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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 14.1898

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8. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.41281#0024
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Tafel 61. Beamten- und Arbeiterhäuser in Oberschlesien;
erbaut von Architekt Adolf Seiffhardt in München.
Die einzelnen Häuser stehen auf frisch ausgerodetem Wald-
terrain auf einer Besitzung des Grafen Henkel von Donnersmark
in Oberschlesien. Sie sind alle vollständig unterkellert. Das
Arbeiterhaus hat in zwei identischen Stockwerken je zwei Woh-
nungen von Stube und Küche und im Dachraum je eine Kammer
und gemeinschaftlichen Bodenraum. Im Gärtnerhaus befinden
sich im Obergeschoss
zwei Räume für Obst
und Früchte, ein
Gehilfen- und ein
Kinderzimmer. Alle
drei Objekte sind in
schlesischem Sand-
stein und Siegers-
dorfer V erblendern
ausgeführt. Nur an
den Hinterfronten
kam aus Ersparnis-
gründen an Stelle
des Sandsteins Mör-
telputz, mit Sand-'.
Steinstaub versetzt'
und scharriert, zur
Verwendung. Die
Kosten stellen sich
folgendermassen:
Arbeiterhaus 9000
Mark, Gärtnerhaus
12 000 Mark und
Försterhaus 15 000
Mark.
Tafel 62. Pro-
testantische Kirche
in Landshut; erbaut
von Architekt Carl
Lemmes in Mün-
chen.
Die neue pro-
testantische Kirche in
Landshut (Bayern),
welche im romani-
schen Uebergangsstil
erbaut wurde, hat
1000 Sitzplätze, von
denen 250 auf den
Emporen gelegen
sind. Die Kirche ist
in gelben Verblen-
dern mitweisser und
roter Sandsteinarchi-
tektur ausgeführt,
alle Treppen sind
aus Granit.
Die Kirche ent-
hält ausser zwei Sakristeien auf der linken Seite noch einen
Saal für den Konfirmandenunterricht.
Die Orgel mit dem Sängerchor ist dem Turm vorgelagert
und von den beiden Seitentreppen zugänglich. Die Bedachung
ist Schiefer. Der Turm hat ein Geläute von vier Glocken.
Alle Möbel sind in Eichenholz, die Mensa aus rotem und
weissem Sandstein.
Die Kirche liegt vollständig frei und ist von Anlagen um-
geben.
Das dazu gehörende, im gotischen Stile erbaute Pfarrhaus

Pfarrhaus und Grundriss zur Protestantischen Kirche in Landshut;
erbaut von Architekt Carl Lemmes in München.

ist ebenso wie die Kirche in gelben Verblendern und weissem
Sandstein aufgeführt. Dasselbe enthält im Erdgeschoss die Küster-
und Vikarwohnung, sowie die Amtsräume des Pfarrers; der ganze:
erste Stock ist Pfarrwohnung.
Die Kosten stellen sich für die Kirche auf 160000 Mark,
für das Pfarrhaus auf 40000 Mark. Die Glocken, sowie die
gemalten Fenster wurden gestiftet.
Die Kirche wird durch Gas geheizt; die Beleuchtung erfolgt
durch Bogenlampen
und Glühlicht.
Tafel 63.
Unterfahrt des k. k.
Belvedere in Wien;
aufgenommen von
Architekt Ludwig
Schmidl daselbst.
Tafel 64.
Wohn- und Ge-
schäftshaus Feil in
Stuttgart; erbaut von
Bö k len & Feil,
Architekten daselbst.
Durch die Ver-
' grösserung des Stutt-
garter Strassenbahn-
netzes kam das Haus
an den Kreuzungs-

punkt zweier Linien
zu liegen; ausserdem
war Gelegenheit ge-
boten, von der Stadt-
gemeinde noch 16 qm
Eckplatz zu erwer-
ben, so dass der Be-
sitzer sich entschloss,
das mit einem ein-
fachen Satteldach
bedeckte viereckige
Haus, das auf der
am meisten ins Auge
fallenden Schmal-
seite mit einer fen-
sterlosen, unschönen
Riegelwand abge-
schlossen war, zu
vergrössern. Hierbei
sollte unter Belassung
der Hauptmasse des
Hauses durch Weg-
nahme dieser Riegel-
wand vornehmlich
ein grösserer Eck-
laden gewonnen und
auch die Wohnungen
der Obergeschosse
erweitert werden.

Während des Baues meldete sich als Mieter ein Photograph,
den die fast reine Nordlage und das freie günstige Licht anzog,
und so entschloss man sich, das alte Satteldach auch wegzunehmen
und ein photographisches Atelier in den vierten Stock einzubauen,
das durch einen elektrischen Aufzug mit dem linksseitigen Laden
in direkte Verbindung gebracht wurde.
Der neue Teil des Hauses wurde als massiver Backsteinbau
aus Verblendern mit Werksteingliederungen aufgeführt, der alte
Fachwerksbau aber mit hellen Verblendern verkleidet, wobei die
Fenstereinfassungen, Gesimse u. s. w. in Cement gezogen wurden.


Grundrisse zum Wohn- und Geschäftshaus Feil in Stuttgart; erbaut von Böklen & Feil, Architekten daselbst.


Für die Redaktion verantwortlich Baurat Carl Weigle in Stuttgart.
 
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