Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst (19.1903)

1903

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 10


Um die Ausführung der preisgekrönten Entwürfe anzu-
regen, damit diese für sich selbst zeugen und als vor aller
Augen stehende Beispiele befruchtend weiter wirken können,
beschloss der Verein ferner, Preise im Werte von 300, 200
und 150 Mk. auszusetzen für diejenigen, welche zuerst Häuser
nach den Entwürfen »Billig« und »Peerköpp« bauen würden.
Diese Preise sollten aus Einrichtungsgegenständen in Vierländer
Art bestehen, wodurch zugleich einem weiteren Zwecke des
Vereins, das Vierländer Kunsthandwerk zu heben, gedient wird.
Das Vorgehen des Vereins für Vierländer Kunst und
Heimatkunde verdient warme Anerkennung für die zweck-
mässige Anregung, die er durch den Wettbewerb gegeben,
wie für die piaktische Form, in der er diese Anregung nutz-
bar und dauernd wirksam zu machen sucht. Diese erlangt
besondere Bedeutung, nachdem kürzlich ein Brand 27 Ge-
bäude in Altengamme eingeäschert hat. e.

Beschreibung der Abbildungen.


Tafel 73. Hochschule für die bildenden Künste in Berlin-
Charlottenburg. Architekten: Kayser & von Groszheim, Bau-
räte in Berlin. Hauptportal an der Hardenbergstrasse.
Zum Artikel: Die Hochschulen für die bildenden Künste und für
Musik in Berlin.
Tafel 74.
Wohn- und Ge¬

wöhn- und Geschäftshaus Glückstrasse 3 und Jägerstrasse 16
in München (Lamplgarten). Eingang zum Restaurant.
Architekt: W. Spannagel in München.

schäftshaus
Glückstrasse 3
und Jäger-
strasse 16 in
München. Ar-
chitekt \W.Span-
nagel in Mün-
chen. Hofansicht
(Lamplgarten).
Das Anwesen,
auf welchem in den
Jahren 1899 und
1900 die Gebäude
errichtet wurden,
ist von einer öffent-
lichen Passage
durchschnitten,
welche die oben-
genannten Strassen
miteinander verbin-
det. Die Gebäude
gruppieren sich um
einen gemeinschaft-
lichen grossen Hof,
dessen Ausgestal-
tung aus den hier
veröffentlichten Ab-
bildungen ersicht-
lich ist. Die Fassa-
den an den beiden
etwas schmalen
Strassen sind ganz
einfach gehalten.


: Wohn- und Geschäftshaus Glückstrasse 3 und Architekt: W. Spannagel
Jägerstrasse 16 in München (Lamplgarten). in München.
Hofansicht. Detail.
Im Erdgeschosse befinden sich Verkaufsläden; ausserdem eine Restauration
Zum Lamplgarten«, deren Zugang im Hofe durch ein reiches Portal
aus französischem Kalkstein ausgezeichnet ist. Die übrigen Geschosse
enthalten einfach ausgestattete Mietwohnungen. Sämtliche Fassaden sind
mit Kalkmörtel verputzt, die reichen Partieen in demselben Materiale ge-
zogen und der bildnerische Schmuck frei angetragen. Die Dächer sind
mit roten Dachplatten eingedeckt, die Balustraden der Terrassen aus Kunst-
stein hergestellt. Die Baukosten für sämtliche Gebäude beliefen sich auf
etwa 420000 Mk.

Wohn- und ueschaitshaus Uluckstrasse 3 und
Jägerstrasse 16 in München (Lamplgarten). Architekt: W. Spannagel in München.



S»ANC.EZF<

ORC.E.L

Architekt: Professor Fritz
Schumacher in Dresden.

Skizze zur Kirche einer
freireligiösen Gemeinde.

Tafel 75. Skizze zur Kirche einer freireligiösen Gemeinde.
Architekt: Professor Fritz Schumacher in Dresden.
Im Aeusseren ist versucht, dem Bauwerk trotz verhältnismässig be-
scheidener Dimensionen einen monumentalen Charakter zu geben, dadurch,
dass aller Effekt auf einen massigen Turmbau konzentriert ist. Der Auf-
bau des Turmes bleibt bis oben in Stein; er endet stumpf und deutet in
vier anbetenden Gestalten, die aus den Spitzen von frei emporragenden
Pfeilern ausgehauen sind, den Begriff der religiösen Verehrung an.
Durch das
Vorziehen der
Seitenschiffe der
rückwärts liegen¬
den Versamm¬
lungshalle ist der
Turm wie mit
2 T - Klammern
mit dem übrigen
Gebäude verbun¬
den und es bildet
sich ein tiefer
Bogen als Portal.
Auch im In¬
neren markiert
der Turm das Al¬
lerheiligste. Un¬
ten ist er zu einer
halbdunklen Vor¬
halleausgebildet,
in deren Mitte
ein Kunstwerk
aufgestellt ist;


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