1903
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 8
wundert schauen selbst die sehr deplacierten Sphinxköpfe auf
den ganzen drolligen Zauber unter sich. Und dazu noch ein
sprühender Wirrwarr von Farben! Rot, Gelb, Grün, Weiss,
Gold und Blau! Da ist’s doch wohl noch besser, in dem
Haus selbst, als gegenüber zu wohnen. Schade nur um das
fein empfundene Relief über dem Thor, das in all dem Formen-
und Farben wüst rettungslos verloren geht!
3^ SST
Beschreibung der Abbildungen.
KANZLEIRÄUME
BILLARDSAAL
'SPIELZIMMER
KANZLEIRAUM
SPIEL¬
ZIMMER
VORRAUM SCHREIBER
SAFES-
KASSE
VORRAUM
Das Schmetterhaus in Troppau. Architekt: Rudolf Srnetz
in Brunn bei Wien.
Tafel 57. Das
Schmetterhaus in
Troppau. Architekt:
Rudolf Srnetz in
Brunn bei Wien.
Das Gebäude ver-
dankt seine Entstehung
einem Wettbewerb, in
dem der ausgeführte Ent-
wurf den ersten Preis
erhielt. Als Repräsen-
tationshaus der Stadt er-
richtet, enthält dasselbe
neben den Räumen für
die Administration im
Erdgeschoss und ersten
Stock links ein Kaffee-
haus , rechts eine Bank-
anstalt. Der dritte Stock
dient als städtisches Mu-
seum, der zweite ist für
Wohnungen vorbehalten
und soll nach Bedarf der
Erweiterung des Muse-
ums dienen. Das Stadt-
wappen am Turm ist aus
farbiger Majolika ge-
fertigt.
Tafel 58. Land-
haus in der Hum-
boldtstrasse in Stuttgart. Architekt: Albert Eitel in Stuttgart.
Das Programm verlangte eine vollständige Wohnung von fünf
grossen Zimmern mit Toilette, Badezimmer, Küche und Anrichte auf einem
Boden, ausserdem noch mehrere Schlaf- und Wohnräume für Kinder.
Von der Hauptwohnung sollte eine direkte Verbindung mit dem dahinter
Landhaus in der Humboldtstrasse in Stuttgart.
Architekt: Albert Eitel in Stuttgart.
liegenden Garten ermöglicht werden, was sich bei dem stark abfallenden
Terrain leicht bewerkstelligen liess. Dagegen machte es die erlaubte First-
höhe von nur 14 m schwierig, das Gebäude nicht zu sehr in den Berg
versinken zu lassen, welchem Umstande durch Turm und Giebelaufbauten
entgegengearbeitet wurde.
Der Eingang ist im
Untergeschoss zu ebener Erde angeordnet, wo-
durch ein geräumiges Vestibül ermöglicht
wurde. Ausserdem befinden sich hier noch
Garderobe, Dienerzimmer, Gartenzimmer und
verschiedene Wirtschaftsräume. Ueber dem
Untergeschoss liegt die Hauptwohnung. Die
Verbindung der Wohnung mit dem Garten
geschieht durch das Speisezimmer, welchem
eine Terrasse angebaut ist. Um das Dach
durch den weiter erforderlichen Stockwerk-
aufbau nicht zu kümmerlich zu gestalten, sind
die übrigen Wohn- und Schlafräume in das
Dach eingebaut und durch Schrank- und Bett-
nischen zu wohnlichen Räumen ausgebildet
worden.
Die Fassaden sind in weissem Sandstein
und gelblichem Putz ausgeführt, das Dach ist
mit roten Biberschwänzen gedeckt.
Wohnhaus in München,
Kaulbachstrasse 26.
Architekt ^Professor Martin Dülfer
in München.
Tafel 59. Wohnhaus in München,
Kaulbachstrasse26. Architekt:Professor
Martin Diilfer in München.
Das Haus Kaul-
bachstrasse 26 bildet
den nördlichsten Teil
einer grösseren zusam-
mengehörigen Bau-
gruppe, welche noch
die Nummern 22, 22 a
und 24 umfasst und
in gleichartiger Weise
durchgebildet ist.
