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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 14.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.41281#0012
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Tafel 15. Hausgiebel; aufgenommen von Architekt Jos.
Rank in München.
Tafel 16. Das neue Hofbräuhaus in München; erbaut von
Heilmann & Littmann, Architekten daselbst. — 2. Fassade.
(Siehe auch Tafel 7.)
Bei der ungemein raschen Entwickelung der Stadt München
in den letzten Jahren und für den kolossalen Fremdenzudrang
in den Sommermonaten war auch das alte Hofbräuhaus am
Platzl zu eng geworden. Schon in den Jahren 1893 —1894
wurden im Anschluss an die schon bestehende Mälzerei und den
Hofbräuhauskeller an der Wienerstrasse neue Brauereigebäude


Grundrisse des neuen Hofbräuhauses in München;

den Bierhallen und dem Garten, andernteils zum Gassenausschank
in direkter Verbindung mit der Strasse standen.
Im Kellergeschoss befindet sich neben den verschiedenen
Kellern für die Wirtschaftsbedürfnisse ein Schlachthaus resp. ein
Raum zur Herstellung von Würsten etc., wohin die Einfuhr von
Rohmaterial von der Seitenstrasse aus auf Schienengeleisen und
durch hydraulische Aufzüge in die einzelnen Abteilungen erfolgt.
Das erste Obergeschoss enthält die Wohnung des Wirts,
die durch eine eigene Treppe direkt mit der Küche verbunden
ist, sowie zwei Gesellschaftszimmer, zu denen man über die
Haupttreppe von der Strasse aus gelangt.


von Heilmann & Littmann, Architekten daselbst.

errichtet, der gesamte Betrieb im Sommer 1896 dorthin verlegt
und damit die Möglichkeit geschaffen, die frei gewordenen Räume
am Platzl zu der dringend nötig gewordenen Vergrösserung der
alten Schanklokale zu benutzen. Nach Beschluss der kgl. Staats-
regierung sollte nicht ein vollständiger Neubau geschaffen, sondern
die alten Räume sollten ohne Unterbrechung des Wirtschafts-
betriebes entsprechend umgebaut werden. Für den Architekten
lag die nicht leichte Aufgabe vor, die Umgestaltung unter mög-
lichster Wahrung des überlieferten Charakters vorzunehmen und
Lokale zu schaffen, in die das historisch gewordene Hof bräu-
hausleben ohne Zwang einziehen und weiterblühen könnte. Es
wurde daher mit möglichster Schonung aller noch brauchbaren
Baubestandteile vorgegangen und in diesem Sinne das solid ge-
wölbte Sud- und Maschinenhaus erhalten und zweckentsprechend
in die beiden grossen Bierhallen A und B (siehe Grundriss)
verwandelt. Wie sich um diese beiden Hauptausschanklokale
die übrigen Gast- und Wirtschaftsräume gruppieren, ist aus dem
Grundriss ersichtlich. Den Hofraum umziehen auf drei Seiten
zum Teil offene, zum Teil mit versenkbaren grossen Fenster-
wänden verschliessbare Hallen. Die Küchen- und Bierschank-
lokale mussten so angeordnet werden, dass sie einesteils mit

Die Einteilung des zweiten Obergeschosses ist aus dem
Grundriss ersichtlich. Der grosse Saal von 735 qm ist mit einem
in Monierkonstruktion ausgeführten Tonnengewölbe überspannt
und mit Wand- und Deckenmalereien von Ferdinand Wagner
geschmückt. Eine feuersichere Notstiege verbindet den Saal mit
der Seitenstrasse.
Die Fassaden sind geputzt, nur im Erdgeschoss wurde für
die Architekturteile Muschelkalk verwendet, während der Erker
in Savonnicres-Kalkstein ausgeführt ist.
Der gesamte Neu- und Umbau wurde von der Firma
Heilmann & Littmann in 327 Arbeitstagen bei ununterbrochenem
Wirtschaftsbetrieb durchgeführt. Die Kosten des gesamten Baues,
ohne Mobiliarausstattung, betrugen 727182 Mark 35 Pf., das ist
für den Kubikmeter umbauten Raumes 16 Mark 74 Pf.

Berichtigung.
Herr Professor G. Wickop in Darmstadt ersucht uns, die Unter-
schrift zu dem auf Tafel 91 der 12. Lieferung des vorigen Jahrgangs der
„Architektonischen Rundschau“ veröffentlichten Land- und Amtsgericht in
Wiesbaden dahin richtigzustellen, dass er mit der Bauleitung betraut ge-
wesen und daher die endgültige Gestaltung des Baues auf ihn zurück-
zuführen sei.

Für die Redaktion verantwortlich Baurat Carl Weigle in Stuttgart.
 
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