenn also iiberhaupt ein Giebeldach nach Art
des Bruchstiicks B zu A gehört hat, was doch sehr wahrschein-
lich ist, so hat es sich auch iiber die Vorhalle erstreckt.

Vom Aufbau ist wenig zu sagen, da der Schmuck der
Tontafeln uns die Struktur der Wände des Vorbilds nicht ver-
rät. Man wird aber kaum fehlgehen, wenn man sie sich aus
Lehmziegeln iiber Steinsockel aufgefiihrt denkt, gewiß mit ein-
gezogenen Holzbalken. Die kleinen dreieckigen Luken werden
dann wohl iiber einem solchen Balken durch Aneinanderlehnen
zweier Lehmziegel gebildet gewesen sein. Ihr Zweck ist natiir-
lich nicht, den Raum zu beleuchten oder gar den Ausblick ins
Freie zu gewähren; das verbietet ihre Kleinheit und die hohe
Lage. Sie dienten vielmehr zur Liiftung, die zumal in heißen
Sommernächten bei geschlossener Tiir zweifellos Bediirfnis war,
wie zum Abzug des Herdrauches. So kommen sie — auch
entsprechend konstruiert — noch heute in Bauernhäusern des
Orients vor, wie mich fiir Mesopotamien Oscar Reuther be-
lehrt. Fiir das alte Griechenland sind mir Zeugnisse für ähn-
liche Luftlöcher unbekannt; denn wenn Athene Od. a 320 im
Hause des Odysseus oqvlq ö'cog ävojcaia ÖLSJtraro, so ist der
Ausdruck zu ungenau, um andere Möglichkeiten auszüschließen.
 
Annotationen