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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 14.1877

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Heft 2
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Cohausen, August von: Grabhügel am Schiersteiner Wald, Distrikt Pfühl
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https://doi.org/10.11588/diglit.62666#0190

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168

uns die Bronze mit ihrer schönen grünen Patina aus dem braunen
Boden entgegen leuchten lässt, entzieht das entfärbte Eisen unseren
Blicken.
Obschon die Mitte des Hügels C schon ausgebeutet war, so
wurde doch noch von der NO- und der SW-Seite ein Durchschnitt in
denselben bis zu dem bei früheren Arbeiten abgeteuften Schacht ge-
macht. Während sich nordostwärts nur kleine Kohlenpartikel, als
rührten sie von verbrannten Reisern her, fanden, stiess man auf der
SW-Seite in einer Tiefe von 70 cm. unter dem Gipfel und 3,60 m.
von seiner Mitte entfernt auf Bruchstücke eines grossen Topfes, welcher
scheinbar auf einer 2 in. über dem natürlichen Boden gelagerten Reihe
von Steinen lag. Die Topfscherben waren schwarz, 10 bis 13 mm. dick und
in der Masse dicht untermengt mit äusserst zahlreichen weissen, nicht
zerknirschten, sondern geflossenen Quarzkörnern von 1 bis 5 mm., welche
der Oberfläche fast das Aussehen eines schwarzen Porphyrs gaben. Die-
selben scheinen bei der Formung erst eingeknetet zu sein, das Gefäss
ist nicht auf der Töpferscheibe gemacht.
Während die etwa Kopf grossen Steine Quarzite und Grau-
wacken der nächsten Umgebung waren, fiel bei näherer Betrachtung einer
durch sein der Gegend ganz fremdes Material auf und ergab sich als
ein blassrother Porphyr von Münster am Stein bei Kreuznach. Er hatte
bei 13 a 17 a 13 cm. Abmessungen und sehr scharfkantigen, unregel-
mässigen Brüchen doch eine geebnete, porösrauhe Fläche, welche an
einzelnen Stellen eine blanke Politur zeigte. Man hatte das Bruchstück
eines gebrauchten, irgend wie gestalteten Mahlsteines vor sich.
Wenn wir uns der Stückchen Mendiger Lava erinnern, welche
wir in mehreren Grabhügeln im Kammerforst fanden (Annal. XII 248,
254, 255), eines Materials, welches zu allen Zeiten und den ganzen
Rhein entlang bis in die Schweiz zu Mahl- und Mühlsteinen importirt
und verwandt wurde, und sie zusammenstellen mit dem hier gefundenen
Porphyrmühlsteinstück; so möchte es scheinen, dass die Hinterbliebenen
ihren Verstorbenen nicht nur in Thongefässen Speise und Trank, sondern
auch in jenen Mahlsteinbruchstücken wenigstens symbolisch die Werk-
zeuge mitgaben, jenseits noch fortzufahren, sich ihre Speisen zu be-
reiten, das Getreide zu mahlen. Wie die Mendiger Mahlsteine in
ihrer grossen Verbreitung den ganzen Rhein entlang, so gibt auch
dieser Porphyrmühlstein einen Blick in den Verkehr über den Rhein,
in einer Erstreckung von 35 Kilometer zwischen der Gegend von Wies-
baden und der von Kreuznach.
 
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