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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 35.1905(1906)

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Conrady, Ludwig: Die Geschichte der lutherischen Geschichte Arnoldshain: bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts nach den Urkunden dargestellt
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https://doi.org/10.11588/diglit.70482#0221
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Die Geschichte der lutherischen Gemeinde Arnoldshain.

207

Usingen212), wurde vom Bassenheim’schen Rentmeister der Arnoldshainer
Kirchenschlüssel abgeholt, die Kirche aber bleibt wegen des Trauergeläutes für
den Grafen offen. Am 14. Dezember213) jedoch geht schon dem General-
superintendenten Lange in Idstein die Anweisung zu, dass er den von der Frau
Fürstin Vormünderin zur Präsentation nach Arnoldshain erwählten cand. theol.
Philipp Reinhard Schapper von Erbenheim examinieren, ordinieren und mit
den nötigen „testimonialibus“ für das an den Grafen zu richtende Präsen-
tationsschreiben versehen solle. Am gleichen Tage214) wird dem Grafen ge-
meldet, dass „zur Verwesung sothaner Bedienung“ in Arnoldshain „in gefolg
der hergebrachten observantz allbereits die erforderliche Veranstaltung vor-
gekehrt“ und die Präsentation eines tüchtigen „subjectums“ für die Stelle
demnächst erfolgen werde. Zugleich aber ersuche man um die „unaufhalt-
liche restitution der Kirchenschlüssel“, die durch „nachtheilige innovation“ dem
dortigen Schulmeister abgenommen worden seien. Der kurze Zwischenraum
zwischen dem Tode von Hagens und der Berufung Schappers mag dadurch
erklärt sein, dass ein längeres hoffnungsloses Krankenlager des ersteren voraus-
ging, das die Neubesetzung der Stelle in nächste Aussicht stellte. Ein schnelles
Zugreifen war überdies bei den Bassenheim’schen Tntriguen geboten. War
diese doch schon bei der Hand, wie ein Protokoll des Praeceptors Reuter von
Merzhausen vom 19. Dezember215) dartut, die zwischenzeitliche Versehung der
Stelle durch Geistliche aus dem Stockheimer Gericht mit eigenen Anstalten zu
durchkreuzen. Denn hatte man auch diesen Geistlichen seinen Dienst tun
lassen, so hatte ihn doch der Kirchensenior Buhlmann nach demselben eröffnet,
dass die Reiffenberger am nächsten Sonntag die Kirche verschliessen würden,
da der Graf befohlen habe, selber einen „tertius zur Interims versehung“ zu
stellen. Ausserdem werde eine Präsentation zur Stelle nicht eher angenommen,
als bis Usingen die Sperre des gräflichen Patronatsrechtes in Steinfisch-
bach aufgehoben habe. So wird, wie wir schon oben andeuteten, die not-
gedrungene Repressalie durch den geriebenen Widerpart zur eigenen Falle
gemäss dem oben angeführten Sprichwort des Obersten Fabricius. Nach
langem Überlegen der Räte vom 20. Dezember216) scheint man sich am
23. Dezember217) zur einfachen Präsentation Schappers an den Grafen ent-
schlossen zu haben. Schapper war nach einem Berichte des Generalsuperinten-
denten Lange am 24. Dezember218) von diesem und Pfarrer Cramer in Idstein
examiniert, ordiniert und ihm dabei die „testimoniales“ erteilt worden, die wir
zur Kenntnis des Studienganges dieser Zeit, wie des uns von nun an be-
schäftigenden trefflichen Mannes der folgenden wörtlichen Wiedergabe wert
halten. Sie lauten: „Lineolarum praesentium exhibitarum, Dominum Philippum

212) Schapper’sche Akten.
213) Ebenda.
214) Ebenda.
215) Ebenda.
216) Ebenda.
217) Ebenda.
218J Ebenda.
 
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