1903
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 2
Der Ochsenbrunnen (Detail).
Erker am
Hotel
zum Ochsen-.
Der Ochsenbrunnen.
Von den zwei
(Schluss folgt.)
Schätze andrer Sammlungen
Aufnahmen aus demselben
da-
be-
der
wer-
ob
jetzt
dort
guter
der
A n n a-
ist in
leider
Teil der
stammt
birgt, was sich neben die
könnte.
lichkeit ihrer
gehaltenen Löwen als Wasserspeier verwandt sind, zeugt von
einem köstlich naiven Humor.
Die Oswaldkirche, deren Bau im Jahre 1478 unter der
Leitung eines gewissen Hans Felder begonnen wurde, hat
im ganzen ziemlich viel durch Erneuerungen gelitten, und die
hier wiedergegebenen Details sind fast die einzigen im Innern,
deren Formen durch die mehrfache Uebertünchung hindurch
noch zu erkennen sind. Bemerkenswert ist noch das Haupt-
portal der Kirche; hier wirkt, wie so oft, der Umstand, dass
dasselbe, selbst ziemlich reich gehalten, in einer sonst ruhigen
Mauerfläche sitzt, in hohem Grade reizvoll.
Zug besitzt auch ein kleines Museum, das freilich äusser
einigen Sehenswürdigkeiten von rein ortsgeschichtlichem Wert
wenig
stellen
5
dem Jahre 1544.
Das Sankt
Pfründhaus
seiner Eigenart
das einzige in Zug noch
erhaltene Exemplar. Und
doch war, wie ich er¬
fuhr, gerade die Form
dieses Häuschens ty¬
pisch für die Stadt, und
noch vor nicht allzulanger Zeit gereichte eine ganze
Reihe derartig gestalteter Gebäude der Stadt zur Zierde.
In dem Ochsenbrunnen, dessen Gesamtansicht
und Säulendetail hier folgen, haben wir ein
Stück vor uns, das sich in seiner urwüchsigen
Kraft des Ausdrucks würdig dem Bilde des
ganzen Städtchens anpasst. Zug besitzt zwei
solche Brunnen; der Meister des hier dar-
gestellten ist unbekannt. Entstanden ist der
Brunnen im Jahre 1540. Die Ritterfigur soll
den Bannerherrn W. Kollin darstellen; jedoch
ist dies nicht verbürgt. Merkwürdig ist die
Säule besonders durch die frische Ursprüng-
Einzelheiten; die Art z. B., wie die in Flachrelief
und Abgrenzung der einzelnen
Schaufenster sowohl in ge-
schäftlicher wie in künstle-
rischer Hinsicht vorteilhafter.
Selbst wo die Menge
gleichartiger und gleichfarbiger
Waren als grosse einheitliche
Dekoration das Auge erfreut,
ist eine gewisse Begrenzung
des Gesichtsfeldes für die vor-
teilhafte Wirkung nötig. Man
betrachte nur die zeitweise an
allen Schaufenstern in einer
Farbe durchgeführten Aus-
lagen bei Tietz, um sich
von zu überzeugen. So
merkenswert von fernher
Gesamteindruck als Bild
ist, so wenig kommen
die einzelnen Waren-
sorten zur Geltung, weil
das Auge des Nahe-
stehenden durch die
weiten Durchblicke auf
die benachbarten Aus-
lagen abgelenkt und er-
müdet wird. Deshalb
mit den Waren selbst oder
Reiseskizzen
aus Zug.
Von S. von Suchodolski,
Architekt in München.
"W
Rippenansätze in
hat man neuerdings vielfach
durch zeitweise Einfügung von Stellwänden gewisse Ab-
grenzungen eingebaut, die den Blick beschränken.
Vergleichen wir damit andre grosse Schau¬
fenster, etwa die des Kaiserbazars, in denen
die Waren, schön eingefasst, voll zur Geltung
kommen, oder ältere Schaufenster an den
Pariser Boulevards, die noch keine Riesen-
spiegelscheiben haben, wie sie bei uns in den
letzten Jahren Mode geworden sind, und die
gerade durch die Knappheit der Umrahmung
die Waren besonders gut hervortreten lassen.
Dort sehen wir kleinere, anspruchslosere Gebäude, nichts
Aussergewöhnliches wie bei unsern grossen Warenhäusern von
Wertheim u. a., sondern ganze Strassenfronten, wie in der Rue
de Rivoli, in einem Stil, wie aus einem Guss, und dadurch
weniger Unruhe in der Gesamterscheinung -
schönere Schaufenster.
wie die Franzosen bei den allmählich beginnenden
5
und im einzelnen
Man darf wohl gespannt sein,
umfassenden
Umbauten
der etwas
veralteten
Geschäfts-
häuser die
neuen Lä-
den gestal-
ten
den,
nicht
auch
ein
Teil
vorneh men
Ruhe durch
das allzu
starke Her-
vortreten
einzelner
besonders
auffälliger
Einrichtun-
gen verlo-
ren gehen
wird.
(Schluss.)
Selbst an sehr grossen
Giebeln finden wir
4) diese Form wieder;
das Hotel zum Ochsen in
Zug, dessen Erker beifolgend
abgebildet ist, bietet dafür ein
Beispiel. Der Bau, dessen alter-
tümliche Gestalt leider bloss
noch im oberen
Fassade erhalten ist
aus
Portal der Oswaldkirche.
der Oswaldkirche.
