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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 19.1903

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3. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.43187#0049
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1903

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 3


Nach einer Aufnahme von Ludwig Schaller in Stuttgart.

Vom ehemaligen Lusthaus in Stuttgart.
Nördlicher Portikus mit Aufgangstreppi

Textblatt: Detail vom Elefantenhaus im Zoologischen
Garten zu Halle a.S. Architekten: Lehmann & Wolff in Halle a.S.
Das Raubtierhaus ist mit dem Elefantenhaus zu einer Gruppe ver-
einigt. Der Aufbau erfolgte im engsten Anschluss an die praktischen
Erfordernisse. Die Raubtierkäfige befinden sich in einer langgestreckten
verglasten Galerie, deren Fenster im Sommer herausgenommen werden.
Die Erwärmung im Winter erfolgt durch eine Niederdruckdampf-
heizung. Die Baukosten des etwa 60 m langen Gebäudes einschliesslich
der Aussenkäfige stellen sich auf 35 000 Mk.
Die Zimmerarbeiten rühren von Ohmann, die Malerarbeiten von
Forberg und die Schlosserarbeiten von Gottfried Zwanzig in Halle her.
Die Bauzeit betrug sechs Wochen, vom ersten Spatenstich bis zum Ein-
bringen der Raubtiere gerechnet.
Berichtigung. Als Verfasser der auf Tafel 3 erschienenen Pfründner-
häuser der Kruppschen Kolonie Altenhof bei Essen ist uns von unserm
Korrespondenten Herr Architekt Henning in Essen genannt worden. Von
Herrn Henning erhalten wir nun die Nachricht, dass die Entwürfe nicht
von ihm selbst stammen, sondern dass er die Projekte lediglich unter der
Leitung und nach den Angaben des Ressortchefs des Kruppschen Bau-
bureaus, Herrn Baurat Schmohl, dessen Beamter er ist, aufgezeichnet hat.
Neu aufgedeckte Ueberreste des ehemaligen Lust-
hauses in Stuttgart
Das am 20. Januar dieses Jahres abgebrannte Hoftheater in Stuttgart
ist bekanntlich an der Stelle des abgebrochenen, ehemaligen Lusthauses
und mit Benutzung eines Teiles seiner Baureste errichtet worden. Wie
viel oder wie wenig durch diesen Umbau vom alten Hause erhalten blieb,
war in Vergessenheit geraten oder nur wenigen bekannt. Der Abbruch
der Brandruine hat nun zu allgemeiner Ueberraschung einen nicht uner-
heblichen Bauteil des alten Lusthauses, den nördlichen Portikus mit Auf-
gangstreppe und kreuzgewölbtem Umgang der unteren Brunnenhalle, fast
vollständig erhalten zu Tage gefördert und wir glauben vielen unsrer
Leser eine Freude zu bereiten, wenn wir, vor gänzlicher Entfernung dieser
letzten Reste, sie ihnen im Bilde vorführen. Noch erkennt man deutlich
die Zierlichkeit der Gliederungen und die Eleganz der Verhältnisse und
wir begreifen den Schmerz unsrer kunstliebenden Vorfahren, denen beim
Abbruch dieses einzigartigen Gebäudes das Flerz blutete. Erwägt man
andrerseits, bis zu welchem Grade damals schon die Verwitterung und
Baufälligkeit des Lusthauses vorgeschritten war, so erscheinen uns die
einem Erfordernis der Zeit bei fehlenden Mitteln gehorchenden Zerstörer,
auf die seitdem so mancher Stein geworfen wurde, in einem milderen
Lichte. Uebrigens sollen diese vorhandenen Reste an einem passenden
Platze, wahrscheinlich im Hofe der Technischen Hochschule, zur Auf-
stellung gelangen. W.
Bücherbesprechungen.
Das Holzwerk im modernen Wohn- und Geschäftshaus. Von Anton
Huber jun. Berlin, Verlag von Max Spielmeyer. Serie 1. 3 Lieferungen
mit je 10 Lichtdrucktafeln.
Das Werk soll dem Bautischler ein praktisch brauchbares Vorlagenwerk
für alle im modernen Wohn- und Geschäftshaus vorkommenden Arbeiten
bieten. „Nach Massgabe grossmöglichster Nutzbarkeit — so heisst es in
der Einleitung - durchdachter Konstruktion und unter Wahrung und Betonung
des Charakters des Materials und ansprechenden Formenwohllautes soll
aus dem Zweck der Räume heraus der neue Stil mit seiner einfachen leicht-
fliessenden Linienführung entstehen“ — ein Grundsatz, der als das Ziel aller
einsichtigen Bestrebungen der neuen Richtung allgemeine Gültigkeit hat,

in den Zeichnungen der vorliegenden
ersten Lieferung aber nicht überall folge-
richtig durchgeführt erscheint. Wenig-
stens entsprechen z. B. die übermässig-
langen Füllungen der Thüren auf Tafel 1,
4, 7 und 9 unsres Erachtens nicht
den konstruktiven Erfordernissen, also
auch nicht einer darauf begründeten
Linienführung.
Hochbau-Lexikon, bearbeitet und her-
ausgegeben von den Architekten Dr.
phil. Gustav Schönermark und Wilhelm
Stüber. Berlin 1902. Verlag von Wilhelm
Ernst & Sohn, Gropius’sche Buch- und
Kunsthandlung. Vollständig in 20 Liefe-
rungen zum Preise von je 2 Mark oder
in fünf Abteilungen zum Preise von
je 8 Mark.
Die Verfasser haben sich die Auf-
gabe gestellt, die im Hochbau vorkom-
menden Materien nach Sch lag wort en
geordnet derart zur Darstellung zu
bringen, dass eine schnelle und zugleich
umfassende Orientierung über das der
Aufklärung gerade bedürfende Thema dar-
geboten wird, schneller als beim Nach-
schlagen und , Nachlesen in einem der
umfangreichen Werke mit systematischer
Anordnung des Stoffes. Die vorliegende
erste Abteilung lässt erkennen, dass das
Lexikon die Aufgabe in zweckentspre-
chendster Weise löst. Knapp im Ausdruck,
das Wesentliche kurz zusammenfassend,
Unwesentliches beiseite lassend, gibt es, unterstützt durch zahlreiche scharfe
und deutliche Abbildungen, hinreichende Auskunft über alles im Hochbau in
Betracht Kommende. Dabei sind die Abbildungen fast ausnahmslos nach pho-
tographischen Aufnahmen hergestellt, so dass sie die Skizze und Handzeich-
nung an Naturtreue übertreffen und der Beschreibung viel Worte insbesondere
dort ersparen, wo es sich um die Darstellung mechanisch-technologischer
Vorgänge, um Arbeitsmethoden, Handhabung von Werkzeugen und ähn-
liches handelt. So bietet das warm zu empfehlende, vornehm ausgestat-
tete, schöne Werk nicht allein den im Hochbau Thätigen ein brauchbares
und willkommenes Hilfsmittel, sondern auch dem Unbewanderten eine be-
queme und sichere Einführung in das weite Gebiet des Hochbauwesens.


Vom ehemaligen Lusthaus in Stuttgart. Nach einer Aufnahme
Kreuzgewölbter Umgang der unteren Brunnenhalle. von Ludwig Schaller in Stuttgart.

Für die Redaktion verantwortlich: Oberbaurat Carl Weigle in Stuttgart.

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