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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 48.1923

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Pfuhl, Ernst: Bemerkungen zur archaischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.29492#0139
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BEMERKUNGEN ZUR ARCHAISCHEN KUNST

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glichen 1. Nimmt man dazu die unzweifelhaften Beziehungen auch
der Ostgriechen zu Ägypten, so gewinnt man einen weiten
Rahmen, den ein mannigfach hin und her flutendes Leben er-
füllt; auch die Meister selber haben ja früh begonnen, ihre
Kunst im Umherziehen auszuiiben; damit trat, wie Rodenwaldt
mit Recht bemerkt, neben die Wanderung der Typen die der
Stile. Die Griechen haben es uns dadurch sehr erschwert, ihre
Kunst fein säuberlich in Schachteln zu packen; der Gottheit
lebendigesKleidisteinunbequemerGegenstandfiir eineRegistratur.

So läßt sich auch die Stellung der kretischen ‘Dädaliden-
kunst’ nicht auf eine allgemeine Formel bringen; man muß
vielmehr versuchen, auf Grund unserer gesamten Kenntnis, auch
der Kleinkunst, ein individuelles Bild zu gewinnen. Dies näher
auszufiihren, ist hier nicht der Ort; kurze Andeutungen müssen
geniigen. Rodenwaldt bestreitet nicht nur die von Löwy ver-
tretene Fiihrerstellung Kretas, sondern er läßt es gradezu als ein
unselbständiges Provinzialgebiet zwischen den ostgriechischen
und den peloponnesischen Stätten schöpferischer Kunsttätigkeit
erscheinen. Er begriindet dies eigentlich nicht; denn seine
Griinde fallen nur gegen die angenommene Fiihrerstellung
Kretas ins Gewicht: die Verarbeitung der assyrischen Vorbilder
durch die Ionier und die Unmöglichkeit, einen zeitlichen Vor-
rang der kretischen Kunst zu erweisen. Dem gegeniiber ist
folgendes zu sagen. Die merkwiirdigen, so auffällig orienta-
lisierenden kretischen Erzarbeiten, Schilde, Schallbecken und
Schalen, gelten aus guten Gründen als einheimische Erzeugnisse 2.
Ihre Beziehungen, die üser Assyrien bis zu den fernen Chaldern
reichen, bezeugen eine Verbindung, die keineswegs durch Ionien
gegangen zu sein braucht; sofern man iiberhaupt eine grie-
chische Vermittlung annehmen will, liegt es näher, an Kypros
zu denken. Kypros und Kreta kommen in hocharchaischer
Zeit beide fiir die Vermittelung östlichen Gutes bis nach Italien
hin stark in Betracht 3. Ihre gegenseitigen Beziehungen sind ja

1 Arch. Jahrb. XXVIII 1913, 313. Syrakus: Orsi, Not. d. scavi 1895,
119; Mon. d. Lincei XXV, 590 ff.

2 Karo, RE. XI 1795, § 36; Poulsen 74 ff.

3 Vgl. z. B. Poulsen passim; Johansen, Sikyoniske Vaser 85 ff.;
Rumpf, Die Wandmalereien in Veji, Diss. Leipzig 1917, 41, 47 u. ö.
 
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