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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 11.1871

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III. Geheimerath von Gerning
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https://doi.org/10.11588/diglit.62284#0199
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auch das feste Band war, das ihn mit dem edlen Landgrafen von
Hessen-Homburg vereinigte, der für Deutschlands Ehre und Grösse von
gleicher Begeisterung erfüllt war. Seinen tiefen Hass gegen die franzö-
sische Gewaltherrschaft hat er nicht erst nach dem Sturze derselben,
sondern auch zur Zeit der Machthöhe derselben ausgesprochen, und auch
in seinem Widerwillen gegen alles undeutsche Wesen theilte er die Ge-
sinnung seines fürstlichen Freundes.
Seinem persönlichen Character fehlte es nicht an schönen Seiten,
zu welchen vor Allem sein treuer Freundessinn, sein theilnehmendes
Gemüth und seine liebenswürdige Humanität zu rechnen sind; zu
seinen Schwächen dürfte eine gewisse Eitelkeit, die sich in manchen
seiner Briefe kund gibt, gehört haben; doch vermögen wir nicht zu be-
urtheilen , bis zu welchem Grade durch diese schwache Seite sein per-
sönlicher Werth beeinträchtigt worden ist. Der „Nekrolog“ sagt von
ihm: „Seiner Vaterstadt, zu deren politischer Wiederherstellung er 1813
thätig mitwirkte, war er ein getreuer Bürger, seinen Freunden ein er-
probter Freund und in einem vielfach thätigen Leben, in mancherlei
oft verschlungenen Verhältnissen hat sich stets sein richtiger Blick,
seine Welterfahrung, sein rechtlicher Sinn und sein theilnehmendes Ge-
müth bewährt.“ Dr. Eduard Heyden, der vielfache Gelegenheit hatte,
über Gerning’s Character bei Personen, welche demselben näher standen,
Erkundigungen einzuziehen, rühmt ebenfalls seine persönlichen Eigen-
schaften, insbesondere seinen patriotischen Sinn und seine Humanität,
welche ihn zur thätigen Förderung jedes schönen und guten Werkes
stets bereit gemacht und namentlich seine reichen Sammlungen jedem
zugänglich gemacht habe. Wir haben über Gerning’s Character nie
etwas erfahren, was einen Zweifel an der Richtigkeit dieser günstigen
Urtheile begründen könnte. Um das nassauische Land, für welches er
stets eine grosse Vorliebe bekundete, hat er sich durch die wirksamste
Förderung der wissenschaftlichen Vereine ein Verdienst erworben, dessen
Erinnerung seinen Namen stets in dankbarer Verehrung erhalten wird. *)
Der hiesige Kunstverein betrachtet ihn als den Gründer seiner Ge-
mäldegalerie, an deren Eingänge zuerst das oben bereits erwähnte, von
Angelica Kaufmann gemalte Bildniss unsern Blicken begegnet; der Ver-

*) Um das Museum der Alterthümer machte er auch schon vor dem mit dem
nassauischen Staate abgeschlossenen Vertrage sich verdient. So sagt Zimmermann
(»Wiesbaden mit seinen Umgebungen“, Wiesb. 1826, S. 152 u. 153) von einem mit
Inschrift versehenen sogen. Marktaltare (ara quintana) aus Basalt, geweiht von
Sattonius Gratus, mit schöner und deutlicher Inschrift: „Auch dieser Altar wurde
unlängst zufällig aus den Ruinen von Heddernheim zu Tage gefördert uud durch die
Sorgfalt des Herrn Geheimenraths von Gerning zu Frankfurt dem hiesigen Museum
erhalten.“

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