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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 14.1877

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Heft 2
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Münz: Anatheme und Verwünschungen auf altchristlichen Monumenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.62666#0192

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170

Ein etwas späteres piem ontesisch es Monument bedroht
den Störer der Grabesruhe mit dem Zorne Gottes und dem Anatheme:
Sl QVIS HVNC(tu)
MOLVM VIOLARE TEM(ta)
VERIT IRAM DI INCVR(rat)
ET ANATHEMA SET 0
d. h. Wer dieses Grab zu verletzen sich untersteht, der soll die Rache
Gottes auf sich laden und verworfen sein.
Merkwürdiger noch lautet eine jüngere Grabschrift bei Reinesius:
ABEAT ANATHEMA
A IVDA Sl QVIS ALTERVM OMINE SVPER
POSVERIT . . .
ANATHEMA ABEAS DA TRICENTI
DECEM ET OCTO PATRIARCHAE QVI CHANONES
EXPOSVERVNT ET DA SCA XPI QVATVOR
EVANGELIA* 2)
d. h. Der sei verworfen mit Judas, der einen andern Menschen über mir
begräbt. . . .
Verworfen seist du von den 318 Patriarchen, welche die Ca-
nones erklärt haben und von den 4 hl. Evangelien Christi.
Diese Grabtafel ist noch deswegen merkwürdig, weil sie die
von den 318 Vätern des Concils von Nicäa festgesetzten Canones den
4 Evangelien gleichstellt.
Eine dem eben angeführten Titel fast ähnlich lautende Be-
schwörungsformel findet sich am Schlüsse des Testamentes eines italie-
nischen Bischofes, (als Manuscript in der Bibliothek Chizzi zu Rom):3)
„Wer immer es wagt, diese Güter zu vertauschen, wegzunehmen oder
darum zu betrügen, der sei verworfen von dem Herrn, dem allmächtigen
Gotte, und von den 318 gotterleuchteten Vätern und möge ein Erbe
des Fluches Judas, des Verräthers, sein.
Das Wort Ανάθημα bezeichnete ursprünglich jede der Gottheit
dargebrachte, für die Gottheit ausgeschiedene Gabe, die nachher zum
profanen Gebrauche nicht mehr dienen durfte. So im klassischen Hei-
den thume, so im Christenthume. Eusebius (Vita Constantini III, 38)
nennt die prachtvollen Geschenke des Kaisers Constantin an die Kirche
zu Jerusalem und Theocloret und Sozomenos heissen die Altar-
geräthe und Paramente αναθήματα. Ganz besonders aber wurden die
ex voto dargebrachten Gaben, die Weihgeschenke, αναθήματα genannt.

h Gazzera 1. c. pag. 45.
2) Reinesius Syntagma inscriptionum antiquarum pag. 965 Nr. 290.
8) Paciaudi de sacris cJtristianorum balneis pag. 164 Nr. 2.
 
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