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174

ERNST PFUHL

Auch äußere Anzeichen, so Stückung und Flickung mit pente-
lischem Marmor an Werken aus parischem, vermögen nichts
zu beweisen; wir können die individuellen Schicksale der Sta-
tuen während der Arbeit und nach der Vollendung nicht er-
raten, und beide Steinarten wurden allzu weitgehend nebenein-
ander verwendet 1. In derartigen Dingen liegen zwar Hinweise,
die man beachten muß, aber Bedeutung könnten sie höchstens
dann erlangen, wenn die Entscheidung aus anderen Qründen
auf des Messers Schneide stände. Das ist jedoch, soviel ich
sehe, nirgends der FalS — auch bei jener eleganten Kore im
bloßen Chiton und ihrer Schwester mit dem auf beiden Schul-
tern gehefteten schrägen Mantel nicht 2.

werden. Schraders Erklärung: Rücksicht auf den Beschauer in der nach
Ausweis einer Basisinschrift als Schauseite geltenden Vorderansicht, ist
modern gedacht und träfe viel eher bei Längsaufstellung neben einem
Wege zu. Vollends verfehlt ist sein Vergleich der als Brunnenmün-
dungen dienenden Reiterprotomen auf der schwarzfigurigen Hydria Ant.
Denkm. II T. 19: die Kopfdrehung in Seitenansicht entspricht dort natür-
lich der Gewohnheit der Maler bei Vorderansichten von Reitern und
Viergespannen. Eher wird man bei einem so kleinen Werk an Einfluß
des Hochreliefs denken dürfen; vgl. die Kleinbronze Arch. Anz. 1916,
57, 2, dazu van Buren, Terracotta Revetments T. 1, 2 (Richter, Hdb.
Metropol. Mus. Class. Coll. 67; Bronzes 42, ionisch- italisch; die gleiche
Typik noch bei dem pompeianischen Iobilde, Herrmann T. 56; 58, 2;
Malerei III T. 285). — Bei den Löwen denkt Heberdey an naxischen
Ursprung. Allein mit den freilich wesentlich älteren Löwen vom heiligen
See in Delos verbindet sie nichts (Boissonnas, Des Cyclades ä Crete
T. 8; C. R. Acad. Inscr. 1911, 848ff.; vgl. Arndt-Amelung, E. A. 825 f.).
Soll man die Mähne mit den Röhrenfalten des altnaxischen Beckens
von der Burg vergleichen? (A. M. XVII 1892 T. 7.) Gab es damals noch
eine naxische Schule? Höchst unattisch ist die Augenbildung: die Lider
auf dem rund vorgewölbten Augapfel nur gemalt bei sonst so starker
Plastik der Einzelformen. — Jünglingstorso Delbrück, A. M. XXV 1900,
373 ff. Ersatztafel 15 f. (ohne den Kopf, den Schrader wohl richtig
einem bekleideten Jüngling zuweist, Festschr. 56 f., Auswahl T-12 f.
Nr. 633; die auffällige Schmalheit des Kopfes im Verhältnis zu den
breiten Schultern findet in dem zarten Arm ihre Entsprechung).

1 Nr. 670, Auswahl 41; vgl. 680, Festschr. 22 (gleicher Marmor).

2 Auswahl 41 ff. (Winter 214, 4; 216, 2). Lechat, Sculpt. att. 225,2
betont die Ähnlichkeit der Augen bei einer Tonmaske aus Kameiros,
Salzmann, Necropole T. 12; diese manieristische Form ist jedoch kein
Ursprungszeugnis; sie kommt in der rotfigurigen Vasenmalerei von Nikos-
thenes an massenhaft vor.
 
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