Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 19.1903

DOI Heft:
2. Heft
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43187#0027
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

ARCHITEKTONISCHE
RUNDSCHAU

HEFT 2 «
1903

Vom Haupteingang zum Standesamt
in Essen a. Ruhr.

««Neue Formen.««

Architekt: Joh. Heeren in Essen a. Ruhr.
Modelliert von Rob. Schirmer in Berlin.

Deutsche Ornamentik.

(Fortsetzung.)

Wenn wir mit
unsern wei-
teren Betrachtun-
gen nochmals an
Paul Bürcks Orna-
mente anknüpfen
und drei weitere
Entwürfe dessel-
ben auf Seite 10,
11 und 13 wieder-
geben, so geschieht
dies, weil sie als
bezeichnende Bei-
spiele für eine
ganze Richtung
unsrer neueren Or-
namentik gelten
können, auf die wir
noch etwas näher
eingehen möchten.
Wir sehen an dem Flächenmuster auf Seite 10 den Aus-
druck derselben Auffassung des Ornamentes wie an vielen
Eckmannschen Tapeten. Die Einzelformen der Pflanze sind
so verallgemeinert, und die »Stilisierung« so weit durchgeführt,
dass man kaum mehr von einer bestimmten Pflanzenart reden
kann. Die charakteristischen Linienführungen, die Anordnung
der schematisch behandelten dunklen Flecken auf dem helleren
Hintergründe gemahnen uns eben noch an Pflanzenformen;
es ist aber ganz unverkennbar, dass es dem Künstler nur auf
gute Flächenfüllung und einen gefälligen Rhythmus angekommen
ist, um eine ruhige Gesamtwirkung der Fläche zu erzielen,
über die das Auge hingleitet ohne besondres Interesse an der
Darstellung und an den Einzelformen. Denkt man sich dieses
Tapeten- oder Stoffmuster in einem helleren und einem dunkleren
Tone derselben Farbe ausgeführt, so hat man allerdings das
neuerdings angestrebte völlig indifferente Wandmuster, welches
zur Erzielung einer ruhigen Stimmung des Raumes, zur Zu-
sammenfassung einer in einfachen Formen gehaltenen Ein-
richtung desselben, wie als Hintergrund zur Hervorhebung
einzelner wertvoller Bilder und Dekorationsgegenstände un-
streitig sehr geeignet ist.

Kapitäl vom Wohnhaus
Meineckestrasse 12|13
in Berlin.

Architekt: Max Welsch
in Berlin.
Modelliert von Rob. Schirmer
in Berlin.




Architekten: Kayser&von Oroszheim, Bauräte in Berlin.
Modelliert von Rob. Schirmer in Berlin.

Füllungen vom Haus
Viktoriastrasse 27 in Berlin.

Eckmann selbst ist bekanntlich durchaus nicht bei der rein

dekorativen Linie stehen geblieben, er hat bald sehr ausgiebig
naturalistische Formen, besonders blühende Pflanzen in die
bewegten und schmiegsamen Linienführungen hinein komponiert
und gelegentlich auch Tiere verwendet, immer aber unter be-
sonderer Berücksichtigung der das Ornament beherrschenden
Linien- und Flächenwirkung, so dass selbst in der Tierzeichnung
irgend eine Linie als Wichtigstes hervortritt.
Auch die Zierleiste auf Seite 13 entspricht in der Be-
schränkung auf die gegensätzliche Wirkung von Schwarz und
Weiss in der richtigen Verteilung der hellen und dunklen
Flächen durchaus den Anforderungen, welche an das reine
Flächenornament zu stellen sind. Denkt man sich dieses

Ornament an untergeordneter Stelle verwendet, z. B. als be-

gleitender Fries in
Einlegearbeit, so
wird man auch
dem Bestreben
nach einfacher und
doch anziehender
Umrisszeichnung
die Anerkennung
nicht versagen
können. Der Phan-
tasie des Be-
schauers wird bei
diesen neueren Ar-
beiten meist ein
ziemlich weiter
Spielraum in der
Auslegung der
Grundform gelas-
sen und damit
eine geistige Be-
schäftigung ge-
boten, welche die
altbekannten und
deshalb uns über-
drüssig geworde-
nen Formen nicht
mehr gewähren
können.
Unzweifelhaft
liegt in der Heran-
ziehung derartiger
zumTeil,werweiss
woher, entlehnter
Formen eine Mög-
lichkeit, auch einer
durchaus an-


Durchbrochene Flachschnitzerei.
(Knospe der wilden Kastanie
mit vorjährigen Blattstielen.
Fond: Insektenformen.)

Architekt:
H. Kirchmayr
in Innsbruck.

9
 
Annotationen