Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stegmann, Carl von; Geymüller, Heinrich von; Stegmann, Carl von [Editor]; Geymüller, Heinrich von [Editor]
Die Architektur der Renaissance in Toscana: dargestellt in den hervorragendsten Kirchen, Palästen, Villen und Monumenten nach den Aufnahmen der Gesellschaft San Giorgio in Florenz; nach Meistern und Gegenständen geordnet (Band 4): Desiderio da Settignano, Giuliano da Maiano, Benedetto da Maiano, Mino, Andrea Sansovino, Il Cronaca — München: Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., 1890

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.54598#0017
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
GIULIANO DA MAJANO

BILDHAUER UND ARCHITEKT

1432—1490.

Lage3) Auf ihren Vorarbeiten und den Untersuchungen
jetzt bekannten Werke ist diese Monographie aufgebaut,
auch Vergleichungspunkte gegeben, um auf Stil verwandte
hinzuweisen, ferner seine ausserhalb Toscana liegenden

Die Innenseite der Thürflügel der Sala del-
) zeigt perspektivische Darstellungen; ein anderes mit

selben Zeit anderswo errichteten Gebäudes zu sein, dass z. B.
Bramante im Dienste des Herzogs von Mailand deshalb nicht der
Schöpfer der Cancelleria gewesen sei; dass Giuliano nicht Bau-
werke in Rom geleitet haben könne.
Der Brief des Kardinals von Cuenca an Lorenzo il Magni-
fico vom 1. Februar 1478 beweist, dass G. da Majano gleich-
zeitig mit seinen Arbeiten in Florenz, den Dom von Faenza und
den Palast Veniero in Recanati leitete. Anderswo sicht man,
dass er am 17. Februar in Neapel in den Dienst des Herzogs
von Calabrien tritt und dennoch am 15. Dezember 1488 wieder
zum Capomaestro des Doms von Florenz ernannt wird und bis
an sein Ende bleibt.5) Ferner sicht man Giuliano von Neapel
aus, am 12. Februar 1490, zwei Zeichnungen für die Vollendung
der Domfassade nach Florenz schicken. 6j

Kunstwerke IN HOLZ Die frühesten Nachrichten
über Giuliano beziehen sich auf Kunstwerke in Holz, wohl in
Verbindung mit Tarsia. Das erste 1455 war eine Art Sitztruhe7)
mit Rücklehne und Balustrade für die Compagnia di S. Agnese
delle Laudi im Carmine zu Florenz.
Von seiner Intarsiakunst zeigen Fig. 5 und 6, Füllungen
des Chorgestühls der Collegiata in S. Gimignano seine rein orna-
mentale Weise.
l’Udienza8;
figürlichen Kompositionen auf der Aussenseite dieser Flügel ver-
bunden mit Benedettos prächtiger Marmorthür in dessen Mono-
graphie Bl. 4.9)
Seine Werkstätte für Holzarbeiten blieb bis zuletzt in
Thätigkeit. Noch um 1487 unternimmt' er das Chorgestühl des
Doms zu Perugia, vollendet von Domenico del Tasso.
Es scheint, dass Benedetto mehr die Leitung der Werk-
statt für Stein- und Marmorarbeiten oblag.

EINLEITENDES ©x® Obgleich der bedeutendste Florentiner
Architekt des letzten Viertels des XV. Jahrhunderts, ist Giuliano
da Majanos Existenz oft wie vergessen.1 2) Seine Werke schienen
verloren oder wurden anderen Meistern zugeschrieben. Dank
den Bemühungen verschiedener Forscher sind wir jetzt in einer
besseren
aller bis
Ich habe
Arbeiten
Werke in Betracht gezogen und Teile davon abgebildct.
Zwischen Giuliano da Majano und seinem zehn Jahre
jüngeren Bruder Benedetto hat ein ähnliches Verhältnis bestanden,
wie zwischen Giuliano und Antonio da Sangallo. Ihr häufiges
Zusammenwirken ist zu wenig berücksichtigt worden. Wir lassen
daher ihre Monographien aufeinander folgen und werden noch
im Leben Benedettos auf Giuliano zurückzukommen haben.4)
Äusser der erwähnten künstlerischen Bedeutung findet man
im Leben von G. da Majano nach zwei Richtungen hin be-
lehrende Erscheinungen. Sie beleuchten einen der zwei Wege,
auf welchen die Florentinische Renaissance — hier durch Tos-
caner selbst — sich in Italien verbreitete. Dann beweisen sie
den Irrtum der Ansicht, dass die nachgewiesene Gegenwart eines
Meisters an einem Orte ihn verhindere, der Schöpfer eines zur

AJANO, zwischen Fiesoie und Settignano ge-
legen , ist durch die Brüder Giuliano und
Benedetto nicht minder bekannt geworden, als
jene durch Beato Angelico, Mino, Desiderio
und andere Meister. Die Abkürzung „Nardi“
des Namens ihres Vaters Leonardo, ist wie ein Familienname
auf Giuliano und Benedetto übergegangen. ’) Leonardo war
ebenfalls maestro di legname e di pietra.


1) Siehe: Vasari II, 471. Giuliano nennt sich 1480 Giuliano di Lionardo
d’Antonio da maiano legnaiuolo del popolo S. Lorenzo di Firenze. In den
Rechnungen des Palazzo della Signoria heissen sie Juliano et Benedicto Nardi
de Maiano. Ihr Bruder Giovanni starb 1478 (Gaye I, 268 u. 571 — 575)-
2) In meiner Besprechung des Palazzo Pazzi in der ersten Lieferung des
Poscanawerkes sieht man, in welche Verlegenheit mich dies versetzte.
3) Wir erinnern dankbar an Carlo Milanesi, A. Ricci, Can. Biasoli,
D. Calcagni, Cavalucci, N. Barone, den Principe Don Gaetano Filangieri, Jodoco
del Badia, Lisini u. a. m., an das Commentario Gaetano Milanesis (Vasari Ediz.
Lemonnier, IV, 8 und ScrittiVarj, S. 141) und an die Arbeit C. von Fabriczys
im Archivio Storico dell’ Arte.
4) Im Jahre 1480 hatten die Brüder das durch ihren Vater 1465 ge-
kaufte Wohnhaus in Via San Gallo, eine Werkstätte für ihre Ilolzarbeiten in

Via de’ Servi und eine andere für die Stein- und Marmorarbeiten bei Brunel-
lescos begonnener Kapelle degli Angeli (in Via del Castellaccio). Benedetto
war damals noch nicht verheiratet.
5) Siehe den Brief bei Carlo Milanesi im Giornale storico degli Archivi
toscani Bd. III S. 233 und einen Auszug bei C. v. Fabriczy S. 443.
6) Vasari IV, 306.
7) Cassa con spalliera e ringhiera.
8) Sichtbar in der Monogr. Michelozzos Bl. 9.
9) Fernere Arbeiten waren: Im Dom zu Florenz die Schränke der Sakristei,
seit 1463 und 1465 zwei Seiten mit den Guirlanden darüber. Dann 1471, 22. Sept.,
zusammen mit Francione und Francesco di Domenico gen. il Monciatta, jeder
einen dritten Teil des untergegangenen achteckigen Chors unter der Domkuppel.
Ruhmor, Ital. Forsch. II, 375—377. Andere Arbeiten bei Vas. II, 468 et IV, 268 n. 3.

Architektur der Renaissance in Toscana, Giuliano da Majano.

I
 
Annotationen