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Kolloquium über das Acrylharzvolltränkungsverfahren <1977, Seehof, Memmelsdorf>; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Steinkonservierung: zur Erhaltung von Flurdenkmälern : Kolloquium über das Acrylharzvolltränkungsverfahren — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 4: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1979

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Snethlage, Rolf; Wihr, Rolf: Kolloquium über das Acrylharz-Voltränkungsverfahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.63472#0028
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Kolloquium über das Acrylharz-Volltränkungsverfahren
Rolf Snethlage und Rolf Wihr

Vorbemerkung
Am 13. und 14. Dezember 1977 fand auf Einladung des Bay-
er. Landesamtes für Denkmalpflege in dessen Außenstelle
Bamberg, Schloß Seehof, ein Kolloquium statt, in dessen
Verlauf das Vakuum-Druck-Imprägnierverfahren mit Methyl-
methacrylat der Firma Imchemie von Denkmalpflegern, Re-
stauratoren und Naturwissenschaftlern diskutiert wurde.
Der kurzfristigen Einladung waren alle Eingeladenen ge-
folgt:
Dr. M. Petzet, Generalkonservator, Bayer. Landesamt für
Denkmalpflege (BLfD), Pfisterstraße 1, 8000 München 1
Dr. Ohr. Baur. BLfD, Pfisterstraße 1, 8000 München 1
Dr. K.L Dasser, BLfD, Widenmayerstr. 34,8000 München 22
Herr W. Ibach, IMCHEMIE, 5632 Wermelskirchen,
Adolf-Flöring-Straße 22
Dr. S. Luckat, Landesamt für Immissionsschutz,
4300 Essen, Wallneyer Straße 6
Herr H. Lenz, Landesamt für Denkmalpflege,
3000 Hannover
Frau Dr. H. Marschner, Inst. f. Werkstoffwiss. III der Uni-
versität, 8520 Erlangen, Martensstraße 5
Herr B. Melchior, IMCHEMIE, 5632 Wermelskirchen,
Adolf-Flöring-Straße 22
Dr. Ramisch, BLfD, Außenstelle Bamberg, Schloß Seehof,
8602 Memmelsdorf
Herr K. Schmidt-Thomsen, LfD, Westfalen-Lippe,
4400 Münster, Salzstraße 38
Dr. R. Snethlage, BLfD, Widenmayerstraße 34,
8000 München 22
Herr R. Wihr, BLfD, Außenstelle Bamberg, Schloß Seehof,
8602 Memmelsdorf
Anlaß zur Durchführung des Kolloquiums war zunächst das
Auftreten großer Schäden an Skulpturen, Bildstöcken, We-
gekreuzen und anderen Freiplastiken, die mit herkömmli-
chen Mitteln nicht mehr dauerhaft zu erhalten waren. Der
Abteilung Steinkonservierung des Bayer. Landesamtes für
Denkmalpflege schien ein Einsatz des oben genannten Ver-
fahrens mit guten Erfolgsaussichten möglich, doch wollte
man erst noch in einer Diskussion mit Fachleuten der ver-
schiedensten Disziplinen über eine ganze Reihe bisher offe-
ner Fragen sichere Antworten erhalten und auch den Rat
anderer Restauratoren einholen. Der nachfolgende Bericht
stellt die Zusammenfassung der dabei geführten Diskus-
sionen dar.
Der Verlauf des Kolloquiums gliederte sich in 3 Teile; im er-
sten stellte Herr Ibach das kombinierte Vakuum-Druck-
Imprägnierverfahren mit PMMA (Mehtylmethacrylat) und in
kurzen Worten die Firma IMCHEMIE selbst vor; der zweite
Teil wurde von der Diskussion ausgefüllt; im dritten Teil
wurden besonders gefährdete Skulpturen in Schloß und
Park Seehof besichtigt.
Den Berichterstattern erschien es nicht zweckmäßig, die
Diskussion im Detail wiederzugeben, zumal sie äußerst leb-

haft verlief und naturgemäß die Themenkreise häufig wech-
selten. Aus diesem Grunde ist es auch bei Zuordnung der
Fragen zu übergeordneten Themen kaum möglich, die Dis-
kussionsteilnehmer wörtlich zu zitieren, ohne daß die straf-
fe Linie des Berichts verlassen wird.
Insgesamt gesehen können jedoch alle Fragen und Diskus-
sionsbeiträge unter bestimmte übergeordnete Themen ein-
geordnet werden, die im Folgenden in Form von Kapiteln
abgehandelt werden. Die inhaltlich gemachten Aussagen
stellen dabei Aussagen von Diskussionsteilnehmern dar,
die jedoch persönlich nicht zu Wort kommen:
A Das kombinierte Vakuum-Druck-Imprägnierverfahren
B Verfahrensablauf und Verfahrenstechnik
C Physikalische und Chemische Eigenschaften von
PMMA (Polymethylmethacrylat)
D Einsatzmöglichkeiten
E Kosten des Verfahrens
F Anwendungsbeispiele
G Zusammenfassung
Obwohl das Verfahren prinzipiell für alle porösen Stoffe an-
wendbar ist, stand das Kolloquium fast ausschließlich im
Zeichen der Steinkonservierung, so daß sich fast alle Fra-
gen von dieser Problematik herleiten. Die getroffenen Beur-
teilungen und Aussagen gelten deshalb in erster Linie für
den Anwendungsbereich Steinkonservierung.
A. Das kombinierte Vakuum-Druck-Imprägnierverfahren
mit PMMA (Polymethylmethacrylat)
Die Firma IMCHEMIE beschäftigt sich mit dem angespro-
chenen Verfahren seit etwa 1972/73. Ihre Spezialität ist die
Herstellung großvolumiger Blöcke aus Acrylglas, für deren
Aushärtung bei einer Stärke von ca. 1500 mm im Mittel 36
Std. benötigt werden. Außergewöhnlich ist hierbei nicht al-
lein die kurze Aushärtezeit, sondern insbesondere die Grö-
ße, bis zu der Acrylglasblöcke gefertigt werden können.
Während allgemein die Aushärtung von Blockmaterial bis
zu einer Stärke von 150 mm bei Aushärtezeiten zwischen 6
und 8 Wochen technisch beherrscht wird, gelingt es nun-
mehr durch den Einsatz von Peroxiden als Polymerisations-
initiatoren resp. Härter das Kochen (d.h. den ungezügelten
Ablauf der Polymerisationsreaktion) des MMA (Methylme-
thacrylat) zu verhindern und somit den Fertigungsablauf zu
steuern.
Das Imprägnierverfahren eignet sich im Prinzip für die Trän-
kung aller porösen Stoffe, wobei bis jetzt wohl die meisten
Erfahrungen mit Imprägnierungen von Steinen vorliegen. Im
einzelnen werden folgende Stationen durchlaufen:
o Trocknung des Objekts in einer Wärmekammer
o Einbringung des Objekts in eine Wanne, die in die Im-
prägnierkammer eingefahren wird. Evakuierung.
O Einlaß der Imprägnierflüssigkeit (dünnflüssiges Oligo-
meres bis monomeres MMA) bis zur völligen Bedeckung
des Objekts

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