Ueber einem Sockel
aus Stampfbeton ist
alles Mauerwerk in
Backsteinen ausge-
führt und in der male-
risch wirkenden Art,
wie sie für alle Bauten
Dülfers charakteris-
tisch ist, verputzt. Die
Flächen zeigen ener-
gisch horizontal ge-
riefelten rauhen Putz,
die Architekturteile
und Ornamente sind
glatt behandelt. Die
rauhen Flächen sind
im Erdgeschoss tief
olivfarbig getönt, wäh-
rend die oberen Ge-
schosse eine lebhaft
Evangelische Kirche auf der
Dorfaue in Gross-Lichterfelde.
Treppe zu den Emporen.
Architekt: Fritz Gottlob
in Berlin.
blaugrüne Färbung er¬
hielten, von der sich die gelblichen glatten Teile wirksam abheben. Die
Ornamente der Friese unter den Gesimsen stehen auf tief rotbraunem
Grund und einzelne kleine Teile, wie Tropfen, Knöpfe u. s. w., sind gelb
oder vergoldet. Das Holzwerk der Fenster ist weiss gestrichen. Zur
Deckung der Dächer und des Gesimses über dem Erdgeschoss sind rote
Ziegel verwendet, die Kuppeln und Profillinien der Giebel, Dacherker u. s. w.
mit Kupfer verkleidet. Nach der Strasse zu ist der Hof mit durchbrochenen
Thoren in Schmiedeeisen abgeschlossen.
Tafel 60. Evangelische Kirche auf der Dorfaue in Gross-
Lichterfelde. Architekt: Eritz Gottlob in Berlin.
Architekt Fritz Gottlob erhielt in einem Wettbewerb um die Kirche
1896 den ersten Preis und infolgedessen die Ausführung des Bauwerks. Die
Evangelische Kirche auf der Dorfaue
in Gross-Lichterfelde.
Architekt: Fritz Gottlob
in Berlin.
Kirche ist 1898—1900 in norddeutscher Backsteingotik errichtet. Auch die
innere Ausstattung geschah nach den Entwürfen des Architekten. Die
Fassaden sind ohne Glasurziegel, das Dach einfarbig mit Biberschwänzen
als Kronendach ausgeführt. Der Sockel besteht aus gesprengten und
Evangelische Kirche auf der Dorfaue
in Gross-Lichterfelde.
Sakristei. ■
Architekt: Fritz Gottlob
in Berlin.
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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 8
wundert schauen selbst die sehr deplacierten Sphinxköpfe auf
den ganzen drolligen Zauber unter sich. Und dazu noch ein
sprühender Wirrwarr von Farben! Rot, Gelb, Grün, Weiss,
Gold und Blau! Da ist’s doch wohl noch besser, in dem
Haus selbst, als gegenüber zu wohnen. Schade nur um das
fein empfundene Relief über dem Thor, das in all dem Formen-
und Farben wüst rettungslos verloren geht!
3^ SST
Beschreibung der Abbildungen.
KANZLEIRÄUME
BILLARDSAAL
'SPIELZIMMER
KANZLEIRAUM
SPIEL¬
ZIMMER
VORRAUM SCHREIBER
SAFES-
KASSE
VORRAUM
Das Schmetterhaus in Troppau. Architekt: Rudolf Srnetz
in Brunn bei Wien.
Tafel 57. Das
Schmetterhaus in
Troppau. Architekt:
Rudolf Srnetz in
Brunn bei Wien.
Das Gebäude ver-
dankt seine Entstehung
einem Wettbewerb, in
dem der ausgeführte Ent-
wurf den ersten Preis
erhielt. Als Repräsen-
tationshaus der Stadt er-
richtet, enthält dasselbe
neben den Räumen für
die Administration im
Erdgeschoss und ersten
Stock links ein Kaffee-
haus , rechts eine Bank-
anstalt. Der dritte Stock
dient als städtisches Mu-
seum, der zweite ist für
Wohnungen vorbehalten
und soll nach Bedarf der
Erweiterung des Muse-
ums dienen. Das Stadt-
wappen am Turm ist aus
farbiger Majolika ge-
fertigt.
Tafel 58. Land-
haus in der Hum-
boldtstrasse in Stuttgart. Architekt: Albert Eitel in Stuttgart.
Das Programm verlangte eine vollständige Wohnung von fünf
grossen Zimmern mit Toilette, Badezimmer, Küche und Anrichte auf einem
Boden, ausserdem noch mehrere Schlaf- und Wohnräume für Kinder.
Von der Hauptwohnung sollte eine direkte Verbindung mit dem dahinter
Landhaus in der Humboldtstrasse in Stuttgart.
