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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 48.1923

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Pfuhl, Ernst: Bemerkungen zur archaischen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.29492#0187
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BEMERKUNGEN ZUR ARCHAISCHEN KUNST

173

gattung, die sicher ionisch ist, vergleichen 1; eine freilich anders-
artige Trockenheit zeigt auch die altnaxische Plastik.

Auch bei Schraders attischem Gegenstück der siphnischen,
nicht knidischen Kore aus Delphi ist keine sichere Entscheidung
möglich, zumal bei ihrem trümmerhaften, kopflosen Zustande 2.
Daß auch diese köstlichste Marmorkunst, die Schraders große
Teilabbildung zum Entzücken jedes empfänglichen Betrachters
macht, in Attika nicht undenkbar erscheint, ist oben schon unter
Hinweis auf den Saburoffschen Kopf bemerkt worden. So geht
es weiter, wenn man sich vor den einzelnen Werken die Frage
stellt, ob sie attisch sein können oder nicht; nur noch in
wenigen Fällen wird man zu einer ähnlich bestimmten Entschei-
dung kommen wie bei der oben zusammengestellten kleinen
Gruppe der naxischen Koren, der ostionischen Nike und des
argivischen Erzkopfes; denn auch gegenüber der peioponne-
sischen und äginetischen Kunst liegen die Dinge nicht anders
als bei der ionischen 3. Am ehesten scheinen noch der von
Schrader wiedergewonnene kleine Reiter, die merkwürdigen,
auf benachbarten Basen aufgestellten Löwen und jener zarte
Jünglingstorso von der Burg fremd, und zwar ionisch zu sein 4.

1 Malerei I 173, 178.

2 Auswahl 21 T. 6 (Festschr. 24 f.).

3 Den bärtigen Erzkopf von der Burg erklären Stais und Lechat
mit Recht für attisch (Brunn, Denkm. T. 2; Mus. d’ Ath. T. 15; Blvrjfisla
T. 5; Bulle, D. sch. Mensch T. 226; vgl. Lechat, Sculpt. att. 401 ff.). Er
verhält sich zu den Ägineten ähnlich wie der Torso von Daphni, der
zwischen West- und Ostgiebel steht. Dessen attische Art betont Curtius
bei Brunn-Arndt T. 601 ff. Text 12 mit Recht; Neugebauer, Arch. Anz.
1915, 276 f. hat sich wohl durch die harte Wirkung des Abgusses täuschen
lassen.

4 Reiter, Löwen: Festschr. 72ff., 80. Zu beiden Heberdey, D. Lit. Z.
1910, 1831 ff. (Porosskulptur 228, 1). Er vergleicht zu dem Reiter den
Siphnierfries, doch trifft das nur auf die Form der Mähne, nicht auf den
Stil zu. Das zart verschwimmende Relief der Oberfläche ist entschieden
ionisch; man möchte meinen, nesiotisch, was Sauer, Gött. gel. Anz. 1914,
405 durch die Formel ‘parisch’ ausdrückt. Er denkt dabei wohl an ein
in der Oberfläche verwandtes älteres Werk, den Torso Rösch T. 4
(Deonna 223) oder den jüngeren Torso A. M. XXV 1900 Ersatztafel 15 f.,
s. u. Die unfrontale Kopfhaltung ist für diese Zeit ein starker Ana-
chronismus; denn das Werk darf angesichts der spitzzulaufenden Form
des Thorax {Mvrjusla T. 32, 2) schwerlich viel über 520 herabgerückt
 
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