DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:Ludwig Beck: Beiträge zur Geschichte der Eisenindustrie
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.62666#0339
Beiträge zur Geschichte der Eisenindustrie.
Von Dr. Ludwig Beck.
Die Metallurgie des Eisens bei den Römern ist noch in manches
Dunkel gehüllt. Eine genaue Untersuchung der Fundstücke ist das
beste Mittel richtige Vorstellungen über die Gewinnung und Verarbeitung
des Eisens im classischen Alterthum zu erlangen. Solche Untersuchungen
sind um so nothwendiger, als die Mittheilungen der Schriftsteller über
diesen Gegenstand so dürftig und ungenügend sind. Es bleibt ewig
zu beklagen, dass des Aristoteles Buch „μεταλλικόν“ verloren gegangen
ist, dass wir von Stratos Schrift über Maschinenwesen und Scheide-
mitte], von dem Buch des Polybius über den spanischen Bergbau, sowie
von den technischen Abhandlungen des Posidonius und Philon nur die
Titel kennen. — Ist die Dürftigkeit der Ueberlieferung der eine Grund
der Unklarheit über die Eisentechnik der Alten, so liegt der andere
in der Schwierigkeit des Gegenstandes selbst. Kein Zweig der Metal-
lurgie ist so complicirt wie die Eisenindustrie; keiner hat so lange Zeit
gebraucht, sich zu der Höhe zu entwickeln, auf der er jetzt steht. Für
den Laien ist es besonders schwierig sich klar zu machen und festzu-
halten, dass die Grundlage der ganzen Eisenindustrie durch Einführung
des Hohofenprocesses vor etwa 400 Jahren eine durchaus andere ge-
worden ist; dass die Alten geschmolzenes Eisen, sowohl Roheisen, als
Gusseisen, gar nicht kannten, dass das schmiedbare Produkt, das sie
bei ihrem primitiven Schmelzverfahren erhielten, in Bezug auf seine
Qualität allein durch die Art der Erze, die sie verwendeten, bedingt
war, und dass sie nicht im Stand waren, nach Willkür aus denselben
Erzen Stahl oder Schmiedeeisen zu erzeugen. Findet sich doch selbst
in neuen Fachschriften hierüber noch die grösste Begriffsverwirrung,
z. B. in dem neuen französischen Werk „la ferronerie“ von Liger,
das speciell die Eisentechnik im Alterthum zum Vorwurf hat.
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Von Dr. Ludwig Beck.
Die Metallurgie des Eisens bei den Römern ist noch in manches
Dunkel gehüllt. Eine genaue Untersuchung der Fundstücke ist das
beste Mittel richtige Vorstellungen über die Gewinnung und Verarbeitung
des Eisens im classischen Alterthum zu erlangen. Solche Untersuchungen
sind um so nothwendiger, als die Mittheilungen der Schriftsteller über
diesen Gegenstand so dürftig und ungenügend sind. Es bleibt ewig
zu beklagen, dass des Aristoteles Buch „μεταλλικόν“ verloren gegangen
ist, dass wir von Stratos Schrift über Maschinenwesen und Scheide-
mitte], von dem Buch des Polybius über den spanischen Bergbau, sowie
von den technischen Abhandlungen des Posidonius und Philon nur die
Titel kennen. — Ist die Dürftigkeit der Ueberlieferung der eine Grund
der Unklarheit über die Eisentechnik der Alten, so liegt der andere
in der Schwierigkeit des Gegenstandes selbst. Kein Zweig der Metal-
lurgie ist so complicirt wie die Eisenindustrie; keiner hat so lange Zeit
gebraucht, sich zu der Höhe zu entwickeln, auf der er jetzt steht. Für
den Laien ist es besonders schwierig sich klar zu machen und festzu-
halten, dass die Grundlage der ganzen Eisenindustrie durch Einführung
des Hohofenprocesses vor etwa 400 Jahren eine durchaus andere ge-
worden ist; dass die Alten geschmolzenes Eisen, sowohl Roheisen, als
Gusseisen, gar nicht kannten, dass das schmiedbare Produkt, das sie
bei ihrem primitiven Schmelzverfahren erhielten, in Bezug auf seine
Qualität allein durch die Art der Erze, die sie verwendeten, bedingt
war, und dass sie nicht im Stand waren, nach Willkür aus denselben
Erzen Stahl oder Schmiedeeisen zu erzeugen. Findet sich doch selbst
in neuen Fachschriften hierüber noch die grösste Begriffsverwirrung,
z. B. in dem neuen französischen Werk „la ferronerie“ von Liger,
das speciell die Eisentechnik im Alterthum zum Vorwurf hat.
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