Architekt: Albert Eitel in Stuttgart.
liegenden Garten ermöglicht werden, was sich bei dem stark abfallenden
Terrain leicht bewerkstelligen liess. Dagegen machte es die erlaubte First-
höhe von nur 14 m schwierig, das Gebäude nicht zu sehr in den Berg
versinken zu lassen, welchem Umstande durch Turm und Giebelaufbauten
entgegengearbeitet wurde.
Der Eingang ist im
Untergeschoss zu ebener Erde angeordnet, wo-
durch ein geräumiges Vestibül ermöglicht
wurde. Ausserdem befinden sich hier noch
Garderobe, Dienerzimmer, Gartenzimmer und
verschiedene Wirtschaftsräume. Ueber dem
Untergeschoss liegt die Hauptwohnung. Die
Verbindung der Wohnung mit dem Garten
geschieht durch das Speisezimmer, welchem
eine Terrasse angebaut ist. Um das Dach
durch den weiter erforderlichen Stockwerk-
aufbau nicht zu kümmerlich zu gestalten, sind
die übrigen Wohn- und Schlafräume in das
Dach eingebaut und durch Schrank- und Bett-
nischen zu wohnlichen Räumen ausgebildet
worden.
Die Fassaden sind in weissem Sandstein
und gelblichem Putz ausgeführt, das Dach ist
mit roten Biberschwänzen gedeckt.
Wohnhaus in München,
Kaulbachstrasse 26.
Architekt ^Professor Martin Dülfer
in München.
Tafel 59. Wohnhaus in München,
Kaulbachstrasse26. Architekt:Professor
Martin Diilfer in München.
Das Haus Kaul-
bachstrasse 26 bildet
den nördlichsten Teil
einer grösseren zusam-
mengehörigen Bau-
gruppe, welche noch
die Nummern 22, 22 a
und 24 umfasst und
in gleichartiger Weise
durchgebildet ist.
Ueber einem Sockel
aus Stampfbeton ist
alles Mauerwerk in
Backsteinen ausge-
führt und in der male-
risch wirkenden Art,
wie sie für alle Bauten
Dülfers charakteris-
tisch ist, verputzt. Die
Flächen zeigen ener-
gisch horizontal ge-
riefelten rauhen Putz,
die Architekturteile
und Ornamente sind
glatt behandelt. Die
rauhen Flächen sind
im Erdgeschoss tief
olivfarbig getönt, wäh-
rend die oberen Ge-
schosse eine lebhaft
Evangelische Kirche auf der
Dorfaue in Gross-Lichterfelde.
Treppe zu den Emporen.
Architekt: Fritz Gottlob
in Berlin.
blaugrüne Färbung er¬
hielten, von der sich die gelblichen glatten Teile wirksam abheben. Die
Ornamente der Friese unter den Gesimsen stehen auf tief rotbraunem
Grund und einzelne kleine Teile, wie Tropfen, Knöpfe u. s. w., sind gelb
oder vergoldet. Das Holzwerk der Fenster ist weiss gestrichen. Zur
Deckung der Dächer und des Gesimses über dem Erdgeschoss sind rote
Ziegel verwendet, die Kuppeln und Profillinien der Giebel, Dacherker u. s. w.
mit Kupfer verkleidet. Nach der Strasse zu ist der Hof mit durchbrochenen
Thoren in Schmiedeeisen abgeschlossen.
Tafel 60. Evangelische Kirche auf der Dorfaue in Gross-
Lichterfelde. Architekt: Eritz Gottlob in Berlin.
Architekt Fritz Gottlob erhielt in einem Wettbewerb um die Kirche
1896 den ersten Preis und infolgedessen die Ausführung des Bauwerks. Die
Evangelische Kirche auf der Dorfaue
in Gross-Lichterfelde.
Architekt: Fritz Gottlob
in Berlin.
Kirche ist 1898—1900 in norddeutscher Backsteingotik errichtet. Auch die
innere Ausstattung geschah nach den Entwürfen des Architekten. Die
Fassaden sind ohne Glasurziegel, das Dach einfarbig mit Biberschwänzen
als Kronendach ausgeführt. Der Sockel besteht aus gesprengten und
Evangelische Kirche auf der Dorfaue
in Gross-Lichterfelde.
Sakristei. ■
Architekt: Fritz Gottlob
in Berlin.
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