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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 48.1923

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Mueller, Kurt: Gebäudemodelle spätgeometrischer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.29492#0081
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GEBÄUDEMODELLE SPÄTGEOMETRISCHER ZEIT 67

vor, wenn er im Prometheus (256ff.) die erste Hütte bauen
läßt. Ganz ähnliche Hütten (xaZvßsc) errichten die Bauern in
der Argolis heute, wie gewiß auch in alten Zeiten, aus ein paar
Stangen mit Schilf- und Reisigdeckung, um im Sommer zum
Schutz ihrer Feldfriichte in deren Nachbarschaft zu nächtigen.
Daß man fiir den Aufbau gerade diese Form wählte, ist mög-
licherweise auf den Einfluß steilgiebeliger Häuser wie der be-
sprochenen homerischen zuriickzufiihren, jedenfalls kam ihnen
die Gesamterscheinung des Bauwerks nahe.

Es ist sehr beachtenswert, daß wir diese Dachform gerade
in der Argolis finden, also in dorischem Gebiet. Denn der
dorische Stil hat die großen Vorteile, die eine solche Kon-
struktion bot, nicht ausgenutzt, vielmehr weist der Triglyphen-
fries auf Deckenbalken von ganz ungeheuren Querschnitten hin,
die ihrerseits auf eine starke Belastung schließen lassen. Das
dorische Tempeldach wird daher direkt auf das flache Erddach
zurückzuführen sein. Die großen Balkenköpfe, aus denen sich
später die Triglyphen entwickelten, werden an Monumentalbauten
friih die Bedeutung eines festen Ornaments gehabt haben, so
daß ihre Beibehaltung dadurch bedingt war. Wohl aber
suchte man durchsickerndes Regenwasser abzuhalten durch
eine Schutzschicht von gebrannten Tonplatten. Ihre Verlegung
fiihrte zur Weiterentwicklung des Daches, wie ich, einer An-
regung Dörpfelds 1 folgend, annehme. Die Ziegel mußten eine,
wenn auch geringe, Neigung zur Traufseite haben, und um
wenigstens die dieser parallelen Fugen zu sichern, ließ man
jede folgende Reihe iiber die vorhergehende iibergreifen. Ich
glaube allerdings nicht, daß dieser einleuchtende Vorgang un-
mittelbar zum flachen Giebeldache gefiihrt hat. Vielmehr wird
man zunächst am horizontalen Abschluß des Erddaches fest-
gehalten und die unterste Ziegelreihe um den ganzen Dachrand
ringsum verlegt haben, die zweite dann in kleinerem Rechteck
dariiber und so fort, so daß also ein flaches Walmdach ent-
stand. Die Unterstiitzung der mittleren Ziegelreihen erforderte
nach der Mitte zu eine immer stärkere Erdschicht, die man
bald durch ein schräges Balkengeriist zu ersetzen gelernt haben

1 Vgl. Fiechter bei Furtwängler, Aegina I 39.

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