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L. Beck
Die Hütte geht auf ungebundene Zeit und kann man ihr jährliches Product
auf 12—1300 Karren (600 — 700 T.) annehmen. — Sie bezog die Kohlen vor
der französischen Besitznahme des linken Rheinufers grösstentheils von der
Mosel, jetzt erhält sie solche aus den benachbarten Waldungen, für 16 bis
17 Rthlr. das Fuder mariotisch. Die Consumtion kann beim Hochofen zu 1400,
bei den Stabfeuern zu 1724 tausend Pfund angeschlagen werden; ungefähr
5040 Karren Erz werden verschmolzen. — Auf dem Reckhammer werden Stein-
kohlen von der Saar gebraucht, so 20 bis 45, im Mittelpreiss 30 Kreuzer franco
Neuwied per 108 Pfd. — 1 Gentner cöllnisch, kosten. Das nämliche Gewicht
Ruhrorter Kohlen kostet 60 Kzr.
Alle Hämmer und Ambosse waren von gegossenem Eisen, und man sah
eine grosse Zahl derselben auf dem Hüttenplatze umherliegen. —■ Einer der
Grobhämmer war ein Schwarzhammer, wovon man zur Ursach angab, dass diese
Einrichtung bei grossem Modelleisen, das zugleich eine beträchtliche Breite
habe, z. B. Pflugschaaren, sehr bequem sei, weil der Schmied hier mehr Raum
erhalte, um dasselbe überall, wo es die Fagonirung erfordere, hinzudrehen.
Die Wasserräder waren alle oberschlächtig, kaum 8 Fuss übersteigend, jedoch
mit eisernen Kränzen versehen. — Das Walzwerk war nicht im Gange; es
wurde nicht gezeigt, und der Besitzer, ein übrigens sehr gefälliger Mann,
entschuldigte sich damit, dass er bei der Verpflichtung der darauf arbeitenden
Personen, der Regierung die Sekretirung der Sache habe versprechen müssen;
er klagte aber zugleich über die Unvollständigkeit des Werks und dass er es
nicht zur Vollkommenheit des Fabrikats darauf bringen könne. Man hört,
dass das Walzwerk ganz eingehen würde, wenn der Herr Carl Remy nicht im
Stande wäre, vermittelst seiner zu Neuwied etablirten sogenannten Sanitäts-
Geschirr-Fabrik, die unvollkommenen Bleche zu verwenden. Diese Fabrik
ist eine Anstalt, auf der allerhand Geschirr von Schwarzblech verzinnt wird.
Dasjenige Rasselsteiner Eisen, welches auf den Hämmern des Werkes
und auf dem benachbarten Blechhammer nicht verschmiedet wird, geht über
den Rhein auf das daselbst an der Nette, Neuwied gegenüber liegende
Hammerwerk. Das fertige Stab- und Reckeisen wird nach Rotterdam, mehrentheils
an das Handlungshaus Gebrüder Hoffmann & Comp. abgesetzt, eines der grössten
Häuser im Eisen- und Stahlhandel von Europa, durch dessen Hände ein grosser
Theil des Geld-Reichthums herangezogen wird, der sich in den Niederrheinisch-
Westfälischen Gegenden im Umlauf erhält.
Das Rasselsteiner Reckeisen wird auch platt gelaufen (d. h. zu Flach-
stäben für Cementeisen geschmiedet) und ist dann zur Rohstahl-Schmiederei
anwendbar. Eine halbe Stunde oberhalb Rasselstein liegt ein Hammerwerk
an dem Aulebach, zwischen Ober- und Nieder-Bieber, welches ebenfalls dem
Herrn Carl Remy zuständig ist, auf dessen Rechnung betrieben wird und aus
einem Grobhammer mit 2 Feuern besteht. Es führt den Namen Blech-
hämmer. Sein Roheisen erhält es von Rasselstein und Hunnefeld. Von
den beiden Feuern ist nur immer eins im Gange. Sie werden auf deutsche
Manier betrieben und liefern ein Eisen von guter Qualität, dessen Absatz nach
Holland geht.
L. Beck
Die Hütte geht auf ungebundene Zeit und kann man ihr jährliches Product
auf 12—1300 Karren (600 — 700 T.) annehmen. — Sie bezog die Kohlen vor
der französischen Besitznahme des linken Rheinufers grösstentheils von der
Mosel, jetzt erhält sie solche aus den benachbarten Waldungen, für 16 bis
17 Rthlr. das Fuder mariotisch. Die Consumtion kann beim Hochofen zu 1400,
bei den Stabfeuern zu 1724 tausend Pfund angeschlagen werden; ungefähr
5040 Karren Erz werden verschmolzen. — Auf dem Reckhammer werden Stein-
kohlen von der Saar gebraucht, so 20 bis 45, im Mittelpreiss 30 Kreuzer franco
Neuwied per 108 Pfd. — 1 Gentner cöllnisch, kosten. Das nämliche Gewicht
Ruhrorter Kohlen kostet 60 Kzr.
Alle Hämmer und Ambosse waren von gegossenem Eisen, und man sah
eine grosse Zahl derselben auf dem Hüttenplatze umherliegen. —■ Einer der
Grobhämmer war ein Schwarzhammer, wovon man zur Ursach angab, dass diese
Einrichtung bei grossem Modelleisen, das zugleich eine beträchtliche Breite
habe, z. B. Pflugschaaren, sehr bequem sei, weil der Schmied hier mehr Raum
erhalte, um dasselbe überall, wo es die Fagonirung erfordere, hinzudrehen.
Die Wasserräder waren alle oberschlächtig, kaum 8 Fuss übersteigend, jedoch
mit eisernen Kränzen versehen. — Das Walzwerk war nicht im Gange; es
wurde nicht gezeigt, und der Besitzer, ein übrigens sehr gefälliger Mann,
entschuldigte sich damit, dass er bei der Verpflichtung der darauf arbeitenden
Personen, der Regierung die Sekretirung der Sache habe versprechen müssen;
er klagte aber zugleich über die Unvollständigkeit des Werks und dass er es
nicht zur Vollkommenheit des Fabrikats darauf bringen könne. Man hört,
dass das Walzwerk ganz eingehen würde, wenn der Herr Carl Remy nicht im
Stande wäre, vermittelst seiner zu Neuwied etablirten sogenannten Sanitäts-
Geschirr-Fabrik, die unvollkommenen Bleche zu verwenden. Diese Fabrik
ist eine Anstalt, auf der allerhand Geschirr von Schwarzblech verzinnt wird.
Dasjenige Rasselsteiner Eisen, welches auf den Hämmern des Werkes
und auf dem benachbarten Blechhammer nicht verschmiedet wird, geht über
den Rhein auf das daselbst an der Nette, Neuwied gegenüber liegende
Hammerwerk. Das fertige Stab- und Reckeisen wird nach Rotterdam, mehrentheils
an das Handlungshaus Gebrüder Hoffmann & Comp. abgesetzt, eines der grössten
Häuser im Eisen- und Stahlhandel von Europa, durch dessen Hände ein grosser
Theil des Geld-Reichthums herangezogen wird, der sich in den Niederrheinisch-
Westfälischen Gegenden im Umlauf erhält.
Das Rasselsteiner Reckeisen wird auch platt gelaufen (d. h. zu Flach-
stäben für Cementeisen geschmiedet) und ist dann zur Rohstahl-Schmiederei
anwendbar. Eine halbe Stunde oberhalb Rasselstein liegt ein Hammerwerk
an dem Aulebach, zwischen Ober- und Nieder-Bieber, welches ebenfalls dem
Herrn Carl Remy zuständig ist, auf dessen Rechnung betrieben wird und aus
einem Grobhammer mit 2 Feuern besteht. Es führt den Namen Blech-
hämmer. Sein Roheisen erhält es von Rasselstein und Hunnefeld. Von
den beiden Feuern ist nur immer eins im Gange. Sie werden auf deutsche
Manier betrieben und liefern ein Eisen von guter Qualität, dessen Absatz nach
Holland geht.