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FRITZ KRISCHEN
grundlegenden Proportion bildet, d. h. das Feld der Frieszone,
welches zu einer normalen Jochbreite gehört, ist quadratisch.
Ein Blick auf das Diagramm wird das überzeugender dartun
als die unvermeidlich mühselige Beschreibung (Taf. VIII). Daß
die Zusammengehörigkeit der Abmessungen zwischen Pteron und
Sockelfries nur Sinn hat, wenn die Dinge selbst in unmittelbarem
Zusammenhang stehen, ist einleuchtend. Was nun die Anordnung
der drei Streifen unter sich angeht, so können wir Niemann
nicht folgen, der nach dem Vorgang des Britischen Museums
den kleinen Fries oben, den größeren unten ansetzt. In Trysa
und am Mausoleum sind die Friesstreifen untereinander gleich,
doch sind beim Mausoleum die Friese als oberer oder unterer
Streifen deutlich durch die Profilierung bezeichnet — in Trysa
nicht, was sich durch nachträgliche Einarbeitung in gegebene
einfache Wandquadern erklärt —, in Xanthos muß aber wie beim
Mausoleum die von vornherein planmäßige Absicht anschaulich
geworden und, was oben und unten ist, erkennbar sein.
Der hohe Fries ist natürlich der Hauptbestandteil; er braucht
notwendig einen oberen und einen unteren Abschluß. An sich
hat er dazu keinerlei Profilstreifen, wie die Mausoleumsfriese.
Oben war ihm ein doppeltes Eierstabkymation mit Perlstab und
Platte aufgesetzt und als unterer Abschluß diente eben der
kleinere Fries. Den kleineren ‘leichteren’ Fries oben hinzu-
setzen, ist nur aus einer modernen Empfindung heraus natür-
lich, bei der womöglich so etwas wie der Gedanke an irgend
eine Perspektive mitspricht. Im Sinne der Zeit liegt es aber,
wo man nicht Gleichwertigkeit hat, das größere oben und das
kleinere unten anzubringen; man denke an Statuen auf einem
Sockel mit kleinen Figuren im Relief, an die Giebelgruppe der
dorischen Tempel über dem Triglyphenfries, beim Nereiden-
monument an Giebel und Fries, und schließlich an die Ne-
reiden selber in ihrem Verhältnis zum Sockelfries. Daß diese
Parallelen beliebig vermehrt werden können, weiß jeder Kundige.
In unserem Falle kommt hinzu, daß der kleinere Fries stark
ornamentale Züge aufweist: die Zinnen der Stadtmauern, die
Reihungen der Schilde mit denen der Helme dariiber, die sich
mit dem Eierstab ins Unerträgliche häufen, während sie an der
andern Stelle ihren Zweck erfiillen (Taf. IX).
FRITZ KRISCHEN
grundlegenden Proportion bildet, d. h. das Feld der Frieszone,
welches zu einer normalen Jochbreite gehört, ist quadratisch.
Ein Blick auf das Diagramm wird das überzeugender dartun
als die unvermeidlich mühselige Beschreibung (Taf. VIII). Daß
die Zusammengehörigkeit der Abmessungen zwischen Pteron und
Sockelfries nur Sinn hat, wenn die Dinge selbst in unmittelbarem
Zusammenhang stehen, ist einleuchtend. Was nun die Anordnung
der drei Streifen unter sich angeht, so können wir Niemann
nicht folgen, der nach dem Vorgang des Britischen Museums
den kleinen Fries oben, den größeren unten ansetzt. In Trysa
und am Mausoleum sind die Friesstreifen untereinander gleich,
doch sind beim Mausoleum die Friese als oberer oder unterer
Streifen deutlich durch die Profilierung bezeichnet — in Trysa
nicht, was sich durch nachträgliche Einarbeitung in gegebene
einfache Wandquadern erklärt —, in Xanthos muß aber wie beim
Mausoleum die von vornherein planmäßige Absicht anschaulich
geworden und, was oben und unten ist, erkennbar sein.
Der hohe Fries ist natürlich der Hauptbestandteil; er braucht
notwendig einen oberen und einen unteren Abschluß. An sich
hat er dazu keinerlei Profilstreifen, wie die Mausoleumsfriese.
Oben war ihm ein doppeltes Eierstabkymation mit Perlstab und
Platte aufgesetzt und als unterer Abschluß diente eben der
kleinere Fries. Den kleineren ‘leichteren’ Fries oben hinzu-
setzen, ist nur aus einer modernen Empfindung heraus natür-
lich, bei der womöglich so etwas wie der Gedanke an irgend
eine Perspektive mitspricht. Im Sinne der Zeit liegt es aber,
wo man nicht Gleichwertigkeit hat, das größere oben und das
kleinere unten anzubringen; man denke an Statuen auf einem
Sockel mit kleinen Figuren im Relief, an die Giebelgruppe der
dorischen Tempel über dem Triglyphenfries, beim Nereiden-
monument an Giebel und Fries, und schließlich an die Ne-
reiden selber in ihrem Verhältnis zum Sockelfries. Daß diese
Parallelen beliebig vermehrt werden können, weiß jeder Kundige.
In unserem Falle kommt hinzu, daß der kleinere Fries stark
ornamentale Züge aufweist: die Zinnen der Stadtmauern, die
Reihungen der Schilde mit denen der Helme dariiber, die sich
mit dem Eierstab ins Unerträgliche häufen, während sie an der
andern Stelle ihren Zweck erfiillen (Taf. IX).