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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 2
Der Ochsenbrunnen (Detail).
Erker am
Hotel
zum Ochsen-.
Der Ochsenbrunnen.
Von den zwei
(Schluss folgt.)
Schätze andrer Sammlungen
Aufnahmen aus demselben
da-
be-
der
wer-
ob
jetzt
dort
guter
der
A n n a-
ist in
leider
Teil der
stammt
birgt, was sich neben die
könnte.
lichkeit ihrer
gehaltenen Löwen als Wasserspeier verwandt sind, zeugt von
einem köstlich naiven Humor.
Die Oswaldkirche, deren Bau im Jahre 1478 unter der
Leitung eines gewissen Hans Felder begonnen wurde, hat
im ganzen ziemlich viel durch Erneuerungen gelitten, und die
hier wiedergegebenen Details sind fast die einzigen im Innern,
deren Formen durch die mehrfache Uebertünchung hindurch
noch zu erkennen sind. Bemerkenswert ist noch das Haupt-
portal der Kirche; hier wirkt, wie so oft, der Umstand, dass
dasselbe, selbst ziemlich reich gehalten, in einer sonst ruhigen
Mauerfläche sitzt, in hohem Grade reizvoll.
Zug besitzt auch ein kleines Museum, das freilich äusser
einigen Sehenswürdigkeiten von rein ortsgeschichtlichem Wert
wenig
stellen
5
dem Jahre 1544.
Das Sankt
Pfründhaus
seiner Eigenart
das einzige in Zug noch
erhaltene Exemplar. Und
doch war, wie ich er¬
fuhr, gerade die Form
dieses Häuschens ty¬
pisch für die Stadt, und
noch vor nicht allzulanger Zeit gereichte eine ganze
Reihe derartig gestalteter Gebäude der Stadt zur Zierde.
In dem Ochsenbrunnen, dessen Gesamtansicht
und Säulendetail hier folgen, haben wir ein
Stück vor uns, das sich in seiner urwüchsigen
Kraft des Ausdrucks würdig dem Bilde des
ganzen Städtchens anpasst. Zug besitzt zwei
solche Brunnen; der Meister des hier dar-
gestellten ist unbekannt. Entstanden ist der
Brunnen im Jahre 1540. Die Ritterfigur soll
den Bannerherrn W. Kollin darstellen; jedoch
ist dies nicht verbürgt. Merkwürdig ist die
Säule besonders durch die frische Ursprüng-
Einzelheiten; die Art z. B., wie die in Flachrelief
und Abgrenzung der einzelnen
Schaufenster sowohl in ge-
schäftlicher wie in künstle-
rischer Hinsicht vorteilhafter.
Selbst wo die Menge
gleichartiger und gleichfarbiger
Waren als grosse einheitliche
Dekoration das Auge erfreut,
ist eine gewisse Begrenzung
des Gesichtsfeldes für die vor-
teilhafte Wirkung nötig. Man
betrachte nur die zeitweise an
allen Schaufenstern in einer
Farbe durchgeführten Aus-
lagen bei Tietz, um sich
von zu überzeugen. So
merkenswert von fernher
Gesamteindruck als Bild
ist, so wenig kommen
die einzelnen Waren-
sorten zur Geltung, weil
das Auge des Nahe-
stehenden durch die
weiten Durchblicke auf
die benachbarten Aus-
lagen abgelenkt und er-
müdet wird. Deshalb
mit den Waren selbst oder
Reiseskizzen
aus Zug.
Von S. von Suchodolski,
Architekt in München.
"W
Rippenansätze in
hat man neuerdings vielfach
durch zeitweise Einfügung von Stellwänden gewisse Ab-
grenzungen eingebaut, die den Blick beschränken.
Vergleichen wir damit andre grosse Schau¬
fenster, etwa die des Kaiserbazars, in denen
die Waren, schön eingefasst, voll zur Geltung
kommen, oder ältere Schaufenster an den
Pariser Boulevards, die noch keine Riesen-
spiegelscheiben haben, wie sie bei uns in den
letzten Jahren Mode geworden sind, und die
gerade durch die Knappheit der Umrahmung
die Waren besonders gut hervortreten lassen.
Dort sehen wir kleinere, anspruchslosere Gebäude, nichts
Aussergewöhnliches wie bei unsern grossen Warenhäusern von
Wertheim u. a., sondern ganze Strassenfronten, wie in der Rue
de Rivoli, in einem Stil, wie aus einem Guss, und dadurch
weniger Unruhe in der Gesamterscheinung -
schönere Schaufenster.
wie die Franzosen bei den allmählich beginnenden
5
und im einzelnen
Man darf wohl gespannt sein,
umfassenden
Umbauten
der etwas
veralteten
Geschäfts-
häuser die
neuen Lä-
den gestal-
ten
den,
nicht
auch
ein
Teil
vorneh men
Ruhe durch
das allzu
starke Her-
vortreten
einzelner
besonders
auffälliger
Einrichtun-
gen verlo-
ren gehen
wird.
(Schluss.)
Selbst an sehr grossen
Giebeln finden wir
4) diese Form wieder;
das Hotel zum Ochsen in
Zug, dessen Erker beifolgend
abgebildet ist, bietet dafür ein
Beispiel. Der Bau, dessen alter-
tümliche Gestalt leider bloss
noch im oberen
Fassade erhalten ist
aus
Portal der Oswaldkirche.
der Oswaldkirche.
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