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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 14.1877

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Schwartz, Karl: [Lebensnachrichten über den Regierungspräsidenten Karl von Ibell]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62666#0064

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Literatur herausgegeben wurde. Weitzel blieb mit seinem Freunde Vogt
an der Spitze der Redaction; der Censur gegenüber hatten die von
patriotischem Geiste erfüllten Männer einen schweren Stand, allein die
Zeitschrift, für welche Weitzel eine grosse Anzahl geistreicher Aufsätze
lieferte, die später in seine gesammelten Schriften aufgenommen wur-
den, gewann zusehends an Ansehen und Bedeutung.
Mit begeisterungsvoller Freude begrüsste Weitzel im J. 1813 das
Zusammenbrechen der Franzosenherrschaft; in diesem Sinne wirkte er
in der Mainzer Zeitung, welche ihm während der provisorischen Regie-
rung als Eigenthum überlassen wurde, mit voller Kraft der Ueber-
zeugung für Deutschlands Befreiung und Machterhöhung. Mit der
Auflösung des kaiserlichen Lyceums in Mainz hörte seine Lehrthätigkeit
auf und er wandte nun seine ganze Zeit und Kraft auf die Publizistik,
auf welchem Gebiete er zwar vielfach angefeindet wurde, aber auch
immer grössere Anerkennung gewann. Von seinen dieser Epoche ange-
hörenden, ausschliesslich durch die Zeitbegebenheiten veranlassten poli-
tischen Schriften erwähnen wir nur die vortreffliche „Denkschrift von
Napoleon Bonaparte“, welche grosses Aufsehen erregte und in kurzer
Zeit in zwei starken Auflagen vergriffen wurde. Der Erzherzog
Karl liess sich bei seiner Anwesenheit in Mainz den patriotischen
Mann, dessen Schriften er mit grossem Interesse gelesen hatte, vor-
stellen, hatte mit ihm mehrere Unterredungen und gab ihm viele Be-
weise seiner Hochachtung.
Weitzel war zwar bei der Neuerrichtung des Mainzer Gymnasiums
in seine frühere Stellung als Professor wiedereingetreten, erkannte jedoch
immer mehr in der Wirksamkeit als politischer Schriftsteller seinen
wahren Beruf. Diesen wünschte er in Wiesbaden ausüben zu können,
da seine schöne rheingauische Heimat ein Bestandtheil des Herzogthums
Nassau geworden war und er auf dem nahen Johannisberge in an-
muthiger Lage ein kleines Besitzthum erworben hatte.
Im J. 1817 verlegte Weitzel seinen Wohnsitz nach Wiesbaden, und
da hier das Erscheinen eines politischen Blattes sehr gewünscht wurde,
so kam er diesem Wunsche durch die Gründung der „Rheinischen
Blätter“ entgegen. Obgleich er mit grossen Schwierigkeiten, zu welchen
namentlich der Mangel tüchtiger Mitarbeiter gehörte, zu kämpfen hatte,
so fand doch das trefflich redigirte, gediegene Blatt seit Anfang 1818
grosse Verbreitung. Aber als am 20. September 1819 in Frankfurt
die Karlsbader Congressbeschlüsse publicirt wurden und in Folge dessen
die Presse in Deutschland vielen Beschränkungen unterworfen wurde,
zog sich Weitzel von der Redaction des Blattes zurück, da er voraus-
